Vor dem südafrikanischen Verfassungsgericht hat der frühere Sportheld um die letzte Chance gekämpft, sein Strafmaß abzumildern. Doch die Richter erklärten sich für nicht zuständig. So bleibt es beim Urteil wegen Mordes.
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Für den früheren Paralympics-Star Oscar Pistorius sind damit alle Rechtsmittel ausgeschöpft. "Es gibt keine weiteren juristischen Möglichkeiten mehr für den Verurteilten", sagte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft.
Das südafrikanische Verfassungsgericht hatte einen Berufungsantrag des Ex-Sportlers bereits am 28. März zurückgewiesen, die Entscheidung jedoch erst jetzt veröffentlicht. Es handle sich nicht um eine Verfassungsangelegenheit, heißt es darin.
Der unterhalb beider Knie amputierte Pistorius hatte am Valentinstag 2013 seine Freundin Reeva Steenkamp in seinem Haus mit vier Schüssen durch eine Toilettentür getötet. Wegen "fahrlässiger Tötung" war er im Oktober 2014 zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Die Staatsanwaltschaft, die auf Mord plädiert hatte, ging in Berufung. 2015 stufte das höchste Berufungsgericht die Tat als Mord ein, 2016 wurde Pistorius zu sechs Jahren Haft verurteilt. Nach einem erneuten Einspruch der Staatsanwaltschaft erhöhte ein Richter im November 2017 schließlich das Strafmaß auf 13 Jahre und fünf Monate Haft.
Vom Sporthelden zum Todesschützen
Dagegen erhob nun wiederum Pistorius Einspruch vor dem Verfassungsgericht. Die Richter hätten die von der ersten Instanz erkannten mildernden Umstände außer Acht gelassen, argumentierte er. Sein Fall vom international gefeierten Athleten zum Todesschützen und die darauffolgende juristische Auseinandersetzung durch mehrere Instanzen hatte weltweit Aufsehen erregt.
Sprinter Pistorius hatte bei Paralympischen Spielen auf eigens angefertigten Karbon-Prothesen sechs Goldmedaillen gewonnen. In London war er 2012 als erster beinamputierter Sportler bei den Olympischen Spielen gestartet.
rb/wa (afp, dpa)
Aufstieg und Fall des Oscar Pistorius
Oscar Pistorius gehört zu den Superstars des paralympischen Sports - bis er in seinem Haus seine Freundin Reeva Steenkampf erschießt und daraufhin wegen fahrlässiger Tötung zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt wird.
Bild: Reuters/Siphiwe Sibeko
Das Urteil
Wegen fahrlässiger Tötung seiner damaligen Freundin wird Sprint-Star Oscar Pistorius zu fünf Jahren Haft verurteilt. Ein Strafmaß, das unter der Forderung der Staatsanwaltschaft bleibt. Das Urteil markiert auch das mutmaßlich endgültige Ende einer sportlichen Bilderbuchkarriere.
Bild: picture-alliance/dpa
Frühe Erfolge
Mit gerade mal 17 Jahren sorgt Oscar Pistorius in der Leichtathletik für Furore. Bei den Paralympischen Spielen 2004 in Athen holt sich der "Blade Runner" nach Bronze über 100 Meter die Goldmedaille und den Weltrekord über 200 Meter. Pistorius fehlen wegen eines Gen-Defekts seit der Geburt die Wadenbeine. Im Alter von elf Monaten wurden ihm die Beine unterhalb der Knie amputiert.
Bild: picture-alliance/dpa/dpaweb
Fair oder unfair?
Wissenschaftler ermitteln, dass Pistorius mit seinen High-Tech-Prothesen "25 Prozent weniger Energie" benötigt als ein Konkurrent mit Beinen. Der Leichtathletik-Weltverbind IAAF untersagt, dass Pistorius bei Olympia 2008 in Peking startet. Der Internationale Sporgerichtshof hebt die Entscheidung auf.
Bild: Reuters
Medaillen über Medaillen
Von den Paralympischen Spielen in Peking kehrt Pistorius mit den Goldmedaillen über 100, 200 und 400 Meter heim. Aus dem Start bei den Olympischen Spielen, den er seit Beginn seiner Karriere anstrebt, wird vorerst nichts. Pistorius verpasst die Olympia-Norm über 400 Meter.
Bild: picture-alliance/dpa
Großer Schritt vorwärts
Pistorius kommt seinem großen Ziel Olympia näher: Bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2011 in Daegu in Südkorea startet er über 400 Meter und mit der Staffel Südafrikas. Im Einzelrennen scheitert Pistorius im Halbfinale, auch die Staffel läuft im Finale ohne ihn. Weil Pistorius jedoch im Halbfinale dabei war, gewinnt er wie seine Staffelkollegen Silber.
Bild: picture-alliance/dpa
Olympischer Traum wird wahr
Im Juli 2012 wird Pistorius für das südafrikanische Olympia-Team 2012 in London nominiert. Er ist der erste beinamputierte Läufer, der bei den Spielen der nicht behinderten Sportler läuft. Im 400-Meter-Einzelrennen erreicht er das Halbfinale, mit der Staffel belegt Pistorius den achten Platz. Bei der Abschlussfeier darf er die Fahne seines Heimatlandes tragen.
Bild: picture-alliance/dpa
Doppel-Paralympicssieger in London
Wenige Wochen später, bei den Paralympischen Spielen in London, ist Pistorius wieder Südafrikas Fahnenträger, allerdings schon bei der Eröffnungsfeier. Über 200 Meter läuft Pistorius im Halbfinale einen neuen Weltrekord, im Endlauf muss er sich jedoch dem Brasilianer Alan Oliveira geschlagen geben. Dennoch gewinnt er noch zweimal Gold: über 400 Meter und mit der 4x100-Meter-Staffel.
Bild: picture-alliance/AP
Der Prozess
Seit Februar 2013 sorgt Oscar Pistorius für andere Schlagzeilen. Am Valentinstag erschießt er in seinem Haus in Pretoria durch die geschlossene Tür des Bades seine Freundin Reeva Steenkamp. Aus Versehen, weil er sie für einen Einbrecher hielt, sagt Pistorius. Mit Absicht, sagt der Staatsanwalt.
Bild: Reuters/Herman Verwey
Wohl keine Berufung
Nach einem langen Prozess fällt Richterin Thokozile Masipa das Urteil: fünf Jahre Gefängnis. Berufung ist möglich, aber Pistorius´ Familie kündigte schon an, dass sie das Urteil akzeptiert. Auch die Familie des Opfers zeigte sich zufrieden. Der Gerechtigkeit sei Genüge getan worden, hieß es vom Anwalt der Familie.