Paukenschlag: Koreanisches Wrestling ist neues Kulturerbe
26. November 2018
Wrestling aus Nord- und Südkorea ist seit diesem Montag Immaterielles Kulturerbe. Mit diesem symbolischen Schritt eröffnete die Weltkulturorganisation UNESCO ihre Beratung zu neuen Aufnahmen in die begehrte Liste.
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Eine Woche lang tagt die UNESCO auf Mauritius um zu entscheiden, welches traditionelle Wissen und Können neu in die weltweite Liste des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen werden soll. Im Zuge der Annäherung zwischen Nord- und Südkorea vereinten die bislang verfeindeten Staaten ihre Kräfte und reichten bei den Vereinten Nationen beide den Antrag ein, das traditionelle Ringen aufzulisten, das im Norden als "ssirum" oder "ssireum" im Süden bekannt ist.
Neben Nord- und Südkorea ist auch Deutschland mit einer multinationalen Bewerbung beteiligt: Der Blaudruck ist ein Handwerk, das nur noch wenige Handwerksbetriebe in Österreich, Tschechien, Ungarn, der Slowakei und Deutschland pflegen. Bei dieser Druckkunst aus dem 16. Jahrhundert wird ein indigoblauer Stoff mit typischen weißen Mustern in Form von Ranken, Blüten und Ornamenten veredelt.
Nominiert sind dieses Mal knapp 50 Kulturformen, darunter Parfumkunst aus Frankreich, Reggae-Musik aus Jamaika oder der Khon-Masken-Tanz aus Thailand.
High Five: Traditionen, die offiziell als Kulturerbe gelten
Weltweit fördert die Unesco nicht nur den Fortbestand von Baudenkmälern, sondern auch Brauchtümer und Traditionen. Was als schützenswert gilt, landet auf der Liste des immateriellen Kulturerbes.
Bild: McPhoto/Luhr/IMAGO
Märchenerzählen
Sie sind bei Groß und Klein auf der ganzen Welt bekannt: deutsche Märchen wie Rotkäppchen oder Aschenputtel, die im 19. Jahrhundert von den Gebrüdern Grimm gesammelt und aufgeschrieben wurden. Zuvor wurden die Sagen mündlich weitergegeben. Noch heute ist das Märchenerzählen eine Tradition in Deutschland und daher seit 2017 auch auf der Liste des nationalen immateriellen Kulturerbes.
Bild: picture-alliance/akg-images
Hebammenwesen
Eine der ersten Darstellung von Hebammen gab es bei den alten Ägyptern. Eine Tempelmalerei zeigt die Drillingsgeburt des Sonnengottes Re. Seit Jahrtausenden spielen Hebammen auf der ganzen Welt eine wichtige Rolle. In Deutschland wird ihr Wissen an Schulen von Generation zu Generation weitergegeben. Mehr als ein Beruf - eine schützenswerte Tradition, befand die deutsche Unesco-Kommission.
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Poetry Slams
Nirgendwo in Europa sind sie so erfolgreich, wie in Deutschland. In fast jeder Stadt und sogar im ländlichen Raum gibt es Poetry Slams. Dabei treten Teilnehmer mit kurzen, selbstgeschriebenen Texten gegeneinander an. Womit die Popularität zu erklären ist? Womöglich, weil Dichterwettstreite in Deutschland eine jahrhundertelange Tradition haben: Schon im Mittelalter traten Poeten gegeneinander an.
Bild: picture-alliance/dpa/U. Anspach
Ostfriesische Teekultur
Das Ritual der Ostfriesen ist so speziell wie akribisch: Aus losen Blättern wird Tee gekocht und über ein Stück Kandiszucker, den "Kluntje", gegossen. Die Sahne wird dann mit einem gekonnten Schwung in den Tee gegeben, so dass sich eine kunstvolle Sahnewolke, die "Wulkje" bildet. Auch dieser kulinarische Brauch steht seit diesem Jahr auf der Liste des immateriellen Kulturerbes in Deutschland.
Bild: Imago/Imagebroker
Skat
Man braucht drei Spieler, ein Blatt mit 32 Karten und ein dickes Fell. Denn Skat ist für viele Deutsche eine ziemlich ernste Angelegenheit. Seit mehr als 200 Jahren wird in Deutschland Skat gespielt. Seine Anfänge hatte es zwischen 1810 und 1820 im thüringischen Altenburg. Seitdem ist es aus Kneipen nicht mehr wegzudenken. Deutschlandweit gibt es schätzungsweise 20 Millionen Skatspieler.
Bild: McPhoto/Luhr/IMAGO
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Die Liste des Immateriellen Kulturerbes gibt es seit 2003. Sie würdigt überliefertes menschliches Wissen und Können. Dazu gehören mittlerweile über 400 Bräuche, darstellende Künste, Handwerkstechniken und naturkundliches Wissen aus aller Welt. Darunter Rumba-Tanz aus Kuba, traditionelle chinesische Medizin oder Geigenbau aus dem italienischen Cremona. Ziel der Auszeichnung ist die Pflege des lebendigen Kulturerbes zu erhalten.
Insgesamt sind über 175 Staaten dem UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes beigetreten. Deutschland ist seit 2013 Vertragsstaat und mit mehreren Einträgen vertreten wie dem Orgelbau und –musik, der Falknerei und der Genossenschaftsidee und -praxis. Vielleicht kommt mit dem Blaudruck ja diese Woche eine weitere lebendige Tradition dazu.