Philipp Weishaupt holt Silber bei Springreit-EM
3. September 2023Philipp Weishaupt und Steve Guerdat standen in der Anlage San Siro Arm in Arm auf dem Podium, beide streckten den Daumen nach oben, ehe sie sich freudestrahlend mit Sekt duschten. Danach feierte Weishaupt seine erste EM-Medaille mit seinen Teamkollegen - und noch wichtiger, mit seinem Liebling Zineday. Mit seiner Silbermedaille hat der 38 Jahre alte Springreiter für ein versöhnliches Ende der Europameisterschaften in Mailand gesorgt.
Von der Achterbahnfahrt der deutschen Mannschaft in dieser Woche ließ sich Weishaupt am Sonntag nicht mehr beeindrucken. Als einer von nur fünf Reitern blieb er zunächst im ersten Umlauf ohne Fehler und schob sich vor dem Showdown der besten Zwölf auf Rang drei vor. Er hatte damit den Gewinn einer Medaille früh in eigener Hand. "Zineday hat sich heute wieder von seiner besten Seite gezeigt", sagte der Reiter schon vor dem Showdown: "Jetzt gucken wir mal, dass wir noch eine Nullrunde hinkriegen, und dann schauen wir mal, wo wir am Ende bleiben." Der Wallach Zineday ist mit erst neun Jahren verhältnismäßig jung für ein herausragendes Springpferd. Schon beim Großen Preis von Aachen im Rahmen des CHIO hatte das Paar Anfang Juli Platz drei belegt und für Aufsehen gesorgt.
Gold geht an die Schweiz
Im Finale von Mailand zeigten Weishaupt und Zineday auch diesmal keine Nerven. Erneut blieben sie fehlerlos und bekamen sogar noch unverhoffte Hilfe. Ausgerechnet Schwedens Jens Fredricson, der perfekt und ohne Fehler ins Finale am Sonntag eingeritten war, leistete sich je einen Abwurf in beiden Umläufen und ermöglichte den Silbertriumph des Deutschen.
Nach dem EM-Titel von Andre Thieme 2021 war es die zweite Einzelmedaille für ein deutsches Paar in Folge. Den Titel schnappte sich der Schweizer Guerdat, Bronze ging an Julien Epaillard aus Frankreich. "Mit dem Ergebnis bin ich natürlich mehr als happy, das Pferd sprang über fünf Runden außergewöhnlich", sagte der Vize-Europameister im Anschluss. Einzig sein "scheißärgerlicher" Fehler im Nationenpreis wurmte ihn noch.
Happy End für die deutsche Equipe
Mit der Mannschaft hatte Weishaupt in aussichtsreicher Position den Widerständen nicht trotzen können. Die Equipe von Bundestrainer Otto Becker ritt am Freitag von Platz eins ins Finale ein, nach dem Ausfall des wichtigen Routiniers und Aachen-Siegers Marcus Ehning war der Druck aber letztlich zu groß. Ein Fehler zu viel kostete schließlich noch Bronze. Nun sorgten Weishaupt und Zineday für das Happy End.
Auch Christian Kukuk, mit Mumbai einziger reiner Einzelstarter für Deutschland, hatte sich durch tolle Auftritte in dieser Woche in Lauerstellung gebracht. Im anspruchsvollen Parcours folgte aber früh Ernüchterung, zwei Spring- und ein Zeitfehler bedeuteten Platz 14 für ihn. Das Finale verpasste er damit. "Es ist sehr ärgerlich und auch ein bisschen enttäuschend", sagte der ebenfalls in Riesenbeck ansässige Reiter: "Trotzdem stecke ich nicht den Kopf in den Sand. Ich hatte eine sehr konstante und sichere Woche hier mit Mumbai. Das Gefühl ist richtig gut. Da können noch ein paar Aufgaben kommen."
to/asz (SID)