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Musik

"Their Mortal Remains" kommen ins Museum

14. September 2018

In London und Rom war die multimediale Schau ein großer Erfolg. Jetzt kommt sie nach Dortmund. Im Gepäck: 50 Jahre Bandgeschichte, ikonische Klassiker - und ein Stock, an den Roger Waters keine guten Erinnerungen hat.

The Pink Floyd Exhibition: Their Mortal Remains (Getty Images(AFP/D. L. Olivas)
Bild: Getty Images(AFP/D. L. Olivas

"Pink Floyd: Their Mortal Remains" ist ab dem 15. September im Dortmunder U zu sehen. Kuratiert wurde die multimediale Ausstellung von Victoria Broackes, Senior-Kuratorin für Rock und Pop beim V&A Museum, und Aubrey 'Po' Powell, Creative Director von Pink Floyd. Powell gestaltete zusammen mit seinem verstorbenen Partner Storm Thorgerson viele der legendären Pink Floyd-Albencover. Kurz nach der Ausstellungseröffnung im Londoner Victoria and Albert Museum im Mai 2017 hat die DW mit ihnen über die Schau gesprochen. 

Deutsche Welle: Der Titel Ihrer neuen Ausstellung lautet übersetzt: "Die Pink Floyd Ausstellung: Ihre sterblichen Überreste". Was erwartet die Besucher?

Victoria Broakes: Wir begeben uns auf eine Reise durch rund 50 Jahre Pink Floyd – von den Anfängen bis zum Ende. Das ist eine ganz schön lange Zeit. Den Anfang macht das psychedelische London der Swinging 60s. Wir zeigen, welchen Einfluss London und das Vereinigte Königreich auf den Rest der Welt hatten. Pink Floyd war sicher die Rockband mit den größten künstlerischen Ambitionen.

Aubrey, Sie haben schon früh begonnen, mit Pink Floyd zusammenzuarbeiten. Was für eine Zeit war das damals?

Aubrey 'Po' Powell: Das erste Albumcover, das mein Partner Storm Thorgerson und ich für Pink Floyd entworfen haben, war "A Saucerful Of Secrets" von 1968. Wir saßen vor einem leeren Blatt Papier. Sie sagten einfach: Entwickelt eine Idee. Wir hielten uns damals für richtige Intellektuelle, wir lasen einfach alles von Jack Kerouac bis hin zu den Marvel Comics. Und dann war das Jahr 1968 natürlich vor allem von der Revolution auf der Straße geprägt – Paris stand in Flammen, hier besetzten wir die London School of Economics, das Royal Collage of Arts übernahmen die Studenten. Danach folgten die Anti-Vietnam Demos in den USA, der Aufstieg der Black Panthers. Die Welt versank im Chaos und mittendrin machten Pink Floyd einen völlig neuen Sound. Sie nahmen sehr englisches, pastorales Material auf. Und die Texte kamen aus komplett unterschiedlichen Quellen, vom chinesischen "Buch der Wandlungen" bis hin  zu "Alice im Wunderland".

Die Pink Floyd Original-Besetzung: Roger Waters, Syd Barrett, Richard Wright, Nick MasonBild: Pink Floyd Music Ltd

Woher kommen die Objekte, stammen sie aus Ihrer Sammlung? Und mit welchem Konzept sind Sie die Ausstellung angegangen?

Victoria Broackes: Das meiste stammt aus den Beständen der Bandmitglieder. Einiges kommt auch aus unseren Beständen, Objekte aus den 1970er oder 80er Jahren. Wir haben das alles mit erklärendem Material ergänzt, um den zeitlichen Kontext zu erschließen - den der Band und ihrer Designer und Mitarbeiter. In unserem Museum geht es um die Kreativbranche als Ganzes: Auf der einen Seite gibt es da eine Band und ihre Musik, aber auf der anderen Seite stehen Menschen, die ihre Albencover gestalten, ihr Bühnenkonzept kreieren, Techniker, Ingenieure, Architekten und viele mehr.

Aubrey 'Po' Powell: In der gestalterischen Umsetzung habe ich mich dann an den zeitlichen Ablauf gehalten, Album für Album. Wenn man durch die Ausstellung geht, sieht man in jedem Raum etwas aus einer Epoche, ob nun Instrumente, Musik, Grafiken, Albencover oder Bühnensets.

In der Vergangenheit hat das V&A  ja die sehr erfolgreiche David Bowie-Ausstellung gezeigt. Funktionieren Ausstellungen über Popstars per se gut?

Victoria Broackes (lacht): Gute Frage! Nein, ich würde sagen, das funktioniert nicht einfach so. Es gab nachher auch noch ein zwei andere Bowie-Ausstellungen anderswo, die nicht liefen. Es reicht also nicht, nur viele Dinge anzuhäufen, einen Haufen Geld reinzubuttern und auszustellen: Es muss eine interessante Geschichte erzählt werden. Davon gibt es natürlich viele, daher muss man seine ganz eigene Erzählweise finden. Bei Bowie hatten wir beispielsweise 60 Kostüme in der Ausstellung, hier sind es nur zwei T-Shirts. Bei dieser Ausstellung geht es mehr um Architektur, um Design und die Änderungen im  Konzert-Business in den 1980er und 90er Jahren. Es geht um eine Band, die früh Kult und dann global vermarktet wurde.

Kultalbum "The Dark Side of the Moon" Bild: Pink Floyd Music Ltd

Die berühmten Albencover werden gezeigt, unter ihnen auch das ikonische von "The Dark Side of the Moon". Dieses Cover hast du, Aubrey, zusammen mit deinem Partner Storm Thorgerson damals entworfen. Wie kamt ihr auf die Idee?

Aubrey 'Po' Powell: Wir kamen ins Studio an der Abbey Road und Pink Floyd sagten uns: "Wir haben genug von diesen surrealen Fotomontagen. Können wir etwas Simples bekommen? Wie eine Pralinenschachtel mit nur einem Bild drauf?" Oh Mann, hatte ich eine miese Stimmung, als ich das Studio verließ. Das war einfach nicht unser Ding. Doch dann blätterte ich durch ein französisches Physikbuch und mein Partner Storm sah dieses Foto:  Licht brach sich an einem Glastisch in einem Prisma. Das ist es, rief er: Ein Glas-Dreieck, das Licht bricht und so einen Regenbogen entstehen lässt – das ist Pink Floyd!

Die Ausstellung setzt in den 1960ern an, als die Popkultur erfunden wurde. Wie relevant ist diese Zeit, wie wichtig ist Pink Floyd noch heute?

Victoria Broackes: Für mich waren das die goldenen Jahre. Die Musik und die ganze Kultur, die sich daraus entwickelte, war so entscheidend für alles, was danach kam. Die Musik war so wichtig… Egal, wie fantastisch Musik heute ist, und ob große Stars wie Beyoncé ein globales Publikum erreichen, es ist einfach nicht das gleiche. Damals waren Musik und Gesellschaft ganz eng verwoben.

Das Gespräch führte Jens von Larcher.

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