Die Mission des Kometen-Landegeräts "Philae" könnte schon sehr bald vorzeitig zu Ende gehen: Die Batterie des Minilabors auf dem rund 500 Millionen Kilometer entfernten Kometen "Tschuri" ist fast leer.
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Die Solarzellen bekamen laut der europäischen Raumfahrtbehörde ESA nicht ausreichend Sonnenlicht ab. Ergebnisse eines Bohrversuchs in der Kometenoberfläche können womöglich nicht mehr übertragen werden. Damit ist zwei Tage nach der abenteuerlichen Landung auf einem Kometen die Arbeit des Minilabors praktisch schon zu Ende. "Es wäre unerwartet, wenn Samstag noch genügend Energie da ist", sagte Flugdirektor Andrea Accomazzo im Kontrollzentrum der Europäischen Weltraumagentur ESA in Darmstadt.
Die Batterie des Kleinlabors war auf zweieinhalb Tage ausgelegt. Da es sich auf dem Kometen "Tschuri" an einer eher "schattigen" Stelle befand, schien ein Nachladen fast unrealistisch. Experten hatten es schon am Mittwoch nach dem Aufsetzen von "Philae" als Erfolg bezeichnet, wenn das Gerät etwa 60 Stunden durchhalten könne. Die ESA und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln rechneten damit, dass am Freitagabend MEZ sehr wahrscheinlich die letzte Möglichkeit besteht, mit dem Gerät zu kommunizieren.
"Philae" findet organische Verbindungen
Die kurze Arbeit von "Philae" hat sich gelohnt: Die Messgeräte haben organische Verbindungen auf dem Kometen "Tschuri" nachgewiesen. "Rosetta" bereitet sich inzwischen auf ein waghalsiges Flugmanöver vor.
Bild: ESA/Rosetta/Philae/ROLIS/DLR
"Rosetta" schaut genau hin
"Rosetta" soll Ende Januar mit "Tschuri" auf Tuchfühlung gehen. Statt den 30 Kilometern Sicherheitsabstand zum Kometen wird die Sonde dann bis auf fünf Kilometer nahe kommen. Ziel des Manövers ist es, noch detailliertere Fotos von der Kometenoberfläche zu schießen.
Bild: ESA via Getty Images
"Philae" hat Mission erfüllt
"Philaes" Batterien haben schlapp gemacht. Zwei Tage nach der spektakulären Landung auf dem Kometen "Tschuri" schaltete der Lander seine Instrumente ab. Zuvor war es dem Bodenpersonal noch einmal gelungen, mit "Philae" zu kommunizieren. Alle wissenschaftlichen Daten seien erfolgreich heruntergeladen worden, teilte die Weltraumagentur ESA in ihrer Twitter-Botschaft mit.
Bild: ESA/Rosetta/Philae/CIVA
"Philae" fotografiert und bohrt
Schon kurz nach Abkopplung der Raumsonde machte "Philae" das erste Foto - und sendete es zur Erde. Inzwischen wurde trotz etwaiger Risiken ein Bohrer ausgefahren. Dieser konnte die Temperatur und die Widerstandskraft des Bodens messen und sogar erfolgreich Proben entnehmen. Ein Messgerät konnte in den Gasen um "Tschuri" organische Verbindungen nachweisen!
Bild: ESA/Rosetta/Philae/ROLIS/DLR
Ist "Philae" fest verankert?
Aber steht "Philae" auf "Tschuri" auch wirklich sicher? Eigentlich sollte sich der Forschungsroboter unmittelbar nach der Landung mit Harpunen verankern. Aber beide Harpunen lösten sich nicht. Nach zwei 'Hüpfern' steht der Lander momentan auf einer von Felsen umgebenen Position - kein idealer Standort. Ob und wie er von dort wegbewegt werden kann, diskutieren die Wissenschaftler derzeit noch.
Bild: ESA/Rosetta/Philae/CIVA
Eine lange Reise
Zehn Jahre ist "Philae" mit "Rosetta" durchs All geflogen, bevor der Lander zur Kometenlandung ansetzte. Und auch wenn "Philae" in den Weiten des Weltraums klein aussieht, darf man ihn nicht unterschätzen: 100 Kilogramm bringt er auf die Waage. Seine Aufgabe ist ebenfalls gewaltig: Die von ihm gesammelten Informationen sollen zum Verständnis der Entstehung unseres Sonnensystems beitragen.
Bild: ESA
Ein historischer Moment
Graue Box auf grauem Felsen - dieses Bild sieht vielleicht nicht nach viel aus, aber es steht für einen der größten Erfolge in der Geschichte der Europäischen Raumfahrt: "Philae" erreichte seinen Zielkometen 67P/Churyumov-Gerasimenko, kurz "Tschuri", am Mittwochnachmittag, um 17:03 Uhr. Ein Meilenstein in der Geschichte der Raumfahrt.
Bild: ESA via Getty Images
Freudentaumel im Kontrollzentrum
"Die ESA und die Partner der "Rosetta"-Mission haben heute etwas Außerordentliches geleistet", freute sich ESA-Direktor Jean-Jacues Dordain am Mittwoch. Die erste Begeisterungswelle erreichte das Kontrollzentrum in Darmstadt nach der erfolgreichen Abkopplung "Philaes" von "Rosetta". Nach sieben Stunden Wartezeit erreichte dann die ersehnte Nachricht die Erde: "Philae" hat seinen Kometen erreicht!
Bild: ESA/J. Mai
Eine Frage der Perspektive
Der Komet, auf dem "Philae" gelandet ist, erscheint riesig. Vergleicht man ihn aber mit einer Stadt wie London, sieht man, wie klein er in Wirklichkeit ist. Er bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von 135.000 Stundenkilometer durchs All, und "Rosetta" ist 6,4 Billionen Kilometer gereist, um ihren Kometen zu erreichen - da wird einem erst klar, was für ein einzigartiger Erfolg diese Landung war.
Laut DLR wird "Philae" nach dem Entladen der Batterien in eine Art Schlafzustand versetzt. Möglicherweise könne das Labor wieder Energie tanken, wenn es sich mit dem Kometen "Tschuri" der Sonne nährt. Das werde aber wahrscheinlich nicht in den nächsten zwei Monaten sein. Irgendwann droht den technischen Geräten dann allerdings der "Hitzetod".
Dem Labor von der Größe einer Waschmaschine war am Mittwoch nach zehn Jahren Reise eine Landung auf dem Kometen gelungen. Das Manöver auf dem kosmischen Brocken, der mit vollem Namen eigentlich "67P/Tschurjumow-Gerassimenko" heißt, ist in der Geschichte der Raumfahrt einmalig. "Philae" war von der Raumsonde "Rosetta" zum Kometen gebracht worden.
Wissenschaftler wollen mit der Mission auch einen Blick in die Kinderstube des Sonnensystems werfen, das vor 4,6 Milliarden Jahren entstand. Analysiert werden soll die Bodenbeschaffenheit, Temperatur oder die Zusammensetzung des rund 500 Millionen Kilometer entfernten Kometen. Gesucht wird auch nach Hinweisen darauf, wie Leben auf der Erde entstand.