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"Parasite" holt Oscar nach Süd-Korea

Jochen Kürten
10. Februar 2020

Damit dürften die wenigsten gerechnet haben: Keiner der vier jeweils über zehn Mal nominierten Top-Favoriten gewann den Haupt-Oscar, sondern "Parasite". Damit gewann erstmals ein nicht-englischsprachiger Film.

Los Angeles: Oscarpreisträger Bong Joon Ho
Bild: Getty Images/AFP/F. Brown

Nominierungen gelten als Zeichen. Wer für den Oscar nominiert wird, hat natürlich auch gute Chancen, später einen zu gewinnen. Und wer mehrfach nominiert wird, hat sogar sehr gute Chancen. Vier Filme waren im Vorfeld der 92. Oscar-Gala mit insgesamt 41 Nominierungen bedacht worden. Die Top-Favoriten waren: das Kriegsdrama "1917" von Sam Mendes, Quentin Tarantinos "Once Upon a Time in America" und der Mafia-Film "The Irishman" von Altmeister Martin Scorsese - alle jeweils zehnmal nominiert, die Gewalt-Studie "Joker" sogar elfmal. Gewonnen haben sie alle nicht - zumindest nicht in der begehrten Königsdisziplin "Bester Film".

Bester ausländischer Film gewinnt Sparte "Bester Film"

Das ist die eine Riesen-Überraschung des Abends. Die zweite: Mit "Parasite" des koreanischen Regisseurs Bong Joon Ho setzte sich zum ersten Mal ein Film in der Hauptkategorie "Bester Film" durch, der nicht in englischer Sprache gedreht wurde. Das hatte es bisher noch nie gegeben. Eigentlich auch verständlich, gelten die Oscars doch als  Auszeichnung für das englischsprachige Kino. Filme, die nominiert und ausgezeichnet werden, müssen zuvor in den USA im Kino laufen.

Bong Joon Ho und sein Team freuen sich über vier OscarsBild: Reuters/M. Anzuoni

Wer den nord-amerikanischen Kino-Markt kennt, weiß dass dort US-Produktionen alles andere dominieren. Viel stärker als sonst in der Welt sind Film und Kino in den USA bedeutende Wirtschaftszweige. Es geht um viele Millionen, ja Milliarden US-Dollars. Und mit den Oscars wird enorm viel Geld verdient. Das fängt bei den Nominierungen an, geht weiter zur Oscar-Gala in Los Angeles, bei der mit Werbung und Übertragungsrechten viel Umsatz gemacht wird und endet mit der Auswertung der prämierten Filme in den weltweiten Lichtspielhäusern.

Seit Beginn der Oscars wird fast ausnahmslos das US-Kino ausgezeichnet

Die Kategorie "Bester nicht-englischsprachiger Film", die seit kurzem "Bester Internationaler Film" heißt, deutet auch an, um was es bei den anderen Sparten geht: um Preise für das englischsprachige Kino, also Filme aus den USA, Großbritannien, manchmal auch Australien oder Neuseeland. 2020 hat die Oscar-Academy mit dieser Tradition nun zum Teil gebrochen - und eine nicht-englische Kinoproduktion als besten film ausgezeichnet. 

Reiche und Arme treffen aufeinander: "Parasite" von Bong Joon HoBild: picture-alliance/dpa/Koch Film

Öffnen sich die Oscars jetzt für das Weltkino? Das ist schwer vorstellbar. Denn dann müsste konsequenterweise tatsächlich das "ganze" globale Kinogeschehen in den Fokus rücken. Dann müsste sich Hollywood in einer Reihe anstellen, neben Filme aus Spanien und Frankreich, Brasilien und Chile, Japan und China. Das wird kaum geschehen, die Oscars sind schließlich ein in erster Linie ein kommerzieller Filmpreis aus und für Hollywood.

Der Oscar - eine Geldmaschine

Der Rote Teppich, die Vorberichterstattung, die Nominierungen, die Einspielergebnisse der ausgezeichneten Filme - all das wäre dann obsolet. Die "Academy of Motion Picture Arts and Sciences", die alljährlich die renommierten Filmpreise vergibt, hätte sich ihrer Seele beraubt. So werden die Oscars vermutlich bleiben, was sie sind: Eine glamourös inszenierte Auszeichnungen für die englischsprachige Filmwelt - mit wenigen Ausnahmen.

 

Und das sind die Preisträger 2020: 

Bester Film: "Parasite" von Bong Joon Ho

Beste Regie: Bong Joon Ho für "Parasite"

Hauptdarsteller: Joaquin Phoenix in "Joker"

Hauptdarstellerin: Renée Zellweger in "Judy"

Nebendarstellerin: Laura Dern in "Marriage Story"

Nebendarsteller: Brad Pitt in "Once Upon a Time in Hollywood"

Internationaler Film: "Parasite" von Bong Joon Ho

Kamera: Roger Deakins für "1917"

Original-Drehbuch: Bong Joon Ho und Han Jin Won für "Parasite"

Adaptiertes Drehbuch: Taika Waititi für "Jojo Rabbit"

Schnitt: Michael McCusker und Andrew Buckland für "Le Mans 66:

Gegen jede Chance"

Filmmusik: Hildur Gudnadóttir für "Joker"

Filmsong: "(I'm Gonna) Love Me Again" von Elton John und Bernie Taupin (für "Rocketman")

Produktionsdesign: Barbara Ling und Nancy Haigh für "Once Upon a Time in Hollywood"

Tonschnitt: Donald Sylvester für "Le Mans 66 - Gegen jede Chance"

Tonmischung: Mark Taylor und Stuart Wilson für "1917"

Visuelle Effekte: Guillaume Rocheron, Greg Butler und Dominic Tuohy für "1917"

Animationsfilm: "A Toy Story: Alles hört auf kein Kommando" von Josh Cooley

Animations-Kurzfilm: "Hair Love" von Matthew A. Cherry, Everett Downing Jr. und Bruce W. Smith

Dokumentarfilm: "American Factory" von Steven Bognar und Julia Reichert

Dokumentar-Kurzfilm: "Learning to Skateboard in a Warzone (If you're a Girl)" von Carol Dysinger

Make-up/Frisur: Kazu Hiro, Anne Morgan und Vivian Baker für

"Bombshell - Das Ende des Schweigens"

Kostümdesign: Jacqueline Durran für "Little Women"

Kurzfilm: "The Neighbors' Window" von Marshall Curry

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