Seit August wird Madagaskar durch die Pest geplagt. Und ein Ende ist noch nicht abzusehen. Um eine weitere Ausbreitung der Krankheit zu verhindern, hat die Regierung des Inselstaates ihre Vorsichtsmaßnahmen ausgeweitet.
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Es ist eine seltene Form der Pest, die die Bevölkerung in Madagaskar in Gefahr bringt: die Lungenpest. Sie ist besonders leicht übertragbar. Wie eine Grippe kann sich die Lungenpest per Tröpfcheninfektion verbreiten. Also besonders gut an Orten, an denen sich viele Menschen auf engem Raum aufhalten.
Deshalb bleiben die Schulen in mehreren Städten des Landes die kommende Woche geschlossen. Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums sind seit Tagen dabei, die Klassenzimmer zu desinfizieren (Artikelbild). Menschenansammlungen hat die Regierung bereits untersagt, um die weitere Ausbreitung des gefährlichen Erregers zu begrenzen. An Verkehrsknotenpunkten werden Reisende durch das Rote Kreuz über Symptome - unter anderem starkes Fieber - aufgeklärt, damit sie Krankheitsfälle selbst früh erkennen können.
Pest-Land Madagaskar
Nach aktuellen Angaben des Gesundheitsministeriums des Inselstaates im Indischen Ozean ist die Zahl der Toten inzwischen auf 42 gestiegen, 343 Menschen seien inzwischen an der Lungen- oder Beulenpest erkrankt. Am Freitag hatte die Behörde noch von 36 Toten und rund 250 Erkrankten gesprochen. In der dicht besiedelten Hauptstadt Antananarivo sind bislang 142 Menschen erkrankt.
Verursacher der Pest ist das Bakterium "Yersinia pestis", das in der Regel von Ratten-Flöhen übertragen. Madagaskar weist seit Jahren die meisten Pest-Fälle weltweit auf, vor allem von Beulenpest. Kleinere Ausbrüche dieser Form der Infektionskrankheit sind in dem Inselstaat vor der südöstlichen Küste Afrikas nichts Ungewöhnliches. Nach Angaben des deutschen Auswärtigen Amtes kommt es im Zusammenhang mit der Regenzeit im August immer wieder zur Verbreitung der Pest mit bis zu 500 Fällen. Bei früher Diagnose sind die Heilungschancen gut, weil sich Bakterien - anders als Virus-Infektionen - meist sehr gut mit Antibiotika behandeln lassen. Unbehandelt endet die Pest hingegen oft tödlich.
Yersinia pestis ruft auch die Lungenpest hervor. Sie birgt aber ein viel höheres Risiko, dass der Erkrankte daran stirbt, weil das Immunsystem die Infektion mitten im Körper schlechter bekämpfen kann.
Hilfe durch die WHO
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schickt rund 1,4 Millionen Dosen Antibiotika nach Madagaskar. Damit könnten bis zu 5000 Erkrankte behandelt werden und 100.000 Menschen Prophylaxe bekommen.
Nach WHO-Angaben nahm der Pestausbruch in Madagaskar im August seinen Anfang. Eine Ausbreitung über das Land hinaus ist nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation eher unwahrscheinlich. Die Gefahr für Reisende sich anzustecken, sei gering - es sei denn, sie sind in den betroffenen ländlichen Gegenden unterwegs. Dort sollte man auf jeden Fall nicht campen oder an einer Jagd teilnehmen. Ähnlich fällt die Einschätzung des deutschen Auswärtigen Amtes aus, das seine Gesundheitshinweise für die Insel im Indischen Ozean aufgrund des Pestausbruchs ergänzt hat.
Die Pest gehört zu dem am längsten bekannten Infektionskrankheiten der Welt - in früheren Jahrhunderten gab es immer wieder verheerende Epidemien, die den "Schwarzen Tod" brachten.
AR/fab (dpa, WHO, Auswärtiges Amt)
Wie die Pest! - Wenn Tiere krank machen
In Arizona haben die Gesundheitsbehörden Pesterreger in Flöhen gefunden. Träger der Infektionskrankheit sind Nagetiere. Aber nicht nur die Pest kann vom Tier auf den Menschen überspringen - Zoonosen gibt es viele.
Bild: CC/BY/äquinoktium
Träger der Pest
In Flöhen sind die Gesundheitsbehörden von zwei Countys in Arizona fündig geworden: Yersinia pestis - der Erreger der Beulenpest. Der Floh kann das Bakterium vom Nagetier auf den Menschen übertragen. Dort müssen die Menschen nun besondere Vorsicht walten lassen: sich von Wildtieren fernhalten und ihre Haustiere mit Medikamenten vor den Parasiten schützen.
Bild: picture-alliance/dpa
Nicht ganz ungewöhnlich
In den USA sind Pestfälle zwar selten, jedes Jahr kommen aber durchschnittlich sieben Infektionen beim Menschen vor. Erst im Juni hatten sich in New Mexico drei Menschen angesteckt. Medizinisch hat die Pest in entwickelten Ländern ihren Schrecken verloren. Mit Antibiotika lässt sie sich gut behandeln. Bleibt sie indes unbehandelt, verläuft sie oft tödlich.
Bild: SGHT
Vorsicht, auch wenn sie niedlich aussehen!
Im Yosemite-Nationalpark waren 2015 zwei Besucher an der Pest erkrankt. Übertragen wurden die Bakterien wahrscheinlich von solchen süßen Streifenhörnchen oder von Eichhörnchen. Mitte August sperrte die Parkbehörde einen Campingplatz, nachdem in zwei toten Eichhörnchen Pesterreger gefunden wurden. Weltweit gibt es jedes Jahr etwa 300 Pestfälle - die meisten in Madagaskar, der DR-Kongo und Peru.
Bild: Hamid Esmaeili
Nicht nur die Pest ist gefährlich
Es gibt viele andere Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden können - sogenannte Zoonosen. Vor allem kleine Kinder, ältere und kranke Menschen und Schwangere sind durch Infektionen mit Viren, Bakterien, Pilzen oder Parasiten gefährdet. Deshalb sollten Haustiere regelmäßig mit den nötigen Medikamenten behandelt werden.
Bild: Fotolia/pitrs
Fieber dank Miezekatze
Katzen und Hunde - die besten Freunde des Menschen - können zum Beispiel das Bakterium "Campylobacter jejuni" übertragen, das Durchfall verursacht. Katzen geben zudem verschiedene Bartonella-Bakterien weiter, die Fieber und Entzündungen hervorrufen können. Und eine Toxoplasmose, ausgelöst durch den Parasiten Toxoplasma gondii, kann bei einer Schwangerschaft zu gefährlichen Komplikationen führen.
Bild: Fotolia/millaf
Infektionsweg über mehrere Tiere
Eine Virusinfektion, die fast nur auf dem Lande vorkommt, sind die Kuhpocken. Mäuse, die auf Kuhweiden leben, nehmen die Viren aus dem Kot der Rinder auf. Dann fressen Katzen die Mäuse und spielen abends mit den Menschen. Setzt es beim Raufen mal einen Kratzer infiziert sich der Mensch.
Bild: picture-alliance/dpa/J. Stratenschulte
Krank durch Kriechtiere
Amphibien und Reptilien dagegen sollen für eine Vielzahl von sporadischen Salmonellen-Infektionen bei ihren Besitzern verantwortlich sein. Rund elf Prozent dieser Infektionen bei Patienten unter 21 Jahren gehen einer Studie zufolge auf Tiere wie Leguane, Echsen, Schlangen oder Frösche zurück.
Bild: picture-alliance/dpa/W. Kumm
Papageienkrankheit
Die Papageienkrankheit ist eine Zoonose, die vor allem für Kinder und geschwächte Personen gefährlich werden kann. Auslöser ist eine Chlamydien-Art. Sie trifft vor allem Papageie, Wellensittiche und Tauben. Der Mensch infiziert sich damit meist über den eingetrockneten Kot der Tiere. Der wird mit dem Staub in der Luft aufgewirbelt.
Bild: Proaves
Krankheiten vorbeugen
Für gesunde Menschen ist das Risiko jedoch gering, solange die Tiere geimpft und entwurmt werden und Hygiene-Regeln beachtet würden, betonen die Forscher. Trotzdem sollte sich jeder nach einer ausgiebigen Streicheleinheit die Hände waschen, oder beim Reinigen von Käfig oder Terrarium Handschuhe tragen.
Bild: picture-alliance/dpa/F. Rumpenhorst
Stechende Gefahr
Aber nicht nur unsere Haustiere sind ansteckend. So kann es zum Beispiel passieren, dass gefährliche Tiere aus den Tropen versehentlich mit Handelswaren, meist auf Schiffen, auch in gemäßigte Zonen gelangen. Die asiatische Tigermücke überträgt beispielsweise das Dengue-Fieber.
Bild: picture alliance/Mary Evans Picture Library
Reineke Fuchs
Bis zum Jahr 2008 gab es sie auch in Deutschland: Tollwut, übertragen vor allem von Füchsen. Durch großangelegte Impfaktionen aber ist diese gefährliche Krankheit ausgerottet. Für Menschen, die sich mit dem Tollwutvirus infiziert hatten, endete die Krankheit tödlich. Deutschland gilt heute als tollwutfrei.
Bild: imago/blickwinkel
Entwarnung
Im Allgemeinen - das betonen die Forscher - überwiegen die positiven Effekte, die die Beziehung zu einem Tier mit sich bringt. So sollen Kleinkinder, die mit einem Hund oder einem Vogel aufwachsen, seltener an Allergien und Atemwegsinfektionen erkranken. Außerdem sorgen Hunde dafür, dass wir uns mehr bewegen - und auch für die Psyche sind unsere tierischen Freunde gut.