Erstmals Philister-Friedhof gefunden
11. Juli 2016Die Entdeckung des Philister-Friedhofs in der Hafenstadt Aschkelon krönt eine 30 Jahre währende Grabungskampagne, denn um das sagenumwobene Seefahrervolk ranken sich viele unbeantwortete Fragen: Woher kamen die Philister? Und wie lebten sie, als ihre Kultur vor 2600 Jahren vom Heer des Babylonier-Königs Nebukadnezar ausgelöscht wurde?
Auf 145 komplette Skelette stießen die Wissenschaftler. Nach Angaben des US-Archäologen Daniel Master sei es "jetzt endlich möglich, die Philister von Angesicht zu Angesicht kennenzulernen". Master ist Grabungsleiter der privaten Leon-Levy-Expedition, die seit 1985 in Zusammenarbeit mit dem Semitischen Museum der Harvard-Universität in Aschkelon tätig ist. "Wir hoffen, nun nicht nur ihre Bestattungskultur zu verstehen", so Master. Mit Hilfe der Knochen wolle man sie "quasi wieder zum Leben zu erwecken." Die Skelettfunde werden gegenwärtig DNA-Analysen unterzogen, und ihr Radiokarbonalter wird bestimmt.
Neues vom alten Seefahrer-Volk
Die ersten Gräber waren 2013 auf dem Hügel über dem altertümlichen Hafen Aschkelon entdeckt worden, wo in der Blütezeit der Philister 13.000 Menschen lebten. Heute liegt die archäologische Stätte in einem grünen Nationalpark an der Mittelmeerküste, der an die moderne Großstadt grenzt. In diesem Sommer wird die Erkundung des Friedhofs beendet, die Grabungsstätte wird wieder verfüllt.
Das "See-Volk", wie die Philister zur Unterscheidung von ihren zeitgenössischen Küstennachbarn, den Kanaanitern, auch genannt wurden, stammte ursprünglich wahrscheinlich aus dem mykenischen Kulturkreis in der Ägäis. Darauf lassen die rot und schwarz verzierten Tonwaren schließen."Sicher ist aber bisher nur, dass sie Fremde im semitischen Siedlungsgebiet waren, wo sie von 1.200 bis 600 vor Christus im Küstengebiet zwischen Gaza und dem heutigen Tel Aviv lebten", erläuterte Master. Die Sprache des Händlervolks gehörte zur indoeuropäischen Familie.
Die Philister hatten kein leichtes Leben
Die Philister praktizierten keine Beschneidung, und sie aßen Schweine- und Hundefleisch, wie Funde aus Gaza, Gat, Aschdod und Ekron belegen - vier weitere von ihnen gegründete Städte. Neben den bislang dürftigen archäologischen Funden lieferte bislang vor allem das Alte Testament wertvolle Informationen über die Philister. Sie waren die direkten und zeitweise verfeindeten Nachbarn der im hügeligen Inland lebenden Israeliten. So schildert etwa das Buch Samuel, wie die Philister die Bundeslade der Israeliten erbeuten. Daraufhin kam es zum Duell des riesigen Kriegers Goliath mit dem listigen David, der dank einer Steinschleuder gewann.
In einem Feldlabor nahe des Grabungshügels in Aschkelon erklärte die Anthropologin Sherry Fox, was ihr die Skelette verraten: "An den Zähnen sehe ich, dass sie kein leichtes Leben hatten. Wachstumsstörungen verweisen auf Fieberanfälle oder Mangelernährung in der Kindheit." Die Knochen lassen demnach auf harte körperliche Arbeit schließen, wobei auch "die Zähne als Werkzeuge genutzt wurden, vielleicht beim Weben". Die Skelette wiesen im Übrigen auf eine "durchschnittliche Körpergröße" der Philister hin, so Fox. Der großwüchsige Goliath scheint also eine Ausnahme gewesen zu sein.
Die jüngsten Funde sind noch bis Februar als Teil einer Ausstellung im "Israel Museum" zur 30-jährigen Grabungskampagne in Aschkelon zu sehen.