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Literatur

Hermann-Kesten-Preis für Can Dündar und Erdem Gül

17. November 2016

Der diesjährige Hermann-Kesten-Preis geht an die türkischen Journalisten Can Dündar und Erdem Gül. Das deutsche PEN-Zentrum würdigte sie als "mutige Kämpfer für die Meinungsfreiheit und die Demokratie".

Türkei Prozess gegen kritische Journalisten Can Dündar und Erdem Gül
Bild: Reuters/O. Orsal

Zuletzt hatten sich Can Dündar und Erdem Gül intensiv für in der Türkei verfolgte Autoren eingesetzt. Dafür verdienten sie allergrößten Respekt, so PEN-Vizepräsident Sascha Feuchert. Die beiden Journalisten seien "mutige Kämpfer für die Meinungsfreiheit und die Demokratie" und "weltweit zu Vorbildern geworden." Sie stellten sich vehement gegen den Kurs von Präsident Recep Tayyip Erdogan, die Türkei zu einem autokratischen System umzubauen. 

Daher wurde Dündar und Gül in den Kammerspielen des Staatstheaters Darmstadt der mit 10.000 Euro dotierte Hermann-Kesten-Preis der Autorenvereinigung PEN verliehen.

Den mit 3000 Euro ausgestatteten Förderpreis erhielt die unabhängige Übersetzungsplattform "Translate for Justice".

PEN-Vizepräsident Sascha FeuchertBild: Simone Ahrend/sah-photo

"Europa muss seine Werte ernst nehmen" 

Die Laudatio auf Dündar und Gül hielt der deutsche Journalist, Moderator und Redakteur Thomas Roth. "Es geht um die Wahrheit, sagen Can Dündar und Erdem Gül, und sie stehen dafür ein. Auch im Hochsicherheitsgefängnis von Silivri", so der ehemalige "Tagesthemen"-Moderator. Er erinnerte außerdem daran, dass die Redakteure der linksliberalen Tageszeitung "Cumhuriyet" aufgedeckt hatten, dass der türkische Geheimdienst Waffen an islamistische Milizen in Syrien lieferte, die er offiziell bekämpft. 

Nach außen formuliere Erdogan immer deutlicher den Anspruch großtürkischer Machtausübung auch über die Grenzen der Türkei hinaus, führte Roth aus. "Es muss sein, dass ein Europa, das seine Werte ernst nimmt, klar sagt, dass Demokratie und Pressefreiheit nicht verhandelbar sind. Und dann auch entsprechend handelt", forderte Roth.

Eine immer repressivere Türkei 

Im Mai dieses Jahres war der langjährige Chefredakteur von "Cumhuriyet", Dündar, zu fünf Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt worden, sein Kollege Gül, Leiter des Hauptstadtbüros der Zeitung, zu fünf Jahren. Die Vorwürfe lauteten Spionage, Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und die Verbreitung von Staatsgeheimnissen. Die Verfahren laufen noch. Reporter ohne Grenzen (ROG) fordert von der türkischen Justiz, die Anklagen fallen zu lassen. 

Während des Prozesses gegen Dündar und Gül: Protestierende fordern vor dem Gerichtsgebäude Pressefreiheit einBild: picture-alliance/AP Photo/E.Gurel

Nach dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei trat Dündar, der sich damals außerhalb des Landes aufhielt, als Chefredakteur zurück. Ende Oktober ging die türkische Justiz mit Festnahmen und Durchsuchungen gegen "Cumhuriyet" vor. Am 11. November dieses Jahres wurde Herausgeber Akin Atalay festgenommen.

Nicht der erste Preis für Dündar

Dündar hat bereits mehrere Ehrungen und Preise erhalten. Die Stadt Paris ernannte ihn zum Ehrenbürger, der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) überreichte ihm die Goldene Victoria für Pressefreiheit. Und die Medienstiftung der Stadtsparkasse Leipzig verlieh Dündar den mit 30.000 Euro dotierten Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien.

Der Hermann-Kesten-Preis ist nach dem Schriftsteller und ehemaligen PEN-Präsidenten Hermann Kesten (1900-1996) benannt. Zu den bisherigen Preisträgern gehören unter anderem Anna Politkovskaja, Günter Grass, Liu Xiaobo und Harold Pinter. 

Das deutsche PEN-Zentrum ist eine von weltweit mehr als 140 Schriftstellervereinigungen, die im PEN International vereint sind. Die Buchstaben PEN stehen für die "Poets, Essayists, Novelists". Gegründet wurde der PEN 1921 in England als literarischer Freundeskreis.

sd/bb/cr (dpa, KNA, epd)

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