Picasso-Wandgemälde in Oslo ziehen um
28. Juli 2020Neun Jahre sind seit dem Terroranschlag im Zentrum Oslos vergangen. Nun soll das ypsilonförmige, 1969 im modernistischen Stil errichtete Bauwerk "Y Block" abgerissen werden und Picassos Werke müssen umziehen. "Die Möwe" und "Die Fischer" basieren auf Skizzen des spanischen Künstlers und wurden von dem norwegischen Künstler Carl Nesjar mit einer Sandstrahltechnik auf die Außenwand aufgetragen.
Arbeiter haben die Gemälde mit stählernen Rahmen eingefasst, um sie bewegen zu können. Das Wandbild "Die Fischer", das an einer Außenwand befestigt war, misst etwa acht mal 13 Meter und wiegt rund 250 Tonnen, die "Die Möwe" hingegen bringt 60 Tonnen auf die Waage, bei einem Maß von drei mal drei Metern. Beide Werke sollen später einmal an einem Neubau angebracht werden. Vorübergebend wurden sie verpackt und sollen zwischengelagert werden.
Bei Breivik-Attentat beschädigt
Gegen den Umzug der Wandgemälde hatte es heftige Proteste gegeben. Kritiker im In- und Ausland verlangten, das beschädigte Gebäude mitsamt der Kunstwerke zu restaurieren. Das Bauwerk war für Regierungszwecke genutzt und 2011 bei dem Bombenanschlag des Rechtsextremisten Breivik erheblich beschädigt worden.
Breivik tötete am 22. Juli 2011 insgesamt 77 Menschen. 2014 beschloss die Regierung, das Gebäude aus Sicherheitsgründen im Rahmen eines großen Wiederaufbauprojekts abzureißen. Die Wandmalereien "Die Fischer" und "Die Möwe" sollten erhalten, jedoch an einem anderen Platz angebracht werden.
Der jetzt begonnene Kunst-Umzug setzt einen Schlusspunkt unter einen jahrelangen Rechtsstreit. Nicht nur Gro Nesjar, die Tochter des norwegischen Bildhauers Carl Nesjar hatte sich für einen Verbleib der Werke an Ort und Stelle eingesetzt - als integraler Bestandteil des von Erling Viksjø entworfenen brutalistischen Bauwerks, das nun abgerissen werden soll. "Die Picasso-Wandbilder", sagte sie in einem Interview des New Yorker "Art News Paper", "waren ein Denkmal für die Widerstandsfähigkeit des norwegischen Volkes, für die Freiheit, für den Aufbau einer neuen Nation nach dem Kriegstrauma."
sd/ka (dpa/afp/The Art Newspaper)