Dreifach-Triumph für deutsche Bobpiloten
15. Februar 2022Ein Bob-Rennen für die Geschichtsbücher: Der deutsche Fahnenträger Francesco Friedrich hat im Eiskanal von Yanqing die Goldspur gefunden und dabei einen historischen deutschen Dreifacherfolg angeführt. Der Dominator raste im Zweier-Schlitten mit Thorsten Margis vor Johannes Lochner/Florian Bauer und Christoph Hafer/Matthias Sommer zu seinem insgesamt dritten Olympiasieg - und war dabei so überlegen wie kein Bob-Pilot in den vergangenen 34 Jahren.
An der Spitze trennten Friedrich und Lochner nach vier Läufen 0,49 Sekunden, einen solchen Vorsprung hatte es in einem olympischen Zweier-Rennen seit 1988 nicht mehr gegeben. Drei Schlitten aus einem Team gab es bislang noch nie auf dem Podest - nicht im Zweier, nicht im Vierer, nicht für Deutschland und auch für keine andere Nation. Seit 2010 können sich maximal drei Starter qualifizieren.
"Holzmedaille" für deutsche Biathleten
19 Sekunden, 2,7 Sekunden und die Winzigkeit von gerade einmal 14 Hundertsteln - so viel, oder besser gesagt so wenig, fehlte den Athletinnen und Athleten des deutschen Olympia-Teams am 11. Wettkampftag in Peking zu den Medaillen.
"Wir hätten heute genauso gewinnen können, jetzt ist es der unglückliche vierte Platz", sagte Biathlet Benedikt Doll im ZDF nachdem er und seine drei Mannschaftkollegen beim Staffelrennen über 4 x 7,5 Kilometer bis kurz vor dem Ende vorne mit dabei waren. "Wir brauchen uns nicht verstecken, aber es gibt eben nur diese drei Medaillen. Jetzt haben wir die Holzmedaille", sagte Doll.
Philipp Nawrath war dagegen am Boden zerstört. Als Schlussläufer verfehlte er bei seinem letzten Auftritt am Schießstand inklusive Nachladern vier von acht Schüssen und handelte sich eine Strafrunde ein. "Es tut mir so leid, echt", sagte der 29-Jährige. Statt Kampf um Gold blieb "nur" Rang vier. Am Ende fehlten Nawrath, Doll, Erik Lesser und Roman Rees 19 Sekunden auf Bronze. Die Medaillen gingen an Norwegen, Frankreich und Russland.
Nachrücker Manuel Faißt gibt alles
Auch in der Nordischen Kombination wurde es nach dem Olympiasieg von Vinzenz Geiger nichts mit einer weiteren Medaille. Im Einzel mit dem Springen von der Großschanze versuchte Manuel Faißt am Ende noch einen Sprint anzuziehen, musste sich aber letztlich geschlagen geben und belegte mit 2,7 Sekunden Rückstand den vierten Platz.
"Einer muss halt Vierter werden, und heute hat es leider mich getroffen", sagte Faißt nach seinem Olympia-Debüt. Der 29-Jährige war erst nach Beginn der Winterspiele als Ersatz für die mit Corona infizierten Frenzel und Terence Weber nach Peking gereist, erst am Montag erfuhr er von seinem Einsatz.
Gold nach einem Sprung und dem anschließenden Skilanglauf über zehn Kilometer gewann bei eisigen Temperaturen der Norweger Joergen Graabak vor seinem Teamkollegen Jens Luraas Oftebro und dem Japaner Akito Watabe.
Kira Weidle in der Abfahrt ohne Medaille
"Das hätte man besser machen können, aber ein Rennen ist halt was anderes, und heute hat es leider nicht ganz perfekt funktioniert." Zu dieser Einschätzung kam Kira Weidle im Ziel und war traurig über ihren vierten Platz. Bei der Olympia-Abfahrt gingen die Medaillen an die Schweizerin Corinne Suter und die beiden Italienerinnen Sofia Goggia und Nadia Delago.
Im Training war Weidle noch zweimal die Zweitschnellste gewesen. Nun fehlten ihr 14 Hundertstelsekunden auf den Bronzerang. "14 Hundertstel ist halt doch ein Stück", sagte Weidle enttäuscht. "Es sollte einfach nicht sein."
Dem Deutschen Skiverband (DSV) drohen nach Pyeongchang 2018 weitere Olympische Spiele ohne Medaille. Die vermeintlich letzte Chance auf das Podium hat am Mittwoch im Slalom der Männer Linus Straßer. Im Team-Wettbewerb zum Abschluss der alpinen Wettbewerbe sind die Deutschen eher Außenseiter.
Frühes Ende für deutsches Eishockey-Team
"Heute wie im ganzen Turnier haben wir nie unser Spiel gespielt, das uns die letzten Jahre ausgemacht hat", sagte Moritz Müller, der Kapitän der deutschen Eishockey-Mannschaft, nach dem enttäuschenden, vorzeitigen Olympia-Aus. "Es war nicht gut genug über alle Spiele hinweg. Es ist natürlich sehr bitter und frustrierend."
In der Endabrechnung nach insgesamt vier Partien in Peking bleiben für das DEB-Team drei Niederlagen und nur ein Sieg gegen Außenseiter China stehen. Der Traum der deutschen von einem erneuten "Olympia-Märchen" ist damit schon früh geplatzt. Vier Jahre nach dem Gewinn der Silbermedaille in Pyeongchang scheiterte die Mannschaft von Bundestrainer Toni Söderholm bereits im ersten K.o.-Spiel klar mit 0:4 (0:1, 0:2, 0:1) an der Slowakei. Libor Hudacek (12.), Peter Cehlarik (28.), Michal Kristof (29.) und Marek Hrivik mit einem "empty net" (58.) erzielten die Tore für die Slowaken, die im Viertelfinale auf die USA treffen.
Kein zweites Gold für Gu
Nach ihrem Olympiasieg im Big-Air-Wettbewerb hat Ski-Freestyle-Star Eileen Gu im Slopestyle die Silbermedaille gewonnen. Die 18 Jahre alte Doppelweltmeisterin, die gebürtig aus Kalifornien stammt, aber für China startet, war als Favoritin gehandelt worden. Den Olympiasieg sicherte sich stattdessen Mathilde Gremaud aus der Schweiz. Bronze ging an die Estin Kelly Sildaru.
"Ich wollte unbedingt auf das Podest, deshalb bin ich einfach erleichtert", sagte Gu: "Ich repräsentiere hier draußen mich und den Sport vor all den Leuten. Es macht mich stolz, dass ich in der Lage bin, so einen Lauf hinzulegen und den Leuten zu zeigen, was unter Druck möglich ist."
Gold für Snowboarderin Gasser
Im Big-Air-Wettbewerb der Snowboarder ging Gold an Anna Gasser aus Österreich. Sie gewann vor Slopestyle-Olympiasiegerin Zoi Sadowski-Synnott aus Neuseeland, und der erst 17 Jahre alten Japanerin Kokomo Murase. Die Deutsche Annika Morgan belegte nach zwei Stürzen den zehnten Rang. Bei den Männern siegte Su Yiming aus China vor dem Norweger Mons Roisland und Maxence Parrot aus Kanada.
Ireen Wüst gewinnt 13. Olympia-Medaille
Im Eisschnelllauf haben sich die Mannschaften aus Kanada und Norwegen die Goldmedaillen in der Teamverfolgung geschnappt. Bei den Frauen gewannen die Kanadierinnen im Gold-Duell gegen Favorit Japan. Im Bronzerennen setzten sich die Niederländerinnen um Ireen Wüst gegen das russische Team durch. Für die 35-jährige Wüst war es die 13. Medaille bei Olympischen Winterspielen. Sie zog damit mit dem norwegischen Biathleten Ole-Einar Björndalen gleich. Mehr Medaillen hat nur dessen Landsfrau Mari Björgen im Langlauf gewonnen.
Bei den Männern siegte Norwegen vor den Russen und den USA. Im Siegerteam war vor allem der Olympiasieg für Sverre Pedersen bemerkenswert. Der 29-Jährige war im vergangenen Mai bei einer Radtour in seiner Heimat schwer gestürzt. Doppelter Bruch der linken Hand, Frakturen an Unterarm und Wangenknochen, ein Leberriss, eine punktierte Lunge, eine geschädigte Niere geschädigt - sein Start in Peking stand mehr als auf der Kippe, dennoch schaffte er es. "Es war ein harter Sommer, in dem ich im Grunde nicht trainiert habe", sagte Pedersen anschließend. "Das Gefühl, hier zu stehen, dann noch mit der Goldmedaille, ist schwer zu beschreiben."