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PolitikPeru

"Moralisch ungeeignet": Staatspräsidentin in Peru abgesetzt

10. Oktober 2025

Gewaltverbrechen wie Mord und Erpressung sind in Peru an der Tagesordnung. Die jetzt entmachtete Präsidentin Dina Boluarte wird hierfür mitverantwortlich gemacht.

Perus Präsidentin Dina Boluarte
Dina Boluarte: Sie sieht durch ihre Absetzung die demokratische Stabilität in Peru gefährdet (Archivbild) Bild: Jeenah Moon/REUTERS

Das Parlament in Peru hat Präsidentin Dina Boluarte ihres Amtes enthoben. 122 der 130 Abgeordneten stimmten für ihre Absetzung. Boluarte sei "dauerhaft moralisch ungeeignet", die Regierung des Landes zu führen, hieß es in einem der Anträge zu ihrer Entmachtung. Vor dem Kongressgebäude in der Hauptstadt Lima hatten sich Zuschauer versammelt, sie brachen nach Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses in Jubel aus.

Neuer Staatschef will Kriminalität bekämpfen 

Als neuer Präsident des südamerikanischen Landes wurde der bisherige Parlamentsvorsitzende José Jeri vereidigt. Der 38-Jährige von der christdemokratischen Partei Somos Peru kündigte an, eine Übergangsregierung zu bilden und zu leiten. Im April 2026 stehen in Peru Parlaments- und Präsidentschaftswahlen an. Jeri sagte, sein Ziel sei es, Brücken zu bauen und einen Konsens zur Bekämpfung der Kriminalität zu erreichen. 

José Jeri legt vor dem Parlament in Lima seinen Amtseid ab Bild: Andina/AFP

Boluarte war im Dezember 2022 an die Macht gekommen - nachdem der linksgerichtete Staatschef Pedro Castillo des Amtes enthoben und verhaftet worden war. Die Präsidentschaft der 63-jährigen Konservativen war überschattet von der Gewalt krimineller Banden in dem Andenstaat.

Schutzgelderpressungen und bewaffnete Überfälle  

Schulgemeinschaften und Busunternehmen in Peru berichteten immer wieder von Schutzgelderpressungen. Laut der Zeitung "El Comercio" sahen sich allein im Jahr 2024 mehr als 175 private Träger von Schulen - aufgrund der Drohungen von Kriminellen - gezwungen, ihre Einrichtung zu schließen.

Anfang Oktober streikten Transportunternehmer und legten die Hauptstadt fast lahm. Sie forderten mehr Polizei und Sicherheitsmaßnahmen, da sie aufgrund der Erpressungen nicht mehr profitabel arbeiten könnten.

Unmittelbarer Auslöser des Amtsenthebungsverfahrens gegen Boluarte war laut Medienberichten ein bewaffneter Überfall am Mittwochabend auf das Konzert der populären peruanischen Band "Agua Marina". Vier der Musiker und ein Tontechniker wurden verletzt. Auch in diesem Fall vermutet die Polizei nicht beglichene Schutzgeldzahlungen.

Demonstration der "Generation Z" gegen Regierung und Korruption (20.09.2025, Lima) Bild: Klebher Vasquez/Anadolu/picture alliance

Wegen der hohen Kriminalität war Boluarte laut Umfragen in Bevölkerung äußerst unbeliebt. Zudem ließ sie Proteste von der Polizei oftmals mit Gewalt niederschlagen. Menschenrechtsorganisationen zufolge wurden dabei hunderte Menschen getötet.

Ermittlungen der Justiz

Die Staatsanwaltschaft ermittelt deswegen gegen Boluarte. Zudem leitete sie Ermittlungen wegen illegaler Bereicherung gegen die Politikerin ein. Die Ex-Präsidentin trug in der Vergangenheit oftmals teure Uhren und Schmuck. Medien mutmaßten, sie habe sich diese von ihrem Gehalt schwerlich leisten können. Boluarte weist die Vorwürfe zurück.

se/wa (epd, afp, rtr, dpa)