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Politik

Eltern unterstützen Klimastreik

8. März 2019

Die Bewegung Fridays for Future spaltet. Manche loben die klimastreikenden Schüler, für andere sind sie vor allem Schulschwänzer. Im Generationenkonflikt stärken nun die Parents for Future den Schülern den Rücken.

Hamburg - Demonstration "Fridays for Future"
Bild: picture-alliance/dpa/H. Bäsemann

Zum 29. Mal gehen an diesem Freitag tausende Schüler weltweit nicht in die Schule, sondern auf die Straße. Sie streiken für das Klima - und spalten damit die Gemüter der älteren Generation. "Wir brauchen keine Schulschwänzer", ließ der CSU-Politiker Andreas Scheuer erst am Aschermittwoch verlauten.

Thomas Stegh aus Hürth bei Köln sieht das ganz anders. Der vierfache Vater ist Mitinitiator der Bewegung Parents for Future. "Wir stellen uns hinter unsere Kinder und deren Forderungen. Außerdem stellen wir uns auch ganz explizit hinter das Mittel des Schulstreiks."

Die Forderungen der jungen wie alten Klimaaktivisten sind simpel - und sie sind vorformuliert: im Pariser Klimavertrag zum  Beispiel. 2015 beschlossen 196 Staaten, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu beschränken.

Die nationalen Selbstverpflichtungen der Länder lassen allerdings bisher derart zu wünschen übrig, dass dieses Ziel in immer weitere Ferne rückt. Die jungen und älteren Klimaaktivisten wollen, dass die Regierungen sich an ihre eigenen Zusagen halten.

Initiatorin und Ikone der Schülerstreiks ist die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg, von der sich auch Steghs älteste Tochter inspirieren ließ. Die 14-Jährige engagierte sich innerhalb der Schülerbewegung Fridays for Future und lud auch ihren Vater in die eigens gegründete WhatsApp-Gruppe ein.

Stegh erzählt, dass ihn die organisatorischen Fähigkeiten der 14 bis 18 Jahre alten Schüler tief beeindruckt haben. Nach einiger Zeit stillen Mitlesens wollten er und andere Eltern einen eigenen Beitrag leisten. Die wichtigste Botschaft an die Kinder: Ihr seid nicht allein, wir unterstützen euch.

Mitte Februar erst schlossen sich die Eltern, Großeltern und andere Erwachsene, die ihre Solidarität mit den streikenden Schülern bekunden wollen, deutschlandweit zusammen. Innerhalb von zwei Wochen formierten sich 60 Ortsgruppen, mehr als 14.000 Menschen unterstützen die Forderungen der Eltern mit ihrer Unterschrift.

Doch die Eltern wollen ihren Zusammenschluss nicht auf Deutschland beschränken. Sie wollen eine globale Bewegung über Landesgrenzen hinaus und über Kontinente hinweg. Das erste große Ziel ist die maximale Mobilisierung von Teilnehmern für den weltweiten Klimaprotest am 15. März. An diesem Tag werden Demonstrationen in mehr als 40 Ländern erwartet.

Generationenkonflikt par excellence

Denn so viel Lob die Kinder und Jugendlichen für ihr Engagement bekommen, so sehr werden sie auch kritisiert. Für einige Politiker ist bereits die Tatsache, dass bei Thunberg das Asperger-Syndrom, eine Form des Autismus, diagnostiziert wurde, ausreichend, um sich gar nicht erst mit ihren Forderungen und denen, die ihr folgen, auseinanderzusetzen.

Im Umgang mit den streikenden Schülern im Allgemeinen und Greta Thunberg im Speziellen wird ein Generationenkonflikt offenbar, ein Konflikt, in dem nicht nur über die unterschiedliche Haltung der jungen und älteren Menschen zum Klimawandel gestritten wird.

Der Streit entzündet sich bereits an der Frage, ob derart junge Menschen überhaupt das Recht haben, nicht nur ihre Stimme zu erheben, sondern für die Proteste auch noch die Schule sausen zu lassen. Schließlich sind sie jung. Für viele bedeutet das: Sie haben keine Ahnung. 

"Die Politiker, die so etwas sagen, wissen wahrscheinlich, dass die Schüler Recht haben. Die Wissenschaft steht auf der Seite unserer Kinder", meint Stegh. Dass viele Politiker viel lieber das Schuleschwänzen thematisieren, findet der Vater "spannend".

"Strafen gehen gar nicht"

Stegh ist sich bewusst, dass eine Lösung für die Schulstreiks gefunden werden muss. Die Schulen gingen sehr unterschiedlich mit ihren demonstrierenden Schülern um, sagt er. Während einige der gesamten Schülerschaft für den globalen Klimastreik am kommenden Freitag grünes Licht erteilten, drohten andere mit kollektiven Strafen, sollten einzelne Kinder nicht zum Unterricht erscheinen.

"Strafen gehen gar nicht", sagt Stegh. Eine Lösung haben die Parents for Future auch noch nicht, sie wollen Schulen aber mit einem Brief dazu bewegen, sich dem Phänomen "streikende Schüler" möglichst lösungsorientiert zuzuwenden.

Rund um den Globus stellen sich Erwachsene mittlerweile hinter ihre Kinder. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich und Schweden haben sich die Parents for Future formiert. In Australien nennen sie sich Australian Parents for Climate Action und in den USA twittern die Climate Parents bereits seit 2013 über die Notwendigkeit, das Klima und die Zukunft ihrer Kinder zu schützen.

Thomas Stegh hat sich den kommenden Freitag freigenommen, um gemeinsam mit seinen Kindern für den Klimaschutz zu demonstrieren. Tausende Schüler werden dann wieder im Unterricht fehlen. Und Stegh ist sich sicher, dass auch viele Eltern an diesem Tag lieber auf die Straße als zur Arbeit gehen.

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