Peschmerga aus Irak nach Kobane unterwegs
28. Oktober 2014Mehr als 150 kurdische Peschmerga-Kämpfer aus dem Nordirak haben sich auf den Weg in die von Islamisten belagerte nordsyrische Kurdenstadt Kobane an der Grenze zur Türkei gemacht. 80 Peschmerga starteten in einem Konvoi von ihrem Stützpunkt nordöstlich von Erbil, der Hauptstadt der autonomen Kurdenregion im Nordirak, um auf dem Landweg nach Kobane zu gelangen (Artikelbild). Weitere 72 sollen nach Angaben eines kurdischen Offiziers am Mittwochmorgen mit dem Flugzeug in die Türkei und von dort aus nach Kobane gebracht werden.
Skepsis gegenüber Peschmerga in Kobane
Kämpfer der Dschihadisten-Organisation "Islamischer Staat" (IS) versuchen seit Wochen, Kobane zu erobern. Die in der Stadt verschanzten kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) unterhalten Verbindungen zur verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) in der Türkei. Ankara weigerte sich daher lange, den Kurden in Kobane Hilfestellung zu leisten. Unter massivem Druck der USA willigte die türkische Regierung in der vergangenen Woche jedoch ein, dass Peschmerga über türkisches Territorium nach Kobane gelangen können.
Außenminister Mevlüt Çavusoglu sagte laut der amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu, die irakisch-kurdischen Kämpfer könnten "jederzeit" die Grenze nach Syrien überqueren. Es gebe nun "kein politisches Problem" mehr. Die YPG-Kämpfer stehen einer Unterstützung durch die Peschmerga allerdings skeptisch gegenüber.
Videoaufnahmen von britischer Geisel
Mit der Veröffentlichung von Videoaufnahmen seiner britischen Geisel John Cantlie hatte der IS zuvor seinen Anspruch auf Kobane bekräftigt. Das im Internet veröffentlichte Video zeigt den 43-Jährigen, wie er Angaben über Rückschläge für die Miliz zurückweist. Die Dschihadisten kontrollierten vielmehr den Osten und den Süden der Stadt, der Sieg der Kämpfer über Kobane sei nur eine "Frage der Zeit", so Cantlie.
Der IS hatte im Juni einen Eroberungsfeldzug im Irak gestartet. Mittlerweile hat er weite Teile dieses Landes und auch Syriens unter seiner Kontrolle. Die IS-Milizen errichten in den von ihnen kontrollierten Gebieten eine Kalifatsherrschaft und begehen Gräueltaten an der Zivilbevölkerung. Die Eroberung von Kobane ist für die Dschihadisten deshalb wichtig, weil sie mit der Einnahme der Stadt auch einen Teil der Grenze zur Türkei kontrollieren würden.
Eine US-geführte Militärallianz bombardiert seit Wochen mutmaßliche IS-Stellungen bei Kobane aus der Luft. Am Dienstag gab das Central Command der US-Streitkräfte die Zerstörung einer kleineren Einheit der Islamisten und vier ihrer Gefechtsstellungen bekannt.
sti/kle (dpa, afp, rtr)