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Pazifisches Inselforum: Guterres sendet "globales SOS"

27. August 2024

Der Meeresspiegel steigt weltweit. Besonders bedrohlich ist die Lage in der Südsee. Auf einer Konferenz in Tonga hat sich UN-Generalsekretär António Guterres mit einem dringlichen Appell an die Menschheit gerichtet.

Tonga | Luftaufnahme einer kleinen Insel
Zu Tonga gehörende Mini-Insel: Bedrohte ParadieseBild: Wirestock/IMAGO

Der Klimawandel bedroht Paradiese im Pazifik. Steigt der Meeresspiegel, wie prognostiziert, könnten einigen Inseln in der Südsee schon in wenigen Jahrzehnten untergehen. Für den Generalsekretär der Vereinten Nationen Anlass für einen dringenden Appell: Bei einem Gipfel der Pazifik-Staaten warnte António Guterres angesichts der steigenden Meeresspiegel vor einer "weltweiten Katastrophe".

"Ich bin in Tonga, um einen globalen Hilferuf wegen des ansteigenden Meeresspiegels auszusprechen. Dieses pazifische Paradies wird von einer weltweiten Katastrophe bedroht", so der UN-Generalsekretär.

UN-Chef Guterres in Tonga: "Aus fossilen Brennstoffen aussteigen, Klimaanpassungsinvestitionen massiv erhöhen"Bild: Charlotte Graham-McLay/AP Photo/picture alliance

Er sende ein "globales SOS" angesichts der steigenden Meeresspiegel und der Bedrohung vieler Inseln im Pazifik aus, ließ Guterres in Tongas Hauptstadt Nuku'alofa verlauten. Die Welt müsse handeln und auf das SOS antworten, bevor es zu spät ist, forderte der UN-Chef. Der durchschnittliche Meeresspiegel steige weltweit in einem Maße an, wie es in den vergangenen 3000 Jahren nicht mehr der Fall gewesen sei.

Guterres fordert harte Emissionssenkungen

Einem neuen Bericht der Weltwetterorganisation (WMO) zufolge ist die Pazifikregion besonderen gefährdet. Während der Meeresspiegel im globalen Durchschnitt in den vergangenen 30 Jahren um 9,4 Zentimeter anstieg, waren es in Teilen des Pazifiks 15 Zentimeter, wie die UN-Organisation aufzeigt. "Es wird immer mehr deutlich, dass wir bald keine Zeit mehr haben werden, um das Ruder herumzureißen", sagte WMO-Generalsekretärin Celeste Saulo.

WMO-Generalsekretärin Saulo (Archivbild): "Kaum noch Zeit, das Ruder rumzureißen"Bild: Fabrice Coffrini/AFP/Getty Images

In einer Pressekonferenz anlässlich des Pazifischen Inselforums (PIF) forderte UN-Generalsekretär Guterres die Staats- und Regierungschefs der Welt auf, die weltweiten Emissionen drastisch zu senken, schnell aus den fossilen Brennstoffen auszusteigen und die Investitionen in die Klimaanpassung massiv zu erhöhen.

Ohne harte Emissionssenkungen müssten die pazifischen Inseln damit rechnen, dass der Meeresspiegel bis zur Mitte des Jahrhunderts zusätzlich um mindestens 15 Zentimeter ansteigt. Das könne dann mancherorts an mehr als 30 Tagen pro Jahr zu Überschwemmungen führen. Die 18 Länder des Pazifischen Inselforums hatten bei ihrem Treffen bereits am Montag mehr Unterstützung von den größten Verursachern von Treibhausgasen gefordert.

Klimaschutzminister: "Es geht ums Überleben"

Aber nicht alle der Inselstaaten sind gleich betroffen: Während der Anstieg des Meeresspiegels um Kiribati und die Cook-Inseln im oder unter dem Durchschnitt liegt, stieg er dem Bericht zufolge um Samoa und Fidschi um das Dreifache. Der kleine Inselstaat Tuvalu könnte laut Berechnungen innerhalb von 30 Jahren ganz im Meer versinken.

"Für tief liegende Inselstaaten geht es ums Überleben", sagte Tuvalus Klimaschutzminister Maina Talia der Nachrichtenagentur AFP am Rande des Gipfels. "Die Katastrophen häufen sich und wir schaffen es nicht mehr, alles immer wieder neu aufzubauen und immer wieder einen neuen Zyklon oder eine neue Überschwemmung zu überstehen", fügte er hinzu.

Die Pazifikstaaten fordern seit Jahren mehr Anstrengungen gegen die Verschärfung des Klimawandels und mehr Unterstützung zu ihrem Schutz. Da sie jedoch über eine geringe Wirtschaftsmacht verfügen und geografisch relativ isoliert sind, verhallten diese Forderungen bei den großen Industriestaaten bisher weitgehend.

Die gering besiedelten Pazifikinseln sind nur für 0,02 Prozent des weltweiten Ausstoßes von Treibhausgasen verantwortlich. UN-Angaben zufolge lebt der Großteil der Bevölkerung dieser Länder weniger als fünf Kilometer von der Küste entfernt. Der Anstieg des Meeresspiegels zerstört allmählich auch wichtige Ressourcen. "2020 haben pazifische Inselstaaten wie Vanuatu, Papua-Neuguinea und Mikronesien mehr als ein Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes durch den Anstieg des Meeresspiegels verloren", sagte Roseanne Martyr, führende Wissenschaftlerin beim Klimaforschungsinstitut Climate Analytics.

Auch die Erwärmung des Pazifiks ist eine Bedrohung, sie verstärkt Unwetter. Zudem tötet die zunehmende Versauerung der Ozeane Korallenriffe und stört maritime Nahrungsketten.

AR/se (afp, epd)

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