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DFB-Debütantin Krumbiegel: "Tante Kät(h)e" beindruckt

22. September 2020

Die DFB-Frauen bewahren in der EM-Qualifikation ihre makellose Bilanz. Beim 3:0-Erfolg in Montenegro zeigt eine uneingespielte Elf zwar Schwächen im Zusammenspiel, dafür sticht eine Debütantin positiv heraus.

Fussball I Montenegro - Deutschland I Paulina Krumbiegel
Paulina Krumbiegel (r.) bei ihrem DFB-Debüt Bild: Aleksandar Djorovic/Imago Images

69 Sekunden waren im Gradski Stadion pod Goricom in Podgorica gespielt, da war die Führung für die haushohen Favoritinnen schon perfekt: Einen Schuss von Sandra Starke touchierte Laura Freigang wenn überhaupt noch minimal, ehe er im Netz der Montenegrinerinnen zappelte. Das Tor wurde dennoch Freigang, die ihr zweites Länderspiel bestritt, gutgeschrieben. Den Beteiligten war es ohnehin egal, sie feierten den Treffer. Eingeleitet wurde dieser von einer der beiden Debütantinnen, die Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg in ihrer auf zehn Positionen im Vergleich zum 3:0-Erfolg am Samstag gegen Irland veränderte Startelf beordert hatte: Paulina Krumbiegel. Die Mittelfeld-Spielerin aus Hoffenheim hatte mit ihrer Flanke die freie Starke gut gesehen und sorgte gleich mit ihrer ersten Aktion im DFB-Dress für einen Treffer. Eine ähnlich deutliche Angelegenheit wie beim 10:0-Erfolg der DFB-Frauen im Hinspiel deutete sich an. Aber Deutschland tat sich schwer. Das von der Bundestrainerin völlig neu zusammengestellte Team hatte in der Folge Mühe, in die Abschluss-Situationen zu kommen.

Tante Kät(h)e hinterlässt Eindruck 

Sehr zum Missfallen der Bundestrainerin, die sich der Konsequenzen ihrer Personalrochade auf den Spielfluss natürlich bewusst gewesen war, im ersten Durchgang dann aber doch hin und wieder ein wenig konsterniert wirkte. Wahrscheinlich hatte sie die Schwierigkeiten ihres im Schnitt gerade einmal 23,2 Jahre alten Teams etwas weniger deutlich erwartet. "Flach in den Fuß", hörte man Voss-Tecklenburg mehrfach im leeren Stadion von Podgorica rufen - eigentlich eine Grundregel, die im Jugendbereich schon sitzen sollte. Doch viele der jungen Spielerinnen sind diesem auch gerade erst entsprungen. So auch die beiden Debütantinnen des Tages: Neben Krumbiegel feierte auch Stürmerin Tabea Waßmuth, 24 Jahre alt und ebenfalls in Hoffenheim unter Vertrag, ihre Premiere im Nationalteam. 

Doch deutlich prägender im Offensivspiel war die erst 20 Jahre alte Paulina Krumbiegel. Genauer gesagt: Paulina Käte Krumbiegel. Benannt nach ihrer Oma, nicht etwa nach ihrer Tante und erst recht nicht nach Rudi Völler, der in der Nationalmannschaft den Spitznamen Tante Käthe trug. Dass Völler sich im Spitznamen mit und Krumbiegel sich im Zweitnamen ohne h schreibt, ist da aber auch nur einer von ganz vielen Unterschieden. Gemeinsam haben beide aber den Offensivgeist. Und den stellte Krumbiegel in ihrer Debüt-Partie beinahe im Minutentakt unter Beweis. Immer wieder verschaffte sich die flexible Offensivfrau auf der linken Außenbahn Platz und beeindruckte mit klugen Zuspielen und präzisen Flanken.

Melanie Leupolz (2. v. r.) jubelt über das 2:0Bild: Filip Filipovic/Getty Images

Lange Zeit führten zwar auch die starken Aktionen der Nachwuchsspielerin, die in Hoffenheim jüngst ihre erste Profisaison hinter sich gebracht hat, nicht zum Tor, doch kurz vor dem Pausenpfiff durften Krumbiegel, die Bundestrainerin und alle anderen dann doch nochmal jubeln, als die Debütantin vier Minuten nach ihrem ersten eigenen Torschuss mit einer Flanke Melanie Leupolz, die aus kurzer Distanz einköpfen konnte, fand (46. Minute) . Beim Halbzeitpfiff war auch die Miene von Voss-Tecklenburg wieder etwas heiterer. 

Maroszan macht die "100" voll

In der 53. Minute gehörte der Moment dann aber einer Anderen: Dzsenifer Marozsán wurde für Melanie Leupolz eingewechselt - ihr 100. Auftritt im DFB-Dress. Wie passend, dass Marozsán von Leupolz, die als Einzige aus der Irland-Startelf übrig geblieben war, nach dem Handshake auch gleich noch die Kapitänsbinde, die sie bis zu ihrer Ablösung durch die aktuelle Spielführerin Alexandra Popp auch etatmäßig getragen hatte, übergestreift bekam. 

Maroszán hier, Krumbiegel da und dann trug sich auch noch Tabea Waßmuth in den Spielbogen ein. Die Debütantin legte nach einem geblockten Kopfball von Freigang für Sydney Lohmann ab, die cool zum 3:0 vollendete (59.). Das "Experiment" bewegte sich nach Anfangsschwierigkeiten doch in die richtige Richtung. Zwar kamen keine weiteren Tore dazu, doch die DFB-Elf spielte sich eine Reihe guter Chancen die Sophia Kleinherne, Marozsán, Freigang und auch Sandra Starke nicht nutzen konnten. 

Kein Fußballfest, aber sportlich lässt sich auf der Vorstellung des Teams und vor allen von Debütantin Krumbiegel aufbauen. "Die Bundestrainerin hatte die Möglichkeit, neue Spieler unter wettbewerbsbedingungen zu sehen. 3:0 gewonnen, abhaken", so das Fazit von ARD-Expertin Nia Künzer nach der erfüllten Pflichtaufgabe der DFB-Frauen in Montenegro. Und neben den erfolgreichen Debüts steht trotz der über Strecken etwas unrunden Vorstellung ja auch noch die weiterhin makellose Bilanz der DFB-Frauen in der EM-Qualifikation: Sechs Spiele, sechs Siege, 37:0 Tore. Dazu hoffnungsvolle Nachwuchsspielerinnen. Dennoch zog die Bundestrainerin ein kritisches Fazit: "Wir wissen alle, dass es kein gutes Spiel von uns war. Wir haben viel zu wenig gute Lösungen gefunden und viel zu viele technische Fehler." Gelobt wurde aber sicherlich intern. 

David Vorholt Redakteur, Reporter und Autor in der DW-Sportredaktion
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