Tod der Pinguine
5. April 2009Das Drama ereignete sich an zwei Stränden in Caleta Queule, rund 900 Kilometer südlich von Santiago. Bei den Tieren handelte es sich um Magellan-Pinguine (Spheniscus magellanicus) und ihre Verwandten, die Humboldt-Pinguine (Spheniscus humboldti). Die Todesursache ist noch ungeklärt. Die Tiere wurden zunächst an die Universität von Valdivia übergeben und anschließend an zwei Universitäten in Temuco untersucht.
Verzweifelte Suche nach Gründen
Bernardo Pardo, Vorsitzender des Chilenischen Fischereirats Sernapesca, schließt zumindest Umweltverschmutzung als Grund für das Pinguinsterben aus. Allerdings wurden Gerüchte laut, dass Netze aus der traditionellen Fischerei verantwortlich sein könnten oder dass die Pinguine verhungerten.
Laut Schätzung von Experten wie Boris Culik, Meeresbiologe aus Kiel, ist auch eine Vergiftung durch Algen möglich. Zumindest wurden in der letzten Zeit bereits mehrere Küstengebiete in Chile wegen giftiger Algen gesperrt. Meeresfrüchte wie Muscheln durften von diesen Strandabschnitten wegen Vergiftungsgefahr nicht verzehrt werden. Zwar sei es möglich, dass auch andere Meeresbewohner von den Algen vergiftet würden, so Culik. "Da Pinguine aber oft sehr tief tauchen, könnten die giftigen Algen ausschließlich in ihrem Beuteschema liegen."
Pinguine mögen's auch warm
Das Seegebiet, in dem die Strandungen verzeichnet wurden, wird sowohl von Magellan- als auch von Humboldt-Pinguinen bewohnt. Humboldt-Pinguine sind sonst eher nördlich anzutreffen, da sie schneller kalte Füße bekommen. Egal ob Größe, Gewicht oder Jagdverhalten, die beiden Arten sind sich sehr ähnlich. Nur durch einen Unterschied in der Schwarz-Weiß-Zeichnung auf ihrer Brust kann man die Tiere unterscheiden.
Zu warm wird es den Pinguinen in den südamerikanischen Breiten sicher nicht. Denn die Tiere haben den Ausgangspunkt ihrer Entwicklung nicht etwa in der Antarktis, wie man vermuten mag, sondern in Neuseeland. "Es ist sogar eher eine spezielle Anpassung, dass die Tiere bis in die Antarktis vorgestoßen sind", erklärt Boris Culik. Deshalb findet man in der Zentralantarktis auch nur zwei Arten, die sich dort noch richtig wohlfühlen: den Kaiser-Pinguin und den Adeliepinguin. Und richtig warm mag es diese Art: Speniscus mendiculus, ein Verwandter des Humboldt-Pinguins auf den Galápagos-Inseln am Äquator.
Der Mensch ist der größte Feind der Seevögel
Aber das Leben der unter Naturschutz stehenden Humboldt- und Magellan-Pinguine ist in vielerlei Hinsicht bedroht. Nicht nur zahlreiche natürliche Feinde wie Füchse, Seelöwen oder Schwertwale machen den Seevögeln das Leben schwer. Durch Umweltereignisse wie El Niño droht ihnen schnell der Hungertod. Denn dann versiegt der kalte Humboldtstrom aus dem Süden. Dieser gilt als sehr nährstoffreich und feuert das Ökosystem sonst kräftig an. Auch Sardellen- und Sardinenschwärme, die wichtigste Nahrungsquelle der Pinguine, bleiben dann aus. Pinguine können ihre Ernährung zwar zeitweise auch auf Tintenfische oder Krebse verlagern, aber besonders Jungtiere verenden in El Niño-Jahren in großer Zahl.
Noch schwerer zu schaffen macht den Tieren das Eingreifen des Menschen in ihren Lebensraum. Die Überfischung an den Küsten Südamerikas spielt da nur eine Rolle unter vielen. Eine weitere tödliche Falle für die Pinguine sind Fischernetze, in denen sie sich unter Wasser verheddern und qualvoll ersticken.
Aber schon früher wurden die Pinguinbestände durch den Menschen empfindlich geschwächt. So landeten die Vögel oder deren Eier gerne als besonderer Leckerbissen auf dem Speiseplan der Fischer.
Autorin: Sabine Gogolok
Redaktion: Judith Hartl