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Physik-Nobelpreis für deutschen Klimaforscher

5. Oktober 2021

Der Physik-Nobelpreis geht an die Klimamodellierer Syukuro Manabe (Japan) und Klaus Hasselmann (Deutschland) sowie an Giorgio Parisi (Italien) für dessen Forschungen zu komplexen physikalischen Systemen.

Symbolgrafik für den Physik-Nobelpreis mit einem Atom-Model und der goldenen Nobel-Medaille
Auszeichnung "für bahnbrechende Beiträge zu unserem Verständnis komplexer physikalischer Systeme“

Video: Lea Albrecht (DW Wissenschaft) zum Physik-Nobelpreis

03:06

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Die Preisträger 2021

Von den unendlichen Weiten der Galaxie im vergangenen Jahr zu unseren ganz irdischen Problemen in diesem Jahr: Das Nobelkomitee in Stockholm verleiht den Nobelpreis für Physik in diesem Jahr "für bahnbrechende Beiträge zu unserem Verständnis komplexer physikalischer Systeme“.

Der Preis geht zu einem Teil an den Japaner Syukuro Manabe und den Deutschen Klaus Hasselmann "für die physikalische Modellierung des Erdklimas, die Quantifizierung der Variabilität und die zuverlässige Vorhersage der globalen Erwärmung“ und zur anderen Hälfte an den Italiener Giorgio Parisi "für die Entdeckung des Zusammenspiels von Unordnung und Fluktuationen in physikalischen Systemen vom atomaren bis zum planetarischen Maßstab".

Bild: Pontus Lundahl/TT NEWS AGENCY/picture alliance

Große Freude in Deutschland! Der deutsche Klimaforscher, Meteorologe und Ozeanologe Klaus Hasselmann, Jahrgang 1931, war von 1975 bis 1999 Direktor am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg. Der japanische Meteorologe und Klimatologe Syukuro Manabe, ebenfalls Jahrgang 1931, lehrt an der Princeton University in den USA. Der Italienische Physiker Giorgio Parisi, Jahrgang 1948, lehrt an der Universität La Sapienza in Rom.

Bahnbrechende Beiträge zum Verständnis komplexer physikalischer Systeme

Was die drei Preisträger verbindet, sind ihre Studien über chaotische und scheinbar zufällige Phänomene, heißt es in der Stellungnahme des Nobelkomitees. Komplexe Systeme zeichnen sich durch Zufälligkeit und Unordnung aus und sind schwer zu verstehen. Mit dem diesjährigen Preis werden neue Methoden zur Beschreibung dieser Systeme und zur Vorhersage ihres langfristigen Verhaltens gewürdigt.

Alle drei Preisträger haben über chaotische und scheinbar zufällige Phänomene geforscht Bild: Niklas Elmehed/Nobel Prize Outreach

Demnach legten Syukuro Manabe und Klaus Hasselmann den Grundstein für unser Wissen über das Klima der Erde - und darüber, wie der Mensch es beeinflusst. Giorgio Parisi wird für seine revolutionären Beiträge zur Theorie ungeordneter Materialien und Zufallsprozesse ausgezeichnet.

Manabe legte Grundstein für Entwicklung von Klimamodellen

Manabe wies nach, wie ein erhöhter Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre zu einem Anstieg der Temperaturen an der Erdoberfläche führt. In den 1960er Jahren war er federführend bei der Entwicklung physikalischer Modelle des Erdklimas und erforschte als Erster die Wechselwirkung zwischen Strahlungsbilanz und vertikalem Transport von Luftmassen. Seine Arbeiten legten den Grundstein für die Entwicklung der heutigen Klimamodelle.

Hasselmann beweist menschengemachten Klimawandel

Etwa zehn Jahre später schuf Hasselmann ein Modell, das Wetter und Klima miteinander verknüpft und damit die Frage beantwortet, warum Klimamodelle trotz des wechselhaften und chaotischen Wetters zuverlässig sein können. Hasselmann entwickelte auch Methoden zur Identifizierung spezifischer Signale, die sowohl natürliche Phänomene als auch menschliche Aktivitäten im Klima hinterlassen.

Klimaforscher Klaus Hasselmann arbeitete am Max-Planck-Institut für Meteorologie in HamburgBild: EFE/dpa/picture alliance

Mit seinen Methoden konnte bewiesen werden, dass der Temperaturanstieg in der Atmosphäre auf den Kohlendioxidausstoß des Menschen zurückzuführen ist, also dass der Klimawandel tatsächlich menschengemacht ist. Das wurde von Klimawandel-Leugnern lange bezweifelt.

Parisi erkennt Strukturen in komplexen Systemen

Um 1980 entdeckte Parisi verborgene Muster in ungeordneten, komplexen Materialien. Seine Entdeckungen gehören zu den wichtigsten Beiträgen zur Theorie der komplexen Systeme. Sie ermöglichen es, viele verschiedene und scheinbar völlig zufällige Materialien und Phänomene zu verstehen und zu beschreiben, nicht nur in der Physik, sondern auch in anderen, sehr unterschiedlichen Bereichen wie Mathematik, Biologie, Neurowissenschaften und maschinelles Lernen.

"Die in diesem Jahr ausgezeichneten Entdeckungen zeigen, dass unser Wissen über das Klima auf einer soliden wissenschaftlichen Grundlage beruht, die sich auf eine strenge Analyse von Beobachtungen stützt. Die diesjährigen Preisträger haben alle dazu beigetragen, dass wir tiefere Einblicke in die Eigenschaften und die Entwicklung komplexer physikalischer Systeme gewonnen haben", so Thors Hans Hansson, Vorsitzender des Nobelkomitees für Physik.

"Wir warnen schon seit etwa 50 Jahren vor dem Klimawandel."

Klimaforscher Klaus Hasselmann zeigte sich sichtlich überrascht über die Auszeichnung. Den Ankündigungen müssten nun endlich auch Taten folgen. "Am wichtigsten ist nun nicht die Forschung, sondern das Handeln gegen den Klimawandel", so Hasselmann in einem Telefonat mit dem Nobelkomitee nach der Bekanntgabe. "Wir warnen schon seit etwa 50 Jahren vor dem Klimawandel".

In Forscherkreisen stieß die Wahl der Preisträger auf breite Zustimmung. 
Auch die Direktoren des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Johan Rockström und Ottmar Edenhofer, unterstrichen, wie lange sich Hasselmann schon für die Erforschung des Klimawandels einsetzte: “Klaus Hasselmann ist wirklich einer der Helden unseres Forschungsfeldes, er ist einer der Gründer der modernen Klimawissenschaft – und auch einer der Gründer des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, denn er gehörte zu der kleinen Gruppe von Menschen, die sich vor 30 Jahren für die Schaffung unseres Instituts eingesetzt hat. Wir schulden ihm mehr als Worte sagen können." 

Glückwünsche und Dank kamen auch von der deutschen Politik, so vom Regierungssprecher Seibert, Vizekanzler Olaf Scholz, Bundesforschungsministerin Anja Karliczek und vom deutschen Außenminister Heiko Maas via Twitter, was bei Umweltschützern und Aktivisten auf ein geteiltes Echo stieß. 

Weitere Details werden wir hier fortlaufend ergänzen. 

Der Physikpreis  

Im Jahr 2020 wurde der Preis für zwei Entdeckungen verliehen:

Roger Penrose erhielt die Hälfte des Preises "für die Entdeckung, dass die Entstehung schwarzer Löcher eine robuste Vorhersage der allgemeinen Relativitätstheorie ist." 

Reinhard Genzel und Andrea Ghez teilten sich die andere Hälfte des Physikpreises 2020 "für die Entdeckung eines supermassiven kompakten Objekts im Zentrum unserer Galaxie". 

Die Woche der Preise  

Der Physikpreis ist nur die zweite Auszeichnung in einer Woche voller Preise.  

Den Anfang machte am Montag die Medizin. David Julius und Ardem Patapoutian erhielten den Preis für ihre Entdeckung von Rezeptoren für Temperatur und Berührung.  

Am Mittwoch ist die Chemie an der Reihe.  

Im weiteren Verlauf der folgen der Literatur- und der Friedensnobelpreis, am 11. Oktober wird die Auszeichnung im Bereich Wirtschaftswissenschaften verliehen. 

120 Jahre Nobelpreis 

Die Nobelpreise werden in diesem Jahr zum 120. Mal verliehen. Die diesjährigen Preisträger erhalten ein Preisgeld von 10 Millionen schwedischen Kronen (etwa 980.000 Euro), eine Nobelmedaille und eine Reihe von anderen Schmuckstückchen. 

Allerdings müssen sie sich noch bis zum 10. Dezember gedulden. Normalerweise findet an diesem Datum die feierliche Vergabe in Stockholm beziehungsweise Oslo statt. Wegen der Pandemie bekommen die Preisträger dieses Jahr erneut die Preise in ihren Heimatländern überreicht.

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