Bereits zum zehnten Mal ist in Berlin der "Preis der Nationalgalerie" vergeben worden. Vier junge Künstlerinnen und Künstler waren für den Preis nominiert, gewonnen hat ihn am Ende die Französin Pauline Curnier Jardin.
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Junge Kunst hält der Gesellschaft den Spiegel vor
Alle zwei Jahre ehrt der Preis der Nationalgalerie Nachwuchskünstler, die in Deutschland arbeiten. Der Hamburger Bahnhof in Berlin stellt die aufwühlenden Werke der Finalisten aus.
Bild: David von Becker
Die Preisträgerin 2019
Die aus Marseille stammende und in Berlin lebende französische Künstlerin Pauline Curnier Jardin ist die Gewinnerin des Preises der Nationalgalerie 2019. Udo Kittelmann, Direktor der Nationalgalerie, gab die einstimmige Entscheidung der Jury am Donnerstagabend (12.09.2019) in Berlin bekannt.
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Pauline Curnier Jardin
Die Französin arbeitet mit Installation, Performance und Video. Ihre Werke sind persönliche Auseinandersetzungen mit historischen Gegebenheiten, Mythologie und Religion. In dem Installationsfilm "Grotta Profunda Approfundita" (Foto), 2017 auf der Biennale in Venedig gezeigt, thematisiert die 39-Jährige die Marienerscheinungen der jungen Ordensschwester Bernadette Soubirous 1858.
Bild: Daniele Zoiko
Junge Kunst in Deutschland
Neben Jardin hatten es noch Simon Fujiwara aus Großbritannien, Flaka Haliti aus Kosovo und Katja Novitskova aus Estland (v.l.n.r.) unter die besten vier geschafft - von 70 eingereichten Vorschlägen. Ihre Lebensläufe sind international, doch ihre Kunst entsteht in Deutschland. Und sie sind alle jünger als 40.
Bild: David von Becker
Simon Fujiwara
Der 36-Jährige nennt seine Kunst eine Mischung aus Politik, Architektur und Biografie. In "Empathy I" (Foto) schickt Fujiwara den Betrachter, der zuvor eine Wartenummer gelöst hat, in einen 5D-Simulator. Doch statt einer amüsanten Reise, wie man sie aus Vergnügungsparks kennt, kommt es zur Konfrontation mit der realen Welt. Die Werke des Briten waren unter anderem in der Tate Modern zu sehen.
Bild: Andrea Rossetti
Katja Novitskova
Zentrum der Installation "Invasion Curves" von 2018 sind elektrische Baby-Wippen. Die estnische Künstlerin gilt als Pionierin der Post-Internet-Art. Die Werke der 35-Jährigen beschäftigen sich mit der Transformation von Organischem in digitale Daten. Mit ihren futuristischen Landschaften zeigt sie auf, wie fließend der Übergang von Realität zu Virtualität geworden ist.
Bild: Tõnu Tunnel
Flaka Haliti
Die Kosovarin hat Flucht und Vertreibung selbst erlebt. In ihren Werken thematisiert sie Identität in einer globalisierten Welt. Die 37-Jährige war bereits 2015 auf der Biennale in Venedig mit "Speculating on the Blue" (Foto) vertreten. Wer den Raum mit den Metallskulpturen und weißen Wänden betrat, dem blieb der blaue Sand an den Schuhen kleben - und trug ihn unweigerlich aus dem Kosovo-Pavillon.
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Ehrung im Hamburger Bahnhof
Das Museum für Gegenwartskunst in Berlin widmet den vier Finalisten noch bis zum 16. Februar 2020 eine Gruppenausstellung und sorgt damit für internationale Aufmerksamkeit auf dem Kunstmarkt. Die Gewinnerin Pauline Curnier Jardin wird zusätzlich im kommenden Jahr mit einer Solo-Ausstellung in einem der Häuser der Nationalgalerie gewürdigt.
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Die französische Künstlerin Pauline Curnier Jardin hat am Donnerstagabend (12.09.2019) in Berlin den Preis der Nationalgalerie entgegengenommen. Die einstimmige Entscheidung der Jury wurde von Udo Kittelmann, dem Direktor der Nationalgalerie, bekannt gegeben. Die Auszeichnung ist eine museale Ehrung für Künstlerinnen und Künstler unter 40 Jahren, die in Deutschland leben und arbeiten. Seit 2000 wird der Preis alle zwei Jahre vom "Verein der Freunde der Nationalgalerie" verliehen, 2019 bereits zum zehnten Mal.
Die 1980 in Marseille geborene Pauline Curnier Jardin verbindet Installationen mit Performances, Film mit Skulpturen. Sie verhandelt historische Ereignisse und Religion und bedient sich visueller und narrativer Elemente aus Theater und Erzählkino. 2017 nahm sie an der Kunstbiennale in Venedig teil. Die Künstlerin lebt in Berlin.
Die Installation "Grotta Profunda, Approfundita" von Curnier Jardin bei der Kunstbiennale Venedig 2017Bild: picture-alliance/dpa/A. Merola
Pauline Curnier Jardin wird nun die Möglichkeit bekommen, ihre Arbeiten im kommenden Jahr in einer Einzelausstellung in einem der Häuser der Nationalgalerie zu präsentieren. Dazu erscheint auch eine Publikation. Ein Preisgeld bekommen die Gewinner seit 2013 nicht mehr.
Vier Nominierte
Aus insgesamt 70 Vorschlägen von Museumsdirektoren und Kunstvereinen hatten zwei internationale Jurys im März zunächst vier Anwärter nominiert. Wie schon 2017 waren in diesem Jahr keine deutschen Künstler unter den Nominierten. Neben Pauline Curnier Jardin standen auf der Shortlist:
Simon Fujiwara: Der 36-jährige Künstler widmet sich in seiner Arbeit den wirtschaftlichen, medialen und gesellschaftspolitischen Aspekten von Massenphänomenen. Fujiwara selbst sieht in seiner Kunst eine Mischung aus Politik, Architektur und Biografie. In seiner Videoinstallation "Likeness" setzt er sich mit Anne Frank und ihrer Inszenierung durch die Medien auseinander. Die Werke des Briten waren unter anderem in der Tate Modern zu sehen. Er lebt in Berlin.
Katja Novitskova: Die 1984 in Tallinn geborene Künstlerin ist Vertreterin der Post-Internet Art, die das Internet als Selbstverständlichkeit in der Kunst mitdenkt und darin einbindet. Ihr Werk setzt sich aus Skulpturen, Wandmalereien und Projektionen zusammen, inhaltlich greift sie Erkenntnisse der Biotechnologie auf und führt den fließenden Übergang von Realität zu Virtualität vor Augen. Novitskova lebt in Berlin und Amsterdam.
Flaka Haliti: Die Kosovarin kennt Flucht aus eigener Erfahrung. Zwei farbenfrohe Roboter hat sie aus Materialien aufgegebener KFOR-Feldlager im Kosovo zusammengebaut. Mit ihren Installationen nähert sie sich der Identität in einer transnationalen Welt. 2015 war sie auf der Biennale in Venedig vertreten. Die Künstlerin lebt in München.
Die Ausstellung "Preis der Nationalgalerie 2019" mit Werken der vier Nominierten ist noch bis zum 16. Februar 2020 im Museum Hamburger Bahnhof in Berlin zu sehen.
Die vier nominierten Künstler der Shortlist: Pauline Curnier Jardin, Simon Fujiwara, Flaka Haliti und Katja NovitskovaBild: David von Becker