1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Glaube

Papst mahnt in Georgien zum Frieden

30. September 2016

Zum Auftakt seiner zweiten Reise in den Kaukasus hat Papst Franziskus in Georgien den Konflikt um Abchasien und Südossetien angesprochen. Orthodoxe Georgier zeigten, was sie von dem Oberhaupt der Katholiken halten.

Georgien - Papst Franziskus steigt aus dem Flugzeug beim Tbilisi International Airport
Franziskus bei seiner Ankunft in Tiflis Bild: Reuters/D. Mdzinarishvili

Papst Franziskus will die Bemühungen um Frieden und Dialog in der Kaukasus-Region fördern. Bei seiner Ankunft in der georgischen Hauptstadt Tiflis mahnte er eine Lösung der Konflikte um die abtrünnigen Gebiete Südossetien und Abchasien an. Die beiden Teilrepubliken hatten sich 1992 unter anderem mit Verweis auf ethnische Interessen von Georgien abgespalten. Russland hat sie als selbstständige Staaten anerkannt.

Ethnische, sprachliche, politische und religiöse Unterschiede dürften nicht als Vorwand missbraucht werden, um "Divergenzen in Konflikte und Konflikte in endlose Tragödien zu verwandeln", betonte der 79-jährige Papst beim Empfang durch Georgiens Staatspräsident Giorgi Margwelaschwili. Mit Blick auf die gesamte Kaukasus-Region verlangte Franziskus "die Achtung der souveränen Sonderrechte jeden Landes im Rahmen des internationalen Rechts". Dessen Grundsätze dienten einem geordneten und friedlichen Zusammenleben.

Georgiens Präsident Margwelaschwili betont die territoriale Einheit Georgiens Bild: Getty Images/AFP/V. Pinto

"Russische militärische Aggression"

Präsident Margwelaschwili dankte dem Papst für dessen "Unterstützung der territorialen Integrität und Souveränität Georgiens". Zudem erinnerte er an den Kaukasuskrieg von 2008 und sprach von einer "russischen militärischen Aggression". 20 Prozent des georgischen Territoriums seien besetzt, 15 Prozent der Georgier müssten wegen ihrer Volkszugehörigkeit auf der Flucht leben, viele seien Gewalt, Entführungen, Mord und Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt, so der Präsident weiter. Georgien suche nicht die Konfrontation, sondern "lediglich einen Weg, der unser Land zur Befreiung von fremder Besatzung und zum Frieden führt", erklärte Margwelaschwili.

Dabei erinnerte er an den "Tag der Deutschen Einheit", der in der Bundesrepublik am 3. Oktober begangen wird. Die friedliche Wiedervereinigung Deutschlands sei dank des geschlossenen Einsatzes der Staatengemeinschaft möglich geworden, sagte der Präsident.

Der Papst trifft auch den Patriarchen der orthodoxen Kirche des Landes, Ilia II. Bild: Reuters/D. Mdzinarishvili

Fanziskus für engeren Dialog mit orthodoxer Kirche 

Franziskus bot der Regierung in Tiflis die "aktive Zusammenarbeit" der katholischen Kirche an. Zugleich wünschte er sich einen "vermehrten Dialog mit der angestammten orthodoxen georgischen Kirche". Das Verhältnis der georgisch-orthodoxen Kirche, der schätzungsweise 84 Prozent der Georgier angehören, zu den orthodoxen Schwesterkirchen und anderen christlichen Konfessionen gilt als schwierig.

Anschließend kam Franziskus mit dem 83-jährigen Patriarchen der orthodoxen Kirche, Ilia II., zusammen. Ein gemeinsames Gebet mit dem Patriarchen wird es während des zweitägigen Aufenthalts von Franziskus in Georgien allerdings nicht geben. Das sei der Sache nicht dienlich, hieß es in Tiflis.

Orthodoxe beschimpfen den Papst auf Spruchbändern als Ketzer Bild: Reuters/A. Bianchi

Proteste gegen Franziskus

In den vergangenen Tagen hatten ultrakonservative Anhänger der georgisch-orthodoxen Kirche vor der diplomatischen Vertretung des Vatikans in Tiflis gegen den Papstbesuch protestiert. Auch zur Ankunft des Papstes versammelten sich in der Hauptstadt Demonstranten. Sie hielten Transparente hoch, auf denen sie Franziskus als "Ketzer" beschimpften. Der Papst sei "nicht willkommen", hieß es auf anderen Spruchbändern. Patriarch Ilia II. verurteilte diese Kundgebungen.

Am Sonntag fliegt das katholische Kirchenoberhaupt weiter ins muslimisch geprägte Aserbaidschan unter dem autoritär herrschenden Präsidenten Ilham Aliyev. Dort leben nur einige hundert Katholiken. Mit Spannung wird erwartet, ob sich Franziskus zum blutigen Konflikt um das Unruhegebiet Berg-Karabach äußert.

se/djo (kna, epd, afp, dpa)

Den nächsten Abschnitt Top-Thema überspringen

Top-Thema

Den nächsten Abschnitt Weitere Themen überspringen