1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Ein Treffen, das Geschichte macht

12. Februar 2016

Erstmals in der Kirchengeschichte haben sich ein Papst der römisch-katholischen Kirche und ein russisch-orthodoxer Patriarch getroffen. Eine fast tausendjährige Eiszeit zwischen beiden Kirchen soll damit beendet werden.

Patriarch Kyrill und Papst Franziskus in Kuba (Foto: AFP/Getty Images)
Bild: Getty Images/AFP/A.Roque

Für ihr historisches Treffen haben Papst Franziskus und Patriarch Kyrill I. einen neutralen Ort gewählt, weit entfernt von ihren Wirkungsstätten Rom und Moskau: den Flughafen von Havanna. Themen ihres Gesprächs, für das zwei Stunden angesetzt sind, dürften die großen Weltfragen wie Frieden, Gerechtigkeit und Umweltschutz, aber auch die verzweifelte Lage der Christen im Nahen Osten sein. Im Anschluss wollen beide eine gemeinsame Erklärung unterzeichnen, in der sie die Verfolgung von Christen weltweit verurteilen.

Nach fast 1000 Jahren: Treffen mit Tragweite

Franziskus hat das Treffen mit dem Moskauer Patriarchen nach eigenen Worten sehnlich herbeigewünscht. "Es ist eine anspruchsvolle Reise, dicht gedrängt, aber heiß ersehnt", sagte der Papst auf dem Flug von Rom nach Havanna, seinem Zwischenstopp Richtung Mexiko. Sein "Bruder Kyrill" habe das Treffen ebenso herbeigesehnt wie er. Patriarch Kyrill ist bereits in dem sozialistischen Karbiksstaat. Sein Besuch in Kuba war schon länger geplant.

Spannungen zwischen Rom und Moskau hatten ein erstes Treffen zwischen Oberhäuptern der beiden größten christlichen Glaubensgemeinschaften seit der Spaltung vor fast tausend Jahren bislang verhindert. Die römisch-katholische und die östlich-orthodoxe Kirche gehen seit 1054 getrennte Wege. Bei den theologischen und politischen Streitigkeiten geht es unter anderem um den Autoritätsanspruch des Papstes. Aber auch in den Jahrzehnten seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion setzte das Patriarchat auf Abgrenzung. Die Errichtung von vier römisch-katholischen Diözesen in Russland empfand Moskau als Affront und warf Rom vor, orthodoxe Gläubige abzuwerben.

Franziskus machte bereits 2014 deutlich, dass er die Beziehungen auf eine neue Stufe heben will, als er verkündete, er würde den Moskauer Patriarchen treffen, "wo immer" dieser wolle. Kyrill gilt als Kirchenoberhaupt mit dem Willen zur Ökumene. Sein Treffen mit dem Papst liegt aber auch im Interesse des Kreml. Präsident Wladimir Putin setzt darauf, dass Kyrill als sein "Botschafter" wahrgenommen wird. Laut Verfassung ist Russland ein säkularer Staat, doch tatsächlich stehen sich der Patriarch und Putin nahe.

Fünf Tage Mexiko

Von Havanna aus fliegt der Papst nach Mexiko weiter. Bei dem ersten Besuch des 79-jährigen Argentiniers in dem lateinamerikanischen Staat stehen die Drogengewalt und die Migration im Mittelpunkt. Im bevölkerungsreichsten Land der spanischsprachigen Welt besucht Franziskus fünf symbolträchtige Orte, darunter die Unruheprovinz Chiapas und die Grenzstadt Ciudad Juarez, wo er unmittelbar am Metallzaun zu den USA eine Messe feiert.

qu/ml (dpa epd, kna, afp)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen

Mehr zum Thema

Weitere Beiträge anzeigen