"Türkei duldet Schleuserbanden"
17. Januar 2016Es sind schwere Vorwürfe, die der griechische Präsident Prokopis Pavlopoulos (Artikelbild) gegenüber dem Nachbarland erhebt. Die Türkei mache gemeinsame Sache mit kriminellen Schleuserbanden, sagte er in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung". "Ich hege die starke Befürchtung, dass die türkischen Menschenschmuggler Unterstützung von den Behörden bekommen. Vor allem die Hafenbehörden tun so, als ob sie nichts mitbekämen", so der griechische Präsident.
Gespräche über Flüchtlingskrise
"Wir haben Beweise dafür", fügte Pavlopoulos hinzu. Das Geschäft der Menschenhändler sei "eine Art Sklavenhandel". Der griechische Staatspräsident wird am Montag in Berlin erwartet, wo Treffen mit Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel geplant sind. Dabei stehen unter anderem die europäische Flüchtlingskrise und der Fortschritt des griechischen Reformprozesses im Mittelpunkt. Es ist der erste Besuch des griechischen Präsidenten in Deutschland seit seinem Amtsantritt im März 2015.
Griechenlands Nachbarland Türkei, in der sich rund 2,2 Millionen Flüchtlinge allein aus Syrien aufhalten, kommt bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise eine entscheidende Rolle zu. Die Europäische Union hatte mit Ankara vereinbart, dass die Türkei den Flüchtlingszuzug in die EU stärker begrenzt. Im Gegenzug kann Ankara mit Milliardenhilfen, beschleunigten EU-Beitrittsgesprächen und Reiseerleichterungen für Türken in die EU rechnen.
Zahlungsweigerung aus Griechenland
Bisher habe die Türkei aber die Zahl der Flüchtlinge nicht reduziert, sagte Pavlopoulos der Zeitung. Erst wenn dies geschehen sei, werde Griechenland seinen Anteil an den finanziellen Hilfen leisten. "Griechenland wird all seine Verpflichtungen erfüllen, wenn die Türkei ihre Verpflichtungen erfüllt hat. Bislang hat die Türkei nicht geliefert", sagte der griechische Präsident.
cw/wl (afp, dpa, sueddeutsche.de)