China bedauert Trumps Absage des Treffens mit Kim Jong Un. Es hofft auf konstruktive Zusammenarbeit zwischen den USA und Nordkorea - und eine Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel. William Yang aus Taipeh.
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Aus, oder vielleicht doch nicht?
Trotz schriftlicher Absage laufen die Vorbereitungen für den Gipfel zwischen Trump und Kim auf Hochtouren. Ein Rückblick auf das Hin und Her um das vieldiskutierte Treffen der beiden Staatschefs.
Der Durchbruch
Am 7. März 2018 überbringt Chung Eui Yong, Sondergesandter und Sicherheitsberater von Südkoreas Präsident Moon Jae In, US-Präsident Trump die Nachricht, Nordkoreas Machthaber Kim Jong un sei bereit, mit den USA über das Atomprogramm zu diskutieren. Zwei Tage später nimmt Trump Kims Einladung an.
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Abstimmung mit dem "Großen Bruder"
Kim Jong Un besucht China und trifft Staatspräsident Xi Jinping zum ersten Mal seit seiner Machtübernahme. Wie immer wird der viertägige Besuch erst nach Kims Abreise gemeldet. "Wir sind bereit zu Gipfeltreffen mit den Präsidenten von Südkorea und den USA. Die Denuklearisierung auf der Halbinsel kann erreicht werden", sagt Kim im Gespräch mit Xi am 28. März.
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Gipfeltreffen von Nord und Süd
Das dritte Gipfeltreffen zwischen Süd- und Nordkorea findet am 27. April im Grenzort Panmunjom statt. Kim verspricht, Atomwaffen abzuschaffen und den offiziellen Kriegszustand mit einem Friedensvertrag zu beenden. Südkoreas Präsident Moon Jae In schwärmt: "Ein erster Schritt zur Wiedervereinigung ist getan!"
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Zweites Treffen zwischen Kim und Xi
Am 7. und 8. Mai trifft Kim Jong Un zum zweiten Mal in sechs Wochen mit Xi zusammen. Dabei verzichtet Kim auf den Zug und reist mit dem Flugzeug an. Nordkorea wolle mit China die Kommunikation über strategische Fragen verstärken, um die regionale Stabilität und den Frieden zu wahren, verspricht Kim.
Einen Tag später werden drei inhaftierte US-Bürger südkoreanischer Abstammung nach dem Besuch des damaligen CIA-Chefs und heutigen US-Außenministers Mike Pompeo in Pjöngjang freigelassen. US-Präsident Trump feiert das Ereignis als großen Triumph und begrüßt seine Landsleute persönlich am Flughafen. "Sehr aufregend", twittert Trump.
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US-Bedingungen und Verstimmungen
Mitte Mai warnt US-Vizepräsident Pence, Nordkorea müsse zuerst auf Atomwaffen verzichten und könne erst dann dann mit Zugeständnissen der USA rechnen. Nordkoreas Vize-Außenminister Kim Kye Gwan reagiert am 16. Mai: "Wenn die US-Regierung uns in die Enge treibt und einseitig fordert, dass wir Atomwaffen aufgeben, haben wir kein Interesse mehr an Gesprächen."
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Trump will Verschiebung
Um die wieder zunehmend gereizte Stimmung zwischen Pjöngjang und den USA zu beruhigen, besucht Südkoreas Präsident Moon Washington. US-Präsident Trump deutet am 22. Mai an, das Gipfeltreffen würde möglicherweise verschoben. "Es könnte sein, dass es nicht am 12. Juni klappt", sagt Trump, "wenn es nicht zustande kommt, vielleicht kommt es später zustande."
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Zerstörung des Atomtestgeländes
Am 24. Mai macht Nordkorea sein Atomtestgelände Punggye Ri nach eigenen Angaben unbrauchbar und stellt diesen Schritt als Zeichen des guten Willens dar. "Sämtliche Tunnel sind per Explosion zum Einsturz gebracht worden und die Tunneleingänge komplett geschlossen", berichtet Nordkoreas Atomwaffeninstitut.
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Absage ohne Ersatztermin
Stunden später erreicht ein Brief von US-Präsident Trump Nordkorea. Angesichts der "offenen Feindseligkeit", die in der "jüngsten Erklärung" aus Pjöngjang zum Ausdruck gebracht worden sei, halte er den Gipfel gegenwärtig für "unangemessen", schreibt Trump in seinem Brief an Kim. Wenn Kim seine Meinung ändere, solle er jedoch "nicht zögern, mich anzurufen oder zu schreiben".
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Noch ein Süd-Nord-Gipfel
Am Samstag (26.05.) hatten sich Kim und Moon zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen getroffen. Das Treffen stand auch vor dem Hintergrund der Bemühungen, doch noch den Gipfel zwischen Kim und Trump zustande zu bringen. Moon: Kim hoffe durch ein erfolgreiches Treffen mit Trump auf ein Ende der "Geschichte des Kriegs und der Konfrontation".
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Als wäre nichts gewesen
Gerade mal 24 Stunden nach der abrupten Absage des USA-Nordkorea-Gipfels vollzog US-Präsident Trump eine verbale Kehrtwende. Er rechnet nun doch wieder damit, dass das Gipfeltreffen wie geplant stattfindet. "Wir streben den 12. Juni in Singapur an. Daran hat sich nichts geändert." Am Montag (28.05.) werden die Vorbereitungen von einer US-Delegation in Nordkorea fortgesetzt.
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Die offizielle Stellungnahme der chinesischen Regierung unterscheidet sich im Ton von den Kommentaren in den staatlichen chinesischen Medien. Nachdem US-Präsident Donald Trump das Treffen mit Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un abgesagt hat, äußert Chinas Außenamtssprecher die Hoffnung, dass die USA und Nordkorea die bereits erzielten Fortschritte bewahren. Sie sollten "mit Geduld und Wohlwollen" am Ziel der Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel festhalten. Die USA und Nordkorea seien die direkt Beteiligten und ein Gipfeltreffen zwischen zwei Staatsführern sei ausschlaggebend für die Denuklearisierung auf der koreanischen Halbinsel.
Der Sprecher betonte auch, dass Trump sich zu einem Treffen "mit dem Vorsitzenden Kim Jong Un zu einem passenden Zeitpunkt bereit erklärte" habe. Nordkorea habe sich dazu ebenfalls bereit erklärt.
"Nordkorea hat guten Willen gezeigt"
Die staatliche "Global Times" hingegen schreibt, Trump habe nicht von Verschiebung gesprochen, sondern das Treffen ersatzlos gestrichen. Der Kommentator findet es "bemerkenswert", dass die Absage des in Singapur geplanten Treffens mit Kim Jong Un nur wenige Stunden nach der Zerstörung des nordkoreanischen Atomtestgeländes Punggye-ri stattfand. Dadurch habe Nordkorea seinen guten Willen demonstriert, sein Kernwaffenpotential abzubauen. Ein neues Atomtestgelände innerhalb von kurzer Zeit neu aufzubauen, sei praktisch nicht möglich. Trumps Absage sei ein herber Rückschlag für den Friedensprozess auf der koreanischen Halbinsel, schreibt die "Global Times."
Auch die englischsprachige "China Daily" sieht "die einmalige Chance für dauerhaften Frieden verpasst". Seit Jahrzehnten bemühten sich die Beteiligten, die Feindseligkeiten auf der koreanischen Halbinsel zu beenden und atomar abzurüsten.
"Nach 65 Jahren muss mit etwas diplomatischem Hin und Her gerechnet werden. Alle Parteien müssen in Kontakt bleiben und gemeinsam auf das gleiche Ziel hinarbeiten", schreibt der Kommentator. Trumps Einladung, Kim könne ihn anrufen und ihm schreiben, falls er es sich anders überlege, sei allerdings "schnoddrig".