Pilzen verdanken wir Bier, Penizillin, Sojasoße und vieles mehr. Aber die faszinierenden Organismen ermöglichen es Pflanzen auch, über eine Art Soziales Netzwerk Informationen und Nährstoffe auszutauschen.
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Mikroben, Tausendfüßler, Maulwürfe: Die Erde unter unseren Füßen ist voller Leben, das weitgehend unentdeckt bleibt. Ein weiterer Schatz ist das weitreichende unterirdische Netzwerk der Pilze, das es Pflanzen ermöglicht, Nährstoffe und Informationen auszutauschen.
Diese fadenartigen Systeme aus Mycelien breiten sich unter dem Waldboden aus und verbinden die Wurzeln weit entfernter Bäume. Wissenschaftler haben dieses Netzwerk "Wood Wide Web" oder "Das natürliche Internet der Erde" getauft (letzterer Begriff stammt vom Pilzexperten Paul Stamets, der als Inspiration für den gleichnamigen Pilzexperten in der Fernsehserie "Star Trek: Discovery" diente, und dessen Arbeiten auch einige der wissenschaftlichen Konzepte der Serie beeinflusst haben.)
Diese Pilze leben in einer symbiotischen Beziehung mit Pflanzen, an deren Wurzeln sie sich ansiedeln. Die Pflanzen ernähren die Pilze mit Kohlenhydraten, und die unterirdischen Helfer führen ihren Wirten Wasser und Nährstoffe wie Stickstoff zu.
Der deutsche Botaniker und Mykologe (Pilzforscher) Albert Bernhard Frank erfand den Begriff Mykorrhiza, um im 19. Jahrhundert diese Beziehung in einem wissenschaftlichen Artikel über unterirdische Pilze und deren Rolle in der Ernährung gewisser Bäume zu beschreiben.
Rivalen und Verbündete
Erst in den letzten Jahren haben Wissenschafter begriffen, dass das "Wood Wide Web" mehr leistet, als den Austausch von Nährstoffen zwischen Pilzen und Pflanzen. Es erlaubt den Pflanzen auch, Ressourcen wie Kohlenstoff untereinander auszutauschen.
Noch versuchen Forscher, die Funktionen und den Umfang dieser Netzwerke zu entwirren. Sind sie beispielsweise zum Teil ein Zeichen von Kooperation oder in manchen Fällen von Rivalität?
Bodenökologin Franciska de Vries von der Universität Manchester sagte 2016 gegenüber der Zeitschrift The Atlantic, dass stärkere Bäume, die in Dürreperioden noch Photosynthese betreiben können, Kohlenstoff an schwächere Bäume schicken könnten, wodurch sie die Widerstandsfähigkeit eines Waldes erhöhen. Andere "stehlen" Kohlenstoff. Es scheint auch so, als ob manche Pflanzen sich gegenseitig vor Gefahren wie Angriffen durch Blattläuse warnen, damit ihre Artgenossen sich wappnen können.
Die Entdeckung wirft neue Fragen über die allgegenwärtigen und unverzichtbaren Pilze auf, die es in jedem Ökosytem auf Erden gibt und die in den meisten Landökosystemen eine entscheidende Rolle als Zersetzer - und dadurch als Nahrungslieferanten - spielen. Für Biologen gibt es noch viele offene Fragen über dieses Soziale Netzwerk der Pflanzen. Eins steht allerdings fest: die Vernetzung von Organismen in Ökosystemen reicht noch tiefer, als wir gedacht hatten.
Die giftigsten Pilze
In Deutschland beginnt die Pilzsaison. Und da droht Verwechslungsgefahr. Gerade Einwanderer und Flüchtlinge verwechseln häufig Giftpilze mit ihnen bekannten Speisepilzen. Das hier sind die tückischsten Arten.
Bild: picture-alliance/dpa
Eine tödliche Gefahr
Der Knollenblätterpilz ist einer der giftigsten Pilze Deutschlands. Ende Juli 2017 wurden fünf Einwanderer aus Osteuropa in der Medizinischen Hochschule Hannover eingeliefert, die ihn gegessen hatten. 2015 war ein 16-jähriger Flüchtling an akutem Nierenversagen gestorben. Bereits 35 Gramm des Giftpilzes können für einen erwachsenen Menschen tödlich sein.
Bild: picture-alliance/dpa/B. Wüstneck
Essbarer Verwandter
Der Knollenblätterpilz stammt aus der Familie der Wulstlinge. Daher wird er von Menschen aus dem Mittelmeerraum oft mit dem Eier-Wulstling verwechselt, der dort häufig vorkommt. Der echte Eier-Wulstling ist essbar. Aber es gibt auch einen giftigen Ockerscheidigen Eier-Wulstling. Die Verwechslungsgefahr bei allen Pilzen dieser Gattung ist extrem hoch.
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Giftig oder essbar?
Dieser Riesenschirmling stammt aus der Familie der Champignonverwandten. Auch unter dem Namen Parasol bekannt gilt er unter Kennern als eine kulinarische Spezialität. Für Laien ist er aber kaum von nahen aber giftigen Verwandten unter den Schirmlingen zu unterscheiden. Er kommt vor allem auf Weiden und nährstoffreichen Böden vor.
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Tod durch Nierenversagen
Auch der Spitzgebuckelte Raukopf wird häufig mit einem beliebten Speisepilz verwechselt: dem Pfifferling. Der Raukopf ist einer der giftigsten Pilze Europas. Ähnlich wie beim Knollenblätterpilz führt sein Giftstoff Orellanin zu Nierenversagen. Erste Symptome treten oft erst nach Tagen auf: Kopf- und Gelenkschmerzen, Schmerzen im Lendenbereich, Schüttelfrost und brennender Durst.
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Delikatesse oder Giftzwerg?
Der Gifthäubling ist von einem nahen Verwandten, dem Stockschwämmchen, kaum zu unterscheiden. Das essbare Stockschwämmchen hat einen nussigen, würzigen Geschmack. Beim Gifthäubling reichen bereits 100 bis 150 Gramm für eine tödliche Vergiftung. Sein Gift sind Amatoxine. Das sind die gleichen Wirkstoffe, die auch den Knollenblätterpilz so tödlich machen.
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Warnfarbe rot!
Der Fliegenpilz ist zwar nur schwach giftig aber nicht harmlos. Verwechseln kann man ihn nicht. Sein Erscheinungsbild ist einzigartig. Die Vergiftungssymptome sind dem Alkoholrausch ähnlich: Verwirrung, Sprachstörungen, starke motorische Unruhe, Mattigkeit, Angstgefühl, Gleichgültigkeit oder auch extreme Euphorie.
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Giftigkeit schwer einschätzbar
Risspilze gibt es in 500 verschiedenen Sorten. Einige sind essbar, andere giftig. Sie enthalten - so wie auch der Fliegenpilz - das Gift Muscarin. Es löst Speichel- und Tränenfluss, Schweißausbruch, Erbrechen und Durchfall aus. Eine Vergiftung kann durch Herzlähmung zum Tode führen. Daneben enthalten einige Risspilze auch das psychodelisch wirkende Psylocibin.
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Besser stehen lassen
Viele der über 100 Trichterlingsarten sind essbar, andere sind giftig. Diese enthalten das Nervengift Muscarin. Es gibt Fälle, wo der Verzehr von Trichterlingen eine Erythromelalgie verursacht hat. Das ist eine Nervenerkrankung der Blutgefäße, die zu Schwellungen, Rötungen und Schmerzen an einzelnen Gliedmaßen führt.
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Professionelle Beratung
Viele Pilze sind lecker und bekömmlich. Aber es ist (lebens-)wichtig zu wissen, was man tut. Wer also nicht sicher ist, soll sich an professionelle Pilzberater oder an Apotheker wenden und den Korb nach dem Sammeln durchchecken lassen. Und noch etwas: Pilze aus Blumentöpfen oder vom Balkon soll man besser gar nicht essen, weil sie schneller Schadstoffe aufnehmen als Waldpilze.