Paralympics-Komitee hebt Sanktionen gegen Russland auf
27. September 2025
Russlands Behindertensportler könnten bei den Paralympics 2026 in Mailand und Cortina d'Ampezzo unter eigener Flagge starten. "Schwer verständlich" ist das für den Deutschen Behindertensportverband.
Das IPC hat den Weg für die Rückkehr von Russland und Belarus zu den Paralympics unter eigener Flagge geebnet (Archivfoto)Bild: Marc John/Bonn.digital/picture alliance
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Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) hat auf seiner Generalversammlung in Seoul entschieden, die Sanktionen gegen die Dachverbände Russlands und seines Verbündeten Belarus aufzuheben. Gleichzeitig wurde beschlossen, die beiden Nationalkomitees wieder als Vollmitglieder in die Organisation aufzunehmen. Das IPC hatte beide Länder 2023 wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine teilweise suspendiert.
Finale Entscheidung liegt bei Weltverbänden
Diese Entscheidung ermöglicht formal die Teilnahme russischer und belarussischer Para-Athleten unter ihrer jeweiligen Flagge an den den Winterspielen in Mailand und Cortina d'Ampezzo in Italien (6. bis 15. März 2026).
Cortina d'Ampezzo in Italien: Hier und in Mailand finden die Paralympics im März 2026 statt (Archivfoto)Bild: lexis Boichard/Agence Zoom/Getty Images
Die sechs Sportarten im Programm unterliegen jedoch internationalen Verbänden, die die Suspendierung russischer und belarussischer Sportler bisher aufrechterhalten haben. Um teilnahmeberechtigt zu sein, muss jeder Athlet über eine aktive Lizenz für die Saison 2025/26 von seinem internationalen Verband für Para-Alpinski, Para-Langlauf, Para-Snowboard, Para-Biathlon, Para-Eishockey und Rollstuhl-Curling verfügen.
Russland euphorisch, DBS kritisch
"Das IPC wird mit den beiden betroffenen Mitgliedern zusammenarbeiten, um so schnell wie möglich praktische Maßnahmen zu ergreifen", heißt es in der Stellungnahme des Internationalen Paralympischen Komitees, an dessen Spitze der Brasilianer Andrew Parsons für eine dritte vierjährige Amtszeit bestätigt wurde.
Paralympics: Spitzensportförderung der Athleten mit Behinderung
03:25
Das Russische Paralympische Komitee begrüßte die Wiederaufnahme euphorisch. Es sei eine "faire Entscheidung" und "ein Beispiel dafür, wie die Rechte der Athleten ohne Diskriminierung aus nationalen oder politischen Gründen geschützt werden sollten".
Der Deutsche Behindertensportverband (DBS) sieht die Starterlaubnis hingegen zutiefst kritisch. "Für uns ist das schwer verständlich. Das ist eine Entscheidung, die wir allenfalls respektieren können, aber die Beschlüsse waren eindeutig", sagte DBS-Vizepräsident Karl Quade.
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Anderer Entschluss als beim IOC
Die Entscheidung wurde mit deutlicher Mehrheit von den IPC-Mitgliedsorganisationen, bestehend aus nationalen Paralympischen Komitees, internationalen Verbänden und internationalen Organisationen für Behindertensport getroffen.
Bei den Sommerspielen in Paris 2024 waren Russen und Belarussen nur unter neutraler Flagge und unter strikten Auflagen startberechtigt, bei den Winterspielen 2022 in Peking waren sie ausgeschlossen gewesen. Zuletzt waren Para-Sportler aus Russland bei den Heim-Spielen 2014 unter eigener Flagge startberechtigt, seither galten stets Sanktionen wegen Dopings oder des Ukraine-Krieges.
Paris 2024 - besondere Paralympics-Momente
Bei den Paralympischen Spielen geht es nicht nur um Entscheidungen, Medaillen und Rekorde. Jeder Wettkampftag in Paris bringt auch außergewöhnliche und einzigartige Bilder hervor.
Bild: Mika Volkmann/picture alliance
Science fiction am Kopf
Stylisch ist die Sonnenbrille von Prothesensprinter Vinicius Goncalves Rodrigues schon, aber zum Sieg reicht es für den Weltrekordhalter aus Brasilien trotz seiner "schnellen Gläser" nicht. 0,04 Sekunden langsamer als der Sieger holt Rodrigues über 100 Meter Bronze. Ob er ohne die Brille schneller gewesen wäre?
Bild: Ulrik Pedersen/NurPhoto/picture alliance
Waaaaaaaaaas????
"Das kann doch nicht wahr sein!", spricht es aus den Gesichtern der deutschen Sitzvolleyballer. Aber aller Protest hilft nichts, das Halbfinale gegen Bosnien und Herzegowina geht verloren. Allerdings viel deutlicher, als es die heftige Reaktion hier scheinen lässt. Die Deutschen verlieren klar mit 0:3.
Bild: Jens Büttner/dpa/picture alliance
Wenn es Nacht wird in Paris...
...ist beim Blindenfußball noch lange nicht Schluss. Die Sportler, die bei den Paralympics ihre Künste mit dem klingelnden Ball zeigen, haben von den Olympia-Beachvolleyballern das wohl schönste Stadion "geerbt" - das Stade Tour Eiffel, direkt unter dem Eiffelturm.
Bild: EMMA WALLSKOG/BILDBYRÅN/picture alliance
Maximale Streckung
Rollstuhl-Badmintonspieler Thomas Wandschneider macht sich lang - nicht nur bei diesem Schlag, sondern auch im übertragenen Sinne. Nach etlichen Siegen und Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften, gewinnt er in Paris seine erste Medaille bei den Paralympics: Bronze - mit 60 Jahren.
Bild: Mika Volkmann/picture alliance
Übersprudelnde Freude
Der Brasilianer Gabriel Geraldo dos Santos Araujo hat gerade paralympisches Gold über 100 Meter Rücken gewonnen. Der 22-Jährige ist quasi das Pendant zu Leon Marchand bei Olympia. Auch über 50 Meter Rücken und 200 Meter Freistil holt er Gold und stellt außerdem mit Brasiliens Lagenstaffel in Paris einen neuen Weltrekord auf.
Bild: Emilio Morenatti/AP Photo/picture alliance
Mit Stil in die Sandgrube
Ob breitere Flügel Weitspringerin Arjola Dedaj etwas weiter getragen hätten? Sie verpasst die Bronzemedaille nur um einen Zentimeter. Viele der blinden oder sehbehinderten Athletinnen und Athleten in Paris tragen im Wettkampf Augenmasken, aber die Italienerin sticht mit ihrem bunten Schmetterling optisch noch heraus.
Bild: Julian Stratenschulte/dpa/picture alliance
Hart aber herzlich
Rücksicht nimmt man im Rollstuhlrugby nicht unbedingt. Die Regeln lassen zwar keinen Körperkontakt zu, aber Kollisionen der Rollstühle sind erlaubt. Früher wurde die Sportart auch Murderball genannt. Frauen und Männer treten in gemischten Teams an. Der Umgang miteinander ist sehr fair, aber Überschläge - wie hier zwischen Deutschland und den USA - gehören dazu.
Bild: Julian Stratenschulte/dpa/picture alliance
Per Sprint zum Antrag
Sportlich enden die Paralympics für 100-Meter-Sprinter Alessandro Ossola nicht gerade erfolgreich. Er wird in seinem Vorlauf Letzter und scheidet aus. Vielleicht ist er auf der Laufbahn nicht ganz konzentriert, denn nach dem Rennen folgt der viel wichtigere Moment: Ossola macht seiner Freundin einen Heiratsantrag und sie sagt: Ja!
Bild: Christophe Ena/AP Photo/picture alliance
Grätschen nach Gehör
Der Ball ist kleiner und schwerer, der Platz nicht so groß wie beim Fußball der Sehenden - aber packend und schnell ist Blindenfußball trotzdem. Man orientiert sich per Gehör. Im Ball ist eine Rassel eingebaut, Guides geben von außen Kommandos und auch die Spieler rufen auf dem Platz, damit es keine ungewollten Zusammenstöße gibt.
Bild: Stéphane Geufroi /IMAGO/MAXPPP
Yes! Yes! Yes!
Die Freude muss raus bei der deutschen Para Tischtennisspielerin Stephanie Grebe. Gerade hat sie mit Doppel-Partnerin Juliane Wolf den Finaleinzug klargemacht und weiß, dass sie eine Medaille sicher hat. Am Ende gewinnen die beiden Silber, weil ihre chinesischen Gegnerinnen doch etwas zu stark sind.
Bild: IMAGO/Beautiful Sports
Emotionaler Paralympics-Veteran
Welche Ehre! Bei der Eröffnungsfeier auf der Place de la Concorde ist der deutsche Para Weitspringer Markus Rehm einer der letzten Fackelträger. "Ich hatte unfassbare Gänsehaut. Ich wurde richtig emotional", sagt der viermalige Paralympics-Sieger, der schon 2012 in London dabei war. "Das war wirklich ein ganz, ganz großer Moment."
Bild: IMAGO/Bestimage
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Das IPC fasste damit einen einschneidend anderen Entschluss als das Internationale Olympische Komitee (IOC). Dessen Exekutive hatte vor kurzem festgelegt, bei den Olympischen Winterspielen in Mailand und Cortina d'Ampezzo (6. bis 22. Februar 2026) - ebenso wie bei den Sommerspielen von Paris 2024 - Aktive aus Russland und Belarus nur als Einzelathleten unter neutraler Flagge und bei Erfüllung strenger Kriterien zuzulassen.