1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Marki-Zay wird Opposition in Ungarn anführen

18. Oktober 2021

Sechs bislang zerstrittene Parteien sprechen nun mit einer Stimme: Der konservative Außenseiter Peter Marki-Zay wird als Oppositionskandidat Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban bei der Wahl 2022 herausfordern.

Peter Marki-Zay
Oppositionskandidat Marki-Zay: Siebenfacher Vater als ÜberraschungssiegerBild: Laszlo Balogh/AP/picture alliance/dpa

Der 49-jährige Peter Marki-Zay gewann überraschend eine von der Opposition organisierte Vorwahl mit deutlichem Vorsprung vor seiner sozialdemokratischen Rivalin Klara Dobrev, wie die Vorwahlkommission mitteilte. Demnach kam Marki-Zay auf 56,71 Prozent der Stimmen und Dobrev auf 43,29 Prozent. Eine derartige Vorwahl gab es jetzt in Ungarn zum ersten Mal. Sechs bisher zerstrittene Oppositionsparteien - von links-grün bis rechtskonservativ - sollen den Sieger im Wahlkampf gegen Orban unterstützen.

Junge Leute haben Wahl entschieden

"Heute haben wir auch die Opposition ausgewechselt", sagte Marki-Zay. Der Opposition könne es nur gemeinsam gelingen, Orban zu besiegen. "Der Ausweg ist weder rechts noch links, sondern nur aufwärts", fügte er hinzu. Er sei sich mit Dobrev darin einig, dass der Zusammenhalt der Opposition nicht zerstörbar sei.

Auszählung der Stimmen in Budapest: Vorwahl mit RekordbeteiligungBild: ATTILA KISBENEDEK/AFP

"Dies ist die Revolution der kleinen Leute", betonte Marki-Zay. Vor allem junge Leute hätten die Wahl für ihn entschieden. Das Durchschnittsalter seiner Wähler habe unter 40 Jahren gelegen. Marki-Zays Stärke: Als Konservativer aus dem ungarischen Tiefland, bekennender Katholik und Vater von sieben Kindern kann er Wähler auf dem Land ansprechen, die konservativ eingestellt sind, aber von Orbans Herrschaft möglicherweise nicht mehr so überzeugt sind.

Marki-Zays könnte auch Linke überzeugen 

Zugleich vergrault er die urbanen, eher linken Wähler der Großstädte nicht, weil sich sein Konservativismus mit Weltoffenheit, Toleranz und Kompromissfähigkeit verbindet. 

Marki-Zay studierte Wirtschaft, Elektrotechnik und Geschichte. Von 2004 bis 2009 lebte er mit seiner Familie in Kanada und den USA. In die Politik stieg er erst 2018 ein. Damals gewann er - gleichfalls überraschend - die Bürgermeisterwahl in Hodmezövasarhely. Der Ort galt bis dahin als uneinnehmbare Hochburg der Orban-Partei Fidesz. Im Jahr darauf wiederholte er den Wahlsieg. Marki-Zay hat angekündigt, umstrittene Gesetze von Orban rückgängig zu machen und den Euro in Ungarn einführen zu wollen.

"Orban-Regierung bekommt Schwierigkeiten"

Péter Krekó, Politikwissenschaftler in Budapest, sagte der Deutschen Welle: "Der neu gewählte Kandidat für das Amt des Premierministers ist ein konservativer Politiker. Das bedeutet, die Orban-Regierung wird Schwierigkeiten bekommen, ihn als Linken, als Liberalen oder als Schergen von George Soros darzustellen." 

Sozialdemokratin Dobrev: Bei Stichwahl auf Platz 2Bild: BERNADETT SZABO/REUTERS

Die Beteiligung an der Vorwahl erreichte eine Rekordhöhe: 662.016 Wähler stimmten binnen sechs Tagen bis zum Samstagabend ab. An der ersten Runde der Vorwahl Ende September hatten sich 633.811 Bürger beteiligt. Schon dieser Wert übertraf die Erwartungen der Organisatoren. Fünf Spitzenkandidaten standen damals zur Auswahl.

Dobrev bot Angriffsfläche

Dobrev, die seit 2019 Vize-Präsidentin des EU-Parlaments ist, hatte die erste Runde der Vorwahl mit 35 Prozent der Stimmen gewonnen. Sie hatte damit geworben, dass sie über mehr politische Erfahrung als Marki-Zay verfüge. Gegen Dobrev sprach allerdings ihre Ehe mit dem früheren ungarischen Regierungschef Ferenc Gyurcsany, der viel Angriffsfläche für Orban bietet.

nob/AR (dpa, afp)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen
Den nächsten Abschnitt Top-Thema überspringen

Top-Thema

Den nächsten Abschnitt Weitere Themen überspringen