Paris Fashion Week: Frauenpower und drei neue Chefdesigner
Julia Hitz | Leonore Kratz
28. September 2016
Frauen- und Flower-Power - auf der diesjährigen Fashion Week in der europäischen Mode-Metropole schlechthin debütierten in diesem Jahr drei Chefdesigner, darunter die Französin Bouchra Jarrar für Lanvin.
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Paris Fashion Week: Knappe Lederminis, sexy Lingerie und große Hüte
Die Pariser Modewochen setzen nach New York, London und Mailand den glanzvollen Schlusspunkt für die Frühjahr- und Sommerkollektionen 2017. Gleich drei neue Chefdesigner großer Modehäuser geben hier ihr Debüt.
Bild: picture-alliance/dpa/E. Laurent
Stilvoller Auftakt
Lanvin ist das älteste Modehaus Frankreichs, doch nach dem dramatischen Abgang von Designer Alber Elbaz letztes Jahr hatte man schon über die Zukunft des Hauses getuschelt. Nun setzt die neue Chefdesignerin Bouchra Jarrar mit ihrer ersten Kollektion ein Zeichen für einen Neuanfang.
Bild: Getty Images/P. Le Segretain
Klassische Sillhouette mit einem Hauch Glamour
“Ich wollte das Intellektuelle und das Kreative mischen", sagte Bouchra Jarrar nach der Show. Wiederkehrende Motive waren textile Blüten, das Smoking-Jackett und die Biker-Jacke.
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Prunkvolle Location
Die Schau fand im Pariser Hôtel de Ville statt, ein pompöser Ort, mit prunkvollen Leuchtern dekoriert. Zu klassischem französischen Grandeur standen die Models mit dezentem natürlichen Make-up und offenen Haaren in interessantem Gegensatz.
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Social Media tauglich
Die Inszenierungen von Alber Elbaz waren meist dunkel und von Nebelschwaden durchzogenen - schwierige Bedingungen für Fashion-Blogger mit Smartphone. Bei Bouchra Jarrar liefen die Models in unmittelbarer Nähe zu den Gästen - ideal für eine schnelle Rezeption der Kollektion via Social-Media-Streams.
Bild: Getty Images/P. Le Segretain
Anthony Vaccharello übernimmt das Ruder bei YSL
Asymmetrische Schnitte, feminine Silhouetten, viel Haut - so schickte Anthony Vaccharello, der neue Chefdesigner des Hauses Yves Saint Laurent, seine Models über den Laufsteg. Auch der Schöpfer des Modehauses war ein großer Freund von schwarzen Roben.
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Viel schwarz und dünne Stöffchen
Vaccarello folgt auf Hedi Slimane, der dem Modehaus zuletzt ein großes Umsatzplus beschert hatte. Die Entwürfe von Vaccarello sind etwas erwachsener, aber nicht weniger sexy. Der 34-Jährige hat ein Kleid aus den Archiven Yves Sait Laurents zum Ausgangspunkt seiner Kollektion gemacht. Eine Hommage an die 80er Jahre.
Bild: picuture-alliance/AP Photo/F. Mori
Mit Spannung erwartet
Seit April leitet Vaccarello die Kreativabteilung von YSL. Als Einzelkind italienischer Eltern in Brüssel geboren, kam der große Karrieresprung 2015 durch einen Job als Kreativ-Direktor beim Label Versus, an der Seite von Donatella Versace.
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Die französischen Dessous-Engel
Was in den USA Victorias Secret, das ist in Frankreich das Unterwäsche-Unternehmen Etam. Die 9. Edition der "Etam Live Show" gehört zwar nicht zum offiziellen Kalender der Fashion Week, wird von den Fotografen aber gerne "mitgenommen".
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Laufsteg im Museum
80 Models präsentierten in dem Kulturzentrum Centre Pompidou die Unterwäsche von Etam, das dieses Jahr seinen 100. Geburtstag feiert. Die Dessous konnten bereits während der Show online erworben werden.
Bild: Reuters/C. Platiau
Mix aus Landarbeit und Sommerfrische
Die Kollektion des französischen Designers Simon Porte Jaquemus ist inspiriert von seiner südfranzösischen Heimat, der Provence. "Santons de Provence" heißt sie und tatsächlich erinnerten die flachen Sonnenhüte an die Heiligenscheine der kleinen Krippenfiguren.
Bild: picture-alliance/dpa/E. Laurent
Breitschultrig, mit Sonne im Rücken
"Ich bin auf dem Land aufgewachsen, mit nackten Füßen, und konnte frei mit Kleidern experimentieren", sagt Designer Simon Porte. Nach dem Modestudium in Paris gründete er mit gerade mal zwanzig Jahren die eigene Modemarke Jacquemus.
Bild: picture-alliance/dpa/E. Laurent
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Ihre mit Spannung erwartete, erste Kollektion ist feminin und frisch. Die Rede ist von der Französin Bouchra Jarrar, die seit wenigen Monaten für das Modelabel Lanvin am Ruder ist. Spitzenaufsätze, große Ansteckblumen und Federboas zieren die Kleider und Hosenanzüge. Die Stoffe und Schnitte sind weit und fließend und betonen gleichzeitig die weiblichen Reize.
Auch Dior setzt auf eine weibliche Chefdesignerin. Hier gibt nun Maria Grazia Chiuri den Ton an und präsentiert in Paris ihre erste Kollektion. Die Italienerin ist die erste weibliche Chefdesignerin für Haute Couture in der 70-jährigen Geschichte des Modehauses Dior.
Das Motto bei Yves Saint Laurent: Sex sells
Anthony Vaccarello dagegen, der mit seiner ersten Kollektion für Yves Saint Laurent debütiert, setzt auf nackte Haut und knappe Outfits. Schon Vorgänger Hedi Slimane setzte auf das Motto "Sex sells", doch der 34-jährige Italo-Belgier treibt es auf die Spitze: Frivole, schwarze Lederkleider bedecken gerade einmal die Pobacken, asymmetrische Bustierteile legen die Schultern frei - oder auch mal eine ganze Brust.
Bereits Label-Gründer Yves Saint Laurent liebte Schwarz, aber Vaccharello scheint diese Liebe noch zu toppen: Nur kleine Details aus Denim, Silber oder Weiß unterbrechen die Feier der Nicht-Farbe. Insgesamt bleibt er mit seinen Entwürfen dem von Slimane etablierten "Rock Chic"-Stil treu.
Die Prominenz zeigte sich begeistert
Die Designs stecken voller Referenzen. Sie nehmen beispielsweise Bezug auf Yves Saint Laurents Markenzeichen "Le Smoking", den Hosenanzug für Frauen - eine Hommage an die Sängerin Grace Jones von 1967. Die erste Reihe zeigte sich begeistert. Neben dem ehemaligen Partner von Yves Saint Laurent, Pierre Berge, applaudierten die Sängerin Jane Birkin und ihre Töchter Charlotte Gainsbourg und Lou Doillon beim Defillee.
Vaccarellos Debüt-Kollektion soll von der ungarisch-italienischen Porno-Darstellerin Cicciolina inspiriert worden sein. Nach seiner Kündigung beim Versace-Label "Versus" hat Vaccarello das legendäre französische Modehaus von dem 2008 verstorbenen Yves Saint Laurent im April dieses Jahres übernommen.
Auf der Pariser Fashion Week sind seit Dienstag die Modetrends für Frühjahr und Sommer 2017 zu sehen. An neun Tagen zeigen mehr als 90 Labels und Designer ihre neuesten Prêt-à-Porter-Kollektionen. Letzter Programmpunkt am 5. Oktober ist die "Blind Fashion Show": Models mit Sehbehinderung laufen ohne Gehhilfe über den Laufsteg. Diese Schau ist auch für die Öffentlichkeit zugänglich - die anderen sollen im Internet übertragen werden.