Er macht das Unperfekte perfekt: Peter Lindbergh hat die Modefotografie grundlegend verändert. Eine große Ausstellung in der Kunsthal Rotterdam präsentiert das fast 40-jährige Schaffen des deutschen Fotografen.
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Peter Lindberghs Visionen
"A Different Vision on Fashion Photography" heißt eine Schau über den berühmten Fotografen in der Kunsthal Rotterdam. Unter den 220 Werken: viele Ikonen der Modegeschichte.
Bild: Taschen Verlag/Peter Lindbergh
Ikonen der Modefotografie
Selbst wenn Sie noch nie von Peter Lindbergh gehört haben, seine Arbeit kennen Sie mit Sicherheit. Sie läutete ein neues Zeitalter der Modefotografie ein. Seine Bilder von Linda Evangelista, Naomi Campbell, Tatjana Patitz, Cindy Crawford und Christy Turlington markieren den Beginn der Ära der Supermodels.
Bild: Peter Lindbergh
Vorbild Film
Lindberghs Markenzeichen sind seine Schwarz-Weiß-Bilder, mit denen er seit den späten 1970ern einen neuen Realismus in die Fotografie brachte. Er ließ sich vom Film inspirieren und spielte mit dem Prototyp der starken, selbstbewussten Frau. Seine Aufnahmen halfen dabei, das von der Modeindustrie vorgegebene Schönheitsideal neu zu definieren.
Bild: Peter Lindbergh
Kampf gegen die Oberflächlichkeit
Lindbergh nimmt seine gesellschaftliche Position sehr ernst. 2014 sagte er, dass es seine Rolle als Modefotograf sei, eine bestimmte soziale oder menschliche Realität zu reflektieren. In einem späteren Interview stellte er klar: "Das sollte in der Verantwortung der Fotografen von heute liegen: die Frauen zu befreien, einfach jeden zu befreien, vom Terror der Jugend und Perfektion."
Bild: Peter Lindbergh
Für den Makel
Als Photoshop-Gegner bildet Lindbergh das menschliche Gesicht mit all seinen Makeln ab. "Wie surreal ist die heutige kommerzielle Agenda, jedes Zeichen von Leben und Erfahrung zu retuschieren, ja, sogar die persönliche Wahrheit eines Gesichtes selbst?", wundert er sich in einem Interview mit Isabel Flower in der Zeitschrift "Art Forum". Hier im Bild: Schauspielerin Julianne Moore.
Bild: Peter Lindbergh
Gegen Elitarismus
Lindbergh ist berühmt für seine Modestrecken in der "Vogue" und Werbekampagnen für Luxusdesigner wie Chanel. Er macht aber keinen Unterschied zwischen seinen kommerziellen und seinen unkommerziellen Bildern. Die Einteilung von Fotografie in Auftragsarbeiten und sogenannte "Kunstfotografie" empfindet er als eine "gefährliche Art von Snobismus".
Bild: Taschen Verlag/Peter Lindbergh
Fotograf mit Verantwortung
"Ein Modefotograf sollte dazu beitragen, das Bild der Frau und des Mannes in ihrer Zeit zu definieren, er sollte eine gewisse soziale und menschliche Wirklichkeit spiegeln", sagte Peter Lindbergh gegenüber der Zeitschrift "Art Forum".
Weit mehr als Modefotografie
Die Kunsthal Rotterdam zeigt bis zum 12. Februar 2016 eine Retrospektive des deutschen Fotografen Peter Lindbergh. Kuratiert wird die Ausstellung von Thierry-Maxime Loriot, der die Ausstellung wie eine Erzählung aufbaut. Unter den Exponaten sind bislang unbekannte Arbeiten, Notizen, Storyboards, Requisiten, Filme und Drucke. Hier eine Fotografie der französischen Elektro-Superstars Daft Punk.
Bild: Peter Lindbergh
Das Buch zur Ausstellung
Begleitend zur Ausstellung, die nach Rotterdam in anderen Museen gastieren wird, hat der deutsche Taschen Verlag ein Buch mit 400 Fotografien von Peter Lindbergh veröffentlicht. Der Begleittext von Kurator Thierry-Maxime Loriot beschäftigt sich intensiv mit Lindberghs Biografie und seiner Arbeitsweise.
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Die Ausstellung mit dem Titel "A Different Vision on Fashion Photography" bietet dem Besucher die Chance, in die Welt eines der einflussreichsten zeitgenössischen Fotografen einzutreten. Peter Lindbergh selbst, dessen Schwarz-Weiß-Bilder die Modefotografie seit den späten 1980er Jahren verändert haben, hat den Aufbau der Ausstellung in der Kunsthal Rotterdam beaufsichtigt.
Thierry-Maxime Loriot kuratiert die Schau, die die Besucher durch neun verschiedene Sektionen führt: Supermodels, Modedesigner, Zeitgeist, Tanz, Darkroom, das Unbekannte, Kino und Ikonen - sowie eine exklusive Rotterdam-Abteilung. Mehr als 220 Fotografien erwarten die Besucher, dazu Notizen, Storyboards, Requisiten und Polaroids - allesamt zusammengetragen aus Lindberghs Studio. Die Ausstellung bietet einen Einblick in den kreativen Schaffensprozess des Künstlers und zeigt die Welt durch seine Augen.
Lindbergh: Begründer der Supermodel-Ära
Der deutsche Fotograf begann seine Karriere im Jahr 1978. Doch er wurde erst gut zehn Jahre später mit seiner Darstellung des weiblichen Körpers weltberühmt. In seiner Bilderserie von 1989, die mitten in New York entstanden ist, präsentiert er starke und eigenwillige Frauen, darunter die Topmodels Linda Evangelista, Naomi Campbell, Tatjana Patitz, Cindy Crawford und Christy Turlington. Die Bilder schafften es im Januar 1990 auf das Cover der britischen "Vogue". Damit begann die Ära der Supermodels.
Seitdem hat Lindbergh, der sich vor allem vom Film inspirieren lässt, seine Kamera auf jede Frau mit Rang und Namen gerichtet - von Kate Moss bis Julianne Moore. Die Ergebnisse sind außergewöhnliche Inszenierungen. Sein Markenzeichen sind realistische Darstellungen, die kleine Makel zulassen.
Die Rotterdamer Ausstellung läuft noch bis zum 12. Februar 2017. Zu sehen ist auch sein Dokumentarfilm "Models, The Film" (1991, 52 Minuten), im dem Grace Coddington, Nicole Kidman, Mads Mikkelsen, Cindy Crawford, Nadja Auermann und andere Prominente zu Wort kommen. Zeitglich zur Ausstellung bringt der Taschen-Verlag den Band "Peter Lindbergh: A Different Vision on Fashion Photography" heraus, der in Deutsch, Englisch und Französisch erscheint und Fotografien zeigt, die in der Ausstellung zu nicht zu sehen sind.