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Politik

Protest gegen Morde im Anti-Drogen-Krieg

24. Februar 2018

Tausende philippinische Katholiken haben gegen die Ermordung mutmaßlicher Drogen-Krimineller protestiert. Laut Regierung hat die Polizei rund 4000 Verdächtige getötet. Kritiker gehen von wesentlich mehr Toten aus.

Philippinen | Walk-for-Life-Proteste in Manila
Bild: Reuters/R. Ranoco

Das Leben sei "ein Geschenk Gottes" und keine "Ware", betonte der Erzbischof von Manila, Kardinal Luis Antonio Tagle, bei einem Gottesdienst für die Demonstranten in der Hauptstadt Manila. Auch in vier anderen Städten gingen Katholiken gegen die außergerichtlichen Tötungen im sogenannten Anti-Drogen-Krieg auf die Straße. "Lasst uns die Überzeugung zurückbringen, dass Leute nicht einfach nur Objekte sind, aus denen wir einen Nutzen ziehen können, sondern menschliche Wesen. Ihr Leben ist ein Geschenke Gottes, dass nicht einfach entsorgt werden darf", zitierten philippinische Medien den Kardinal.

Die Regierung hatte in dieser Woche in einem Rechenschaftsbericht bekanntgegeben, dass seit dem Amtsantritt von Präsident Rodrigo Duterte am 1. Juli 2016 mehr als 4000 Menschen wegen Drogenvergehen durch Sicherheitskräfte getötet worden seien, weil sie sich angeblich ihrer Verhaftung widersetzt hätten. In 16.355 weiteren Morden werde derzeit ermittelt. Menschenrechtsaktivisten betonten stattdessen, diese gingen auf das Konto angeheuerter Todesschwadronen, die eng mit der Polizei zusammenarbeiteten.

Gegen Todesstrafe und Scheidung

Der "Marsch für das Leben" der katholischen Kirche wandte sich auch gegen die Wiedereinführung der Todesstrafe und gegen eine Lockerung des Scheidungsverbotes. Rund 80 Prozent der 105 Millionen Philippiner sind Katholiken. Die Philippinen sind - neben dem Vatikan - der einzige Staat, in dem Scheidung illegal ist, ebenso wie Abtreibungen und die gleichgeschlechtliche Ehe. Nach den Worten von Bischof Broderick Pabillo speist sich der Widerstand gegen außergerichtliche Tötungen ebenso wie gegen Scheidungen aus der gleichen Haltung "für das Leben".

Katholiken in Manila demonstrieren für das ScheidungsverbotBild: Getty Images/AFP/T. Aljibe

Duterte hat sich zur Einführung der Scheidung politisch nicht positioniert, ist jedoch ein Verfechter der Todesstrafe. Beide Gesetzentwürfe liegen dem Kongress vor. Der Präsident hat seit seinem Amtsantritt die katholische Kirche allerdings mehrfach wegen mutmaßlichen sexuellen Missbrauchs und Heuchelei angegriffen. Die Kirche gehört im Gegenzug zu den schärfsten Kritikern Dutertes.

Schon am Freitag hatten Studenten in Manila und an kleineren Universitäten gegen Dutertes Politik demonstriert. Die meisten Menschen in dem Inselstaat unterstützen den Präsidenten und seine Anti-Drogen-Kampagne jedoch. Nach Angaben des privaten Meinungsforschungsinstituts Social Weather Station's ist seine Beliebtheitsquote die höchste einer Regierung seit Beginn der Befragungen 1980.

hin/jj (KNA, rtre, afpe)

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