Globalisierungsgegner, Weltverbesserer, Musiker. Seit der Veröffentlichung der Paradise Papers ist klar: U2-Sänger Bono ist auch ein knallharter Geschäftsmann mit Briefkastenfirmen in Steueroasen.
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U2-Frontmann Bono gehört zu den reichsten Musikern der Welt. Beim G8-Gipfel 2007 sang er gegen die Armut in der Welt an. Im gleichen Jahr investierte er sein Geld in eine Briefkastenfirma im Steuerparadies Malta, wie die so genannten Paradise Papers belegen. Ein Jahr lang haben fast 400 Journalisten aus 67 Ländern Dokumente ausgewertet, die die Steuertricks von Firmen, Politikern, Sportlern und Kriminellen aufdecken.
Der Frontman der irischen Rockband, der bürgerlich Paul David Hewson heißt, ist einer von vielen prominenten Namen, die bei der Durchsicht der Paradise Papers auftauchen. Sein Name steht im Zusammen mit einer Firma namens "Nude Estates Malta Limited", deren Geld in einem Einkaufszentrum in der litauischen Kleinstadt Utena steckte. Das ist an sich kein Verbrechen. Was es brisant macht, ist der Vorwurf, dass die Gewinne des Einkaufszentrums falsch verbucht worden sein. Wenn das stimmt, hätte Bono über seine Firmenbeteiligung Steuern hinterzogen.
"Grober Verstoß gegen das Steuergesetz"
"Aus meiner Sicht, ist das kein Versehen, keine Steuerplanung oder Steuervermeidung, sondern ein grober Verstoß gegen das Steuergesetz", gab die litauische Steuerexpertin Rūta Bilkštytė nach Durchsicht der Paradise Papers an. Inzwischen ermitteln die litauischen Behörden. Steuerexperten schätzen, dass einige zehntausend Euro unterschlagen worden sein könnten. 2012 erhielt Bonos Firma ein neues Mutterunternehmen, das das Einkaufszentrum für 100 Pfund gekauft haben soll: "Nude Estates I", ansässig auf der Kanalinsel Guernsey. Auch an dieser Firma hält Bono seit 2007 Anteile. Eine weitere Firma des Musikers, die "Nude Estates Limited", war auch in Deutschland aktiv. Sie erwarb ein zehnstöckiges Bürogebäude in Duisburg.
Obwohl der Musiker schwerreich ist, nutzt er seit Jahren legale Steuertricks, um sein Millionenvermögen vor dem Finanzamt abzuschirmen. So verlagerte er den Steuersitz seiner Band U2 in die Niederlande, weil in seiner Heimat Steuervorteile für Musiker und Künstler abgeschafft wurden. Bonos Management bestätigte die Beteiligung des Sängers an dem Firmengeflecht, wies aber die Vorwürfe über Steuerverstöße zurück.
rey/suc (dpa/tagesschau)
U2: Band der Superlative
Seit 1976 steht die irische Band auf der Bühne und ein Ende ist nicht in Sicht. Wir blicken auf den kometenhaften Aufstieg einer der bedeutendsten Bands der Musikgeschichte - die ganz nebenbei noch einen Weltrekord hält.
Bild: Reuters/H. Hanschke
Frühe Jahre
U2 begannen 1976 als Schülerband. Zwei Jahre später gewanenn sie in ihrer Heimat Irland eine Talentshow und unterschrieb ihren ersten Plattenvertrag. Bis heute besteht die Band aus den Gründungsmitgliedern (v.l.n.r.): Adam Clayton, Larry Mullen, Paul David Hewson alias "Bono" und David Howell Evans, besser bekannt als "The Edge".
Bild: picture-alliance/dpa
Nordirland-Konflikt: Musikalisch Position beziehen
Von Beginn an setzten sich U2 in ihrer Musik mit politischen und sozialen Problemen auseinander. Die Single "Sunday, Bloody Sunday" von ihrem dritten Album "War" (1983) thematisiert den sogenannten Blutsonntag im Nordirland-Konflikt: Am 30. Januar 1972 wurden bei einer Kundgebung im nordirischen Derry 13 katholische Demonstranten von britischen Fallschirmjägern erschossen.
Aufgrund einer akuten Hungersnot in Äthiopien organisierte Bob Geldof im Juli 1985 das legendäre "Live Aid"-Konzert im Londoner Wembley-Stadion. Dort spielte U2 zusammen mit anderen musikalischen Größen wie George Michael, Paul McCartney und Freddie Mercury. Mit dem Auftritt schafften die Iren endgültig ihren internationalen Durchbruch.
Bild: picture-alliance/AP Photo/J. Schaber
Charismatischer Frontmann
Er ist der unbestrittene Kopf der Band: Paul David Hewson, besser bekannt als Bono. Seine einzigartige Stimme beeindruckte schon seine Mitschüler, die ihn deshalb in Anlehnung an den Hörgeräteladen "BONAVOX" in der Dubliner Innenstadt "Bono Vox" (lat. gute Stimme) nannten. Neben seiner musikalischen Karriere ist Bono vor allem durch sein jahrzehntelanges soziales Engagement bekannt.
Bild: Getty Images/AFP/B. Guay
Einsatz für guten Zweck
Das soziale und politische Engagement ihres Frontmanns teilen auch die anderen Bandmitglieder. 2003 nahmen U2 am Benefizkonzert "46664" in Kapstadt zugunsten des "Nelson Mandela Trust" teil. Ziel der Veranstaltung war es, auf die Gefahren von HIV und Aids aufmerksam zu machen. Zwei Jahre später organisierten U2 mit Bob Geldof die "Live 8"-Konzerte, das bis dato größte Musikereignis weltweit.
Bild: picture-alliance/dpa/dpaweb
Konzert für Obama
Im Januar 2009 spielten U2 im Rahmen der Vereidigung von US-Präsident Barack Obama am Lincoln Memorial in Washington. Mit "Pride", einem Lied das sie 1984 zu Ehren von Martin Luther King geschrieben hatten, und "City Of Blinding Lights", das Obama selbst zu einer seiner Wahlkampfhymnen erhoben hatte, drückten sie ihre Unterstützung für ersten afroamerikanischen US-Präsidenten aus.
Bild: Getty Images/J. Sullivan
Mit Preisen überhäuft
In ihrer mehr als 40-jährigen Bandgeschichte haben U2 weltweit rund 170 Millionen Alben verkauft. Neben zahlreichen Grammys und BRIT Awards erhielt die Band unter anderem zwei Golden Globes und war zwei Mal für den Oscar nominiert. 2005 wurde U2 in die "Rock and Roll Hall of Fame" aufgenommen.
Bild: Reuters
Erfolgreichste Tournee aller Zeiten
Neben den unzähligen Auszeichnungen stehen U2 seit 2011 auch im Guinness-Buch der Rekorde. Ihre 360°-Tour war die erfolgreichste Tournee in der Musikgeschichte. Zwei Jahre waren Bono und Co. durch Stadien auf der ganzen Welt getourt. Mit 7,2 Millionen Zuschauern und Ticketeinnahmen von rund 736 Millionen Dollar übertraf U2 deutlich die bisherigen Rekordhalter Rolling Stones.
Bild: picture-alliance/dpa/R. Jensen
Kein Ende in Sicht
Auch nach mehr als 40 Jahren scheinen U2 noch lange nicht an ein Karriereende zu denken. Im Gegenteil: Am 12. Mai startete die aktuelle "The Joshua Tree"-Tour in Vancouver. Neben den Titeln des legendären Albums aus dem Jahr 1986 stehen auch aktuelle Hits auf der Setlist. Das einzige Deutschlandkonzert findet am 12. Juli im Berliner Olympiastadion statt, ist allerdings bereits ausverkauft.