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Paul Kalkbrenners Nummer "7"

Silke Wünsch6. August 2015

Der Berliner Elektromusiker ist eines der internationalen Aushängeschilder der deutschen Musikszene. Für sein neues Label schlägt Kalkbrenner neue Töne an - verspricht er.

Deutschland Open Air Konzert Paul Kalkbrenner
Bild: picture-alliance/dpa

Paul Kalkbrenner – Melodischer Techno

04:22

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Er steht alleine auf einer großen Bühne, vor ihm ein Rechner und ein Mischpult. Paul Kalkbrenner dreht an Knöpfen, zieht Regler rauf und runter, bewegt sich fast träumerisch zu seiner Musik, lächelt oft in sich hinein. Die Bühne ist in Nebel getaucht, Scheinwerfer und Pyrotechnik umgeben den schmächtigen Mann. Vor ihm feiern Zehntausende im strömenden Regen, bewegen sich ekstatisch zu seiner treibenden Musik. Es ist das Festival "Tomorrowland", das jedes Jahr fast 200.000 Technofans nach Belgien lockt. Die weltbesten DJs und Musiker legen hier auf – auch Kalkbrenner ist unter den Stammgästen.

Was ihn vom DJ unterscheidet

Obwohl er auf der Bühne Tracks zusammen mixt, ist Kalkbrenner kein DJ. Er schreibt alle Songs und produziert sie. Für die Bühnenauftritte teilt er seine Songs in verschiedene Spuren, die er bei seinen Konzerten live ineinander mischt. Er selbst bezeichnet sich als "Live-Act" und hat großen Spaß daran, seine eigenen Sachen auf der Bühne spontan neu zu arrangieren.

Seine Lieder haben witzige Titel, klingen wie Nonsenssprache oder wie deutsche Wörter, die es gar nicht gibt. "Gebrünn, Gebrünn", "Das Gezabel", "Schmökelung" oder "Schnurbi". Kalkbrenner selbst bezeichnet es als "Dada", was eigentlich nichts hieße oder höchstens für einige Eingeweihte Bedeutung habe. "Wenn es irgendetwas sagen soll, dann ist es, dass ein guter Song heißen kann, wie er will", sagte er dem Musikblog "Echte Leute".

Paul Kalkbrenner pfeift sich einen

Berlin Calling

Bekannt geworden ist Paul Kalkbrenner durch den Film "Berlin Calling" von 2008. Darin spielt er die Hauptrolle: Einen Techno-DJ, der sich selbst aus dem Party- und Drogenchaos der Elektroszene befreit. Er lieferte auch den Soundtrack zum Film und hatte mit dem Song "Sky and Sand", den er zusammen mit seinem Bruder Fritz produziert hat, seinen endgültigen Durchbruch. Plötzlich war er ein gefragter Künstler, der permanent durch die Weltgeschichte tourte. Sein minimalistischer Techno-Sound ertönte aus den angesagten Clubs von Ibiza bis San Francisco. Der Erfolg hatte ihn fast überrannt, seine folgenden Platten habe er in wenigen Monaten "zusammengelötet", erzählt er auf der Webseite seiner Plattenfirma, mehr Zeit sei nicht da gewesen. Das habe ihn bei allem kommerziellen Erfolg als Künstler eher unglücklich gemacht.

Neues Label, neue Klänge?

Seit diesem Jahr ist Paul Kalkbrenner bei Sonymusic unter Vertrag und hat nun mit seinem siebten Album "7" eine Platte vorgelegt, die etwas ganz Neues sein soll. Zeit habe er genügend gehabt, erzählt er. So habe er während der Produktionszeit seine Songs "immer wieder besucht" und noch etwas an ihnen verändert. Die Melodien habe er im Studio zunächst zur Orientierung eingepfiffen. Das hat ihm offenbar so gut gefallen, dass sein Pfeifen auf einigen Tracks zu hören ist. Außerdem genießt Kalkbrenner den Zugang in das Archiv seiner Plattenfirma, wo er sich an alten Songs bedienen kann.

Drei Kostproben aus dem Album gibt es schon jetzt, zwei davon mit Vocals, die er aus dem alten Archivmaterial gezogen hat. So hat er für "Cloud Rider" einen Song von D-Train aus dem Jahr 1981 verwendet, "Feed Your Head" lässt den Antidrogen-Song White Rabbit von Jefferson Airplane (1967) wieder aufleben. Beide sind fast sphärische Tanztracks mit dumpf pumpenden Bässen. Die dritte Kostprobe "Mothertrucker" ist ein astreines instrumentales Minimal-Techno-Stück. Den Rest der Platte kann man ab dem 7. August hören und kaufen; in den iTunes-Charts ist sie allein durch die Vorbestellungen schon unter die ersten 20 gesprungen.

Das neue Album erscheint am 7. August 2015Bild: Smi Col (Sony Music)

Paul Kalkbrenner stellt das Album ab Mitte August auf einer großen Tour vor, die ihn unter anderem nach Paris, New York, London und natürlich Berlin führt.

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