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Technik

Paris stoppt Bau neuer Kernkraftwerke

9. Januar 2020

Frankreich verzichtet zumindest vorerst auf den Bau neuer Atomreaktoren. Frühestens Ende 2022 werde man in dieser Angelegenheit entscheiden, sagte Umweltministerin Elisabeth Borne in der Pariser Nationalversammlung.

Frankreich Kernkraftwerk Flamanville
Das Kernkraftwerk Flamanville wurde erst hochgelobt, dann gingen die Experten auf Distanz (Archivbild)Bild: Getty Images/AFP/L. Benoist

Die Regierung will nach den Worten der Umweltministerin die Inbetriebnahme des neuen Druckwasserreaktors im nordfranzösischen Flamanville abwarten. Der Start der Anlage verzögert sich wegen Baumängeln und massiver Sicherheitsbedenken der Atomaufsicht immer weiter. Er ist laut dem Betreiber EDF frühestens Ende 2022 möglich - zehn Jahre nach dem ursprünglich geplanten Betriebsstart.

Erst Prestigeobjekt, dann Misserfolg

Der Druckwasserreaktor in Flamanville galt lange als Prestigeprojekt. Die französische Regierung plante den Bau von bis zu sechs neuen Atomreaktoren dieses Typs. Auch wegen der jahrelangen Verzögerung bei der Inbetriebnahme hat es aber inzwischen ein Umdenken gegeben.

Von der Regierung beauftragte Experten bezeichneten den in Flamanville gebauten Reaktor als "Misserfolg". Umweltinisterin Borne deutete in diesem Zusamenhang auch eine grundsätzliche Abkehr von der Atomkraft an: Nicht ausgeschlossen sei ein Szenario, das langfristig "Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen" vorsehe, sagte Borne. All diese Modelle müssten eingehend geprüft werden, um dann eine "rationale Entscheidung" fällen zu können, betonte die Umweltministerin.

Atomstrom in Massen

Frankreich deckt derzeit rund drei Viertel seines Stromverbrauchs mit Atomenergie, das ist der höchste Anteil weltweit. Am 22. Februar beginnt die Abschaltung des ältesten französischen Atomkraftwerks in Fessenheim unweit von Freiburg im Breisgau, auf die Deutschland wegen Pannen jahrelang gedrungen hatte. Der zweite Reaktor soll Ende Juni endgültig vom Netz gehen.

haz/jj (afp, rtr)

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