Sie galt als "Muse von Saint-Germain", dem legendären Künstlerviertel links der Seine. Die Pariser Prominenz ehrte sie auf der Trauerfeier zum letzten Mal.
In einem weißen Sarg wurde Juliette Gréco in die Kirche Saint-Germain-des-Prés getragenBild: Nasser Berzane/abaca/picture-alliance
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Es hätte keinen besseren Ort für die Verabschiedung geben können als Saint-German-des-Prés. Die älteste Kirche in Paris ist Namensgeber des legendären Literaten- und Künstlerviertel, Juliette Gréco galt als dessen Muse. Litfasssäulen und große Aufsteller erinnerten vor dem Portal der Kirche an den verstorbene Chanson-Star Juliette Gréco. Ein Plakat in schwarz-weiß zeigte die Chanson-Ikone von hinten in einem langen Abendkleid, das einen verführerischen Blick auf ihren makellosen Rücken gewährt. Ein anderes Plakat zeigte die am 23. September verstorbene Gréco kniend, im Hintergrund taucht der Turm eben jener Kirche auf, in der sie am Montag (5. Oktober) von der Pariser Prominenz zum letzten Mal geehrt wurde.
An der bewegenden Trauerfeier nahmen unter anderen der frühere Präsident Jacques Holland und dessen Frau, die Schauspielerin Julie Gayet, die französische First Lady Brigitte Macron, die Schauspielerin Brigitte Fossey und die Designerin Nathalie Rykiel teil. Auch vor der Kirche hatten sich zahlreiche Fans versammelt, um von der französischen Sängerin Abschied zu nehmen.
Ruhestätte auf Friedhof Montparnasse
"Eine Femme fatale, eine leidenschaftliche wie geheimnisvolle Frau", beschrieb Jacqueline Franjou bei der Totenmesse ihre langjährige Freundin. Der Rapper Abd Al Malik, der noch kürzlich mit Gréco zusammengearbeitet hatte, sagte: "Du hast uns gelehrt, uns zu befreien. Andere zu lieben und uns selbst zu lieben." Coronabedingt trugen alle Teilnehmer der Messe Schutzmasken.
Im Anschluss an die Totenmesse sollte Juliette Gréco im kleinsten Familienkreis auf dem Cimetière du Montparnasse beigesetzt werden. Auf dem berühmten Friedhof wurden bereits eine Vielzahl an französischen Denkern und Künstlern beigesetzt, darunter auch einige von Juliette Grécos Weggefährten wie Serge Gainsbourg oder Jean-Paul Sartre. Die Trauerfeierlichkeiten sollen von ihrer Enkelin Julie-Amour Rossini organisiert worden sein. Großmutter und Enkelin sollen sich sehr nahe gestanden haben, insbesondere da Juliette Grécos Tochter bereits 2016 verstarb.
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Die letzte große Chansonnette Frankreichs
Juliette Gréco war am 23. September 2020 in ihrem Haus in Ramatuelle im Alter von 93 Jahren in Südfrankreich gestorben. Sie wurde in den 50er- und 60er-Jahren mit Chansons wie "L'accordéon", "La Javanaise" und "Déshabillez-moi" weltberühmt. Von 1948 an spielte Gréco auch Filmrollen, zunächst in Frankreich unter anderem unter der Regie von Jean-Pierre Melville, später arbeitete sie auch in Hollywood mit John Houston, Orson Welles oder Richard Fleischer. In der überaus populären Mini-Serie "Belphégor oder das Geheimnis des Louvre" spielte sie eine ihrer populärsten Rollen. Nun hat sich die Grande Dame des französischen Chansons von der Welt der Musik für immer verabschiedet.
Acht große französische Chanson-Sängerinnen
Juliette Gréco ist neben Edith Piaf eine der bekanntesten Stimmen des Chansons. Im 20. Jahrhundert traf sich die Szene vorwiegend in Paris. Die Zeiten sind vorbei. Inzwischen ist ganz Frankreich im Neo-Chanson-Fieber.
Bild: Getty Images/AFP/G. Souvant
Juliette Gréco
"Parlez-Moi d'Amour" heißt ein Hit von Juliette Gréco (*1927). Die Grande Dame des Chansons hat ein bewegtes Leben: Nach den Wirren des Zweiten Weltkriegs verkehrte sie nach 1945 in den Existentialistenkreisen von Paris. Jean-Paul Sartre war ihr Förderer. Sie wurde aber nie so berühmt wie Edith Piaf - vielleicht waren ihre Lieder zu politisch.
Bild: Getty Images/AFP/B. Guay
Edith Piaf
"Non, je ne regrette rien" (dt. Nein, ich bereue nichts) ist ein Welthit. Der "Spatz von Paris", wie die nur 1,47 Meter kleine Piaf (1915 - 1963) auch genannt wurde, erlang Größe durch ihre Stimme. Dabei sang sie diesen Chanson erst im Alter von 44 Jahren. Doch er wurde ihr Durchbruch und zum Inbegriff des französischen Chansons.
Bild: Imago
Barbara
"Göttingen" - ausgerechnet die kleine Stadt in Hessen wurde 1964 von der französischen Sängerin in einem Chanson geehrt. Ein Versuch der Völkerverständigung. Barbara (1930-1997) singt von ihren Erinnerungen, wie dem Besuch des Geburtshauses der Gebrüder Grimm: "die Märchen unserer aller Kindheit". In den 1950er Jahren lernte sie Jacques Brel und Georges Brassens kennen, deren Lieder sie sang.
Bild: picture-alliance/dpa/AFP
Françoise Hardy
Liebe, Schmerz, Einsamkeit - die großen Themen der Chansons tauchen auch in den Liedern von Françoise Hardy (*1944) auf. Berühmt wurde sie mit ihrem Hit "Tous les garçons et les filles". Da war sie 18 Jahre alt. Ende der 1960er hat sie sogar einen Schlager von Udo Jürgens intoniert: "Einmal, wenn du gehst". Ab den 1970ern trat sie wegen ihres starken Lampenfiebers nur noch selten vor Publikum auf.
Bild: Getty Images
Brigitte Bardot
Heute ist sie ihren guten Ruf los, weil sie sich für die Rechten in Frankreich engagiert. Doch in den 1960er Jahren kam sie mit ihrer Stimme und ihrem Auftritt mit Serge Gainsbourg groß raus: Ihre Hits: "Harley Davidson" und "Je t'aime... moi non plus". Seit 1973 stand Brigitte Bardot (*1934) jedoch nicht mehr als Sängerin auf der Bühne - und als Schauspielerin nicht mehr vor der Kamera.
Bild: picture alliance/dpa
Patricia Kaas
Die Sängerin aus Lothringen legte eine Blitzkarriere hin. Ende der 80er Jahre erschien Patricia Kaas' (*1966) Debütalbum "Mademoiselle chante...", das mehr als 15 Millionen Mal verkauft wurde. Entdeckt wurde sie vom Schauspieler Gérard Depardieu, der ihre erste Single "Jalouse" produzierte. 2012 erschien das Album "Kaas chante Piaf", in der sie der Nummer Eins des Chansons eine Reverenz erwies.
Bild: picture-alliance/dpa/S. Hoppe
Carla Bruni
Die gebürtige Italienerin Carla Bruni (*1967) wurde als Model und Sängerin bekannt. Zunächst hatte sie Kunst und Architektur studiert, brach das Studium aber mit 19 Jahren ab. Musikalisch feierte sie 2002 mit dem Album "Quelqu'un m'a dit" einen Überraschungserfolg. Sechs Jahre später heiratete sie den damaligen französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy.
Bild: picture-alliance/dpa/A. Garcia
Zaz
Von der Straßenmusikerin am Montmartre zum Superstar: Isabelle Geffroy (*1980), alias Zaz, hat das französische Chanson neu belebt. Nach ihrem Protestlied gegen die Bourgeoisie "Je veux" liegt die ganze Welt der brünetten Sängerin zu Füßen. "Nouvelle Chanson" - so nennt sich das Comeback des Chansons, das in den 1990er Jahren einsetzte und spätestens mit Zaz auch international Beachtung fand.