1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
PolitikEuropa

Paralympioniken: "Ukrainer sind starke Menschen"

18. März 2022

Die ukrainische Nationalmannschaft kehrt mit einer beeindruckenden Leistung von den Paralympischen Spielen in Peking zurück. Viele Athleten wollen nach Hause, selbst in die vom Krieg gezeichneten Städte.

China | Paralympics 2022 | Abschlussfeier in Beijing
Bild: Kotaro Numata/AP Photo/picture alliance

"Ich will nach Hause, dass dort wieder Frieden herrscht, dass alle am Leben bleiben." So etwas hören Journalisten von Sportlern, die über ihre Eindrücke nach einem triumphalen Wettkampf berichten, normalerweise nicht. Doch die frühere Normalität ist für Oleksandra Kononowa wie für alle Ukrainer seit dem 24. Februar, als die Ukraine von Russland angegriffen wurde, vorbei.

Unter normalen Umständen hätte man Oleksandra und andere Paralympioniken am Kiewer Flughafen feierlich begrüßt. Schließlich hat die Ukraine allen Grund, stolz auf ihre Paralympia-Mannschaft zu sein: 29 Medaillen und der zweite Platz im Medaillenspiegel der Spiele in Peking sind ein überragender Erfolg. Doch diesen Triumph können die Athleten nicht genießen. Sie sind mit ihren Gedanken ständig in ihrer Heimat, wo Russlands Angriffskrieg weitergeht und ihre Angehörigen in Gefahr bringt.

Von Warschau aus in alle Himmelsrichtungen

Aufgrund des Krieges waren die ukrainischen Athleten und Athletinnen bei ihrer Rückreise mehrere Tage unterwegs - von Peking aus über Istanbul nach Warschau, wo sie am 15. März landeten. Eine Nacht verbrachten sie in der polnischen Hauptstadt, dann ging ihre Reise in alle Himmelsrichtungen weiter. "Einige reisten in verschiedene europäische Länder weiter, in die ihre Familien vor dem Krieg geflohen sind. Andere sind unterwegs zu ihren Familien in der Ukraine, unter anderem nach Charkiw und Tschernihiw, wo heftig gekämpft wird", sagte die Sprecherin des ukrainischen paralympischen Teams, Natalija Haratsch. Ihr zufolge hat das Nationale Komitee für Behindertensport in der Westukraine für diejenigen, die weiter nach Westeuropa wollen, in einer Sportanlage eine Unterkunft mit Trainingsmöglichkeiten geschaffen.

Paralympische Medaillengewinner in Peking: Iryna Buj (Mitte), Oleksandra Kononowa (links) und Ljudmyla LjaschenkoBild: Thomas Lovelock /AP Photo/picture alliance

Trotz der sehr erfolgreichen Paralympics in Peking haben blieb bei vielen ukrainischen Sportlern und Sportlerinnen kein sehr guter Eindruck von den Spielen. "Wir wurden rund um die Uhr von Personen in schwarzer Kleidung beobachtet. Wir wurden durchsucht und abgehört. Am Ende wurde uns das Tragen von Masken mit der Aufschrift 'Frieden' bei der Abschlussfeier verboten", beklagt Haratsch und fügt hinzu: "Mögen unsere Siege im Sport einen Sieg der Ukraine im Krieg näherbringen."

Von den Paralympics in den Krieg

Oleksandra Kononowa, die im Biathlon Gold und Silber gewann, fährt von Warschau aus in Richtung Ukraine. Eigentlich hat sie keinen Ort mehr, an den sie zurückkehren könnte, denn in der Stadt Browary bei Kiew, wo sie vor dem Krieg lebte, wird heftig gekämpft. "Ich bin im Dorf Schewtschenkowe in der Nähe von Browary aufgewachsen. Fast alle meine Freunde sind wegen des Beschusses ständig im Keller ihrer Häuser", berichtet sie. Daher wolle sie zu Verwandten in der Region Tscherkassy und sich dort freiwilligen Helfern anschließen.

Der Präsident des Nationalen Komitees für Behindertensport, Walerij Schuschkewitsch, gratuliert Oleksandra KononowaBild: Issei Kato/REUTERS

"Wir sind stark", sagt Oleksandra Kononowa über den Mut der Ukrainer. "Ich glaube an unseren Staat, an unser Volk, an die Verteidiger der Ukraine", betont sie. Ihrer Meinung nach wurden die ukrainischen Paralympioniken bei den Spielen in Peking vom erbitterten Widerstand der ukrainischen Armee und den vielen Freiwilligen gegen die russischen Invasoren ermutigt. Dies habe zum Erfolg bei den Wettkämpfen beigetragen. "Wir glauben aber auch, dass unsere Siege geholfen haben, den Geist der Ukrainer zu stärken", sagt die Biathletin und befürchtet, dass sie in nächster Zeit wohl nicht mehr an Sport denken werde.

Natalija Haratsch zufolge bereiten sich trotz des Krieges in ihrer Heimat auch die ukrainischen Sportler mit Behinderungen weiter auf Wettkämpfe vor. Darunter auch die Athleten und Athletinnen aus den Sommersportarten, die sich zu Kriegsbeginn in Trainingslagern im Ausland befanden und von denen viele dank ihrer Partner vor Ort über die zuvor vereinbarten Fristen hinaus in den Sportstätten bleiben und trainieren dürfen - mit bangem Blick auf die Heimat und den dortigen Krieg. 

Adaption aus dem Ukrainischen: Markian Ostaptschuk

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen