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Reise

Pauschale Reisewarnung bis Ende September

9. September 2020

Die Bundesregierung hat wegen der Corona-Pandemie die weltweite Reisewarnung für Drittstaaten außerhalb der EU bis zum 30. September verlängert. Anschließend wird die Lage in jedem Land individuell bewertet.

Deutschland München | Coronavirus | Flughafen Franz Josef Strauss
Reisende am Flughafen München Bild: picture-alliance/Sven Simon/F. Hoerman

Die generelle Reisewarnung für rund 160 Staaten wegen der Pandemie gilt nach Angaben des Auswärtigen Amtes (AA) noch bis zum 30. September. Das Bundeskabinett beschloss eine entsprechende Verlängerung, wie eine AA-Sprecherin mitteilte und damit Erwartungen der Reisebranche vorerst dämpfte. Sie hoffe, dass eine enge Absprache auch mit anderen EU-Ländern möglich sei. Es wäre gut, wenn es in Europa eine einheitliche Regelung geben würde, erklärte die Außenamtssprecherin weiter.

Ab Oktober gelten Einzelkriterien 

Von Oktober dann soll in Deutschland zu einem "differenzierten System" zurückgekehrt werden, bei dem für jedes Land außerhalb der Europäischen Union individuelle Reise- und Sicherheitshinweise gegeben werden. Reisewarnungen für Länder mit Risikogebieten könnten aufgehoben werden, wenn es beispielsweise Quarantäne-Bestimmungen gebe, hieß es in Berlin. Allerdings könne in einem solchen Fall auch dringend von Reisen abgeraten werden.

Eine Tafel am Flughafen Köln/Bonn fordert zur Einhaltung der Hygieneregeln auf Bild: picture-alliance/dpa/H. Kaiser

Die Außenamts-Sprecherin machte zugleich deutlich, angesichts erhöhter Corona-Fallzahlen in gewissen Ländern könne es sein, dass vor Monatsende einzelne Reisewarnungen auch für EU-Staaten ausgesprochen werden müssten. So steige derzeit die Zahl der Neuinfektionen etwa in Frankreich sehr schnell. Generell müsse man auch künftig mit Einschränkungen beim Reisen rechnen, sagte sie. 

Reiseverband ist unzufrieden 

Der Deutsche Reiseverband (DRV) sprach von einem "zaghaften" Schritt in die richtige Richtung. DRV-Chef Norbert Fiebig beklagte jedoch, faktisch ändere sich für die Kunden und die Reisewirtschaft leider nur wenig. Es bleibe die Ungewissheit, wann wieder gereist werden könne und wann Unternehmer und Mitarbeiter wieder ihren Lebensunterhalt verdienen könnten, sagte Fiebig mit Blick auf die rund drei Millionen Beschäftigen in der deutschen Reisebranche.

Er forderte, nur Orte und Landkreise, die den Grenzwert des Robert-Koch-Instituts (RKI) überschritten, sollten künftig als Risikogebiet ausgewiesen und dann auch mit einer Reisewarnung belegt werden - der Rest einer Region eines Landes jedoch nicht. Der Bundesregierung warf der Reiseverbandschef zudem vor, Arbeitsplätze in der exportorientierten Wirtschaft zu gefährden, da Hunderttausende Geschäftsreisende ihre Kunden nicht persönlich aufsuchen könnten, um Verträge zu schließen.

Der schwer ins Straucheln geratene weltgrößte Tourismuskonzern TUI sprach sich ebenfalls dafür aus, dass es künftig nicht nur länderspezifische, sondern auf Regionen zugeschnittene Empfehlungen geben sollte. "Wichtig ist, dass die Menschen Planungssicherheit haben", sagte ein TUI-Sprecher.

Auch viele Ferienflieger dieses Konzerns bleiben derzeit noch am Boden Bild: picture-alliance/dpa/M. Kusch

Für die Luftfahrt ist die Lockerung ebenfalls nur ein Schritt in die richtige Richtung. Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), der etwa die Lufthansa vertritt, empfahl der Regierung, die von Bund und Ländern ab Oktober geplante Verschärfung der pauschalen Quarantänepflicht durch eine differenzierte Teststrategie zu ersetzen. BDL-Hauptgeschäftsführer Matthias von Randow warnte, sollte das Vorhaben umgesetzt werden, dass von Oktober an alle Reiserückkehrer aus Risikogebieten nicht mehr getestet werden, sondern in Quarantäne müssen, hätte dies einen erneuten Lockdown des internationalen Reiseverkehrs zur Folge.

Eine Reisewarnung ist kein Verbot, soll aber eine erhebliche abschreckende Wirkung haben. Allerdings hat sie auch eine positive Seite für Verbraucher: Sie ermöglicht es Urlaubern, Buchungen für Pauschalreisen kostenlos zu stornieren. Die Reisewarnung erfolgt unabhängig von der Einstufung von Ländern als Risikogebiet.

Wegen der unsicheren Lage bleiben Hotels leer - hier eine Anlage auf der sonst bei Urlaubern sehr beliebten griechischen Insel Santorin Bild: picture-alliance/NurPhoto/N. Economou

Am 17. März hatte Außenminister Heiko Maas wegen der rapide steigenden Corona-Infektionszahlen zu einer beispiellosen  Maßnahme gegriffen: Das Auswärtige Amt warnte vor touristischen Reisen in alle rund 200 Länder der Welt.

Reisewarnung für Spanien, Teile Frankreichs und Kroatiens

Erst im Juni - unmittelbar vor Beginn der Haupturlaubszeit - wurden die Länder der Europäischen Union, des grenzkontrollfreien Schengen-Raums sowie Großbritannien, Andorra, Monaco, San Marino und der Vatikanstaat ausgenommen. Aktuell gilt innerhalb Europas allerdings eine Reisewarnung zum Beispiel für Spanien sowie Teile Frankreichs und Kroatiens sowie die Schweizer Kantone Genf und Waadt.

Für die Stadt Split in Kroatien gilt derzeit eine Reisewarnung Bild: picture-alliance/dpa/F. Gutierrez-Juarez

Die Tourismusindustrie zählt mit zu den am härtesten von der Corona-Pandemie getroffenen Branchen. Der DRV fürchtet eine Pleitewelle. Laut einer Umfrage des Verbandes unter fast 650 Unternehmen sehen sich mehr als 60 Prozent der Reisebüros unmittelbar von der Insolvenz bedroht. Bei den Reiseveranstaltern sind es gut die Hälfte.

se/qu (rtr, dpa, afp, auswaertiges-amt.de)

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