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Pizarro: "Nicht einfach nur spazieren gehen"

Javier Perez de la Cruz
2. Oktober 2018

An diesem Mittwoch feiert Werder Bremens Kultstürmer Claudio Pizarro seinen 40. Geburtstag. Im DW-Interview spricht der Torjäger über seine immer noch andauernde Karriere, den schönsten Moment - und den bittersten.

Claudio Pizarro
Bild: picture-alliance/dpa/M. Ulmer

Wie geht's weiter, Claudio Pizarro?

01:48

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DW: Claudio Pizarro, mit 40 Jahren noch Profifußballer, ist das nicht zu alt?

Claudio Pizarro: Ich fühle mich gut. Ich weiß nicht, ob besser als vor fünf Jahren, aber ich fühle mich wirklich gut. Meine Saisonvorbereitung verlief sehr gut. Ich hatte nur ein paar kleine Probleme, die jetzt aber ausgestanden sind. Und jetzt freue ich mich auf meine Chance. Die Verantwortlichen bei Werder haben mich ja offensichtlich hierher geholt, weil sie denken, dass ich dem Verein mit meinen Fähigkeiten auf dem Platz noch weiterhelfen kann. Zum anderen schätzen sie auch meine Erfahrung. Sie glauben, dass ich die jungen Spieler unterstützen kann und Situationen früher als andere erkenne.

Mit 192 Toren sind Sie der erfolgreichste ausländische Torjäger der Bundesliga-Geschichte, vor dem Polen Robert Lewandowski, der bisher 183-mal getroffen hat. Was haben Sie sich denn noch für diese Saison vorgenommen?

Ich will den Rekord behalten, denn Lewandowski kommt schnell näher. Also will ich noch ein paar Tore schießen, damit er es schwerer hat. Mit dem Team will ich es natürlich einen internationalen Wettbewerb schaffen - egal, ob Champions oder Europa League.

Pizarro (r.) am vergangenen Wochenende beim Spiel von Werder Bremen in StuttgartBild: picture-alliance/dpa/Pressefoto Rudel

Wenn Sie auf ihre lange Karriere zurückblicken: Wer war der beste Spieler, mit dem sie jemals zusammengespielt haben?

Ze Roberto.

Der beste Stürmer?

Didier Drogba.

Welcher Torwart war am schwersten zu bezwingen?

Manuel Neuer.

Wer war der hartnäckigste Verteidiger?

Das ist eine schwierige Frage, da gab es einige. John Terry.

Von welchem Trainer haben Sie am meisten gelernt?

Oh, da kann ich nicht nur einen nennen. Ich hatte viele gute Trainer: Pep Guardiola, José Mourinho, Jupp Heynckes, Thomas Schaaf. Da ist es superschwer, einen herauszuheben.

Wen halten Sie aktuell für den besten Bundesliga-Stürmer?

Robert Lewandowski.

Sie haben viele Titel gewonnen. Sticht einer davon für Sie heraus?

Natürlich der Gewinn der Champions League. Das ist der wichtigste Titel für jeden Fußballer in Europa. Diesen Titel wollte ich so lange schon gewinnen. Es ergab sich [zum Start der Saison 2012/2013 - Anm. der Red.] die Chance, zu den Bayern zurückzukehren, die gerade das Finale gegen Chelsea verloren hatten. Und ich glaubte, dass es in diesem Jahr klappen würde. Beim Blick auf das Team sagte ich sofort: Die gewinnen die Champions League. Drei, vier neue Spieler kamen hinzu. Und von meinem ersten Gespräch mit dem damaligen Trainer Jupp Heynckes blieb bei mir eines hängen: Ziel ist der Champions-League-Sieg. Es war ein besonderes Jahr, denn wir haben wirklich jeden Titel abgeräumt, den wir gewinnen konnten.

Mit einem Stück Tornetz aus Wembley nach dem Sieg im Champions-League-Finale 2013Bild: picture-alliance/dpa/A. Gebert

Welches war der bitterste Moment Ihrer Karriere?

Nicht für Peru zur WM fahren zu dürfen.

Wie hat sich das für Sie angefühlt, nicht nominiert worden zu sein?

Natürlich war das eine sehr schwierige Situation. Ich konnte nichts daran ändern, musste es einfach nur akzeptieren. Sonst nichts. Und anschließend das Team von außen unterstützen. Wir hatten schließlich alle so lange auf diesen Moment gewartet und darauf hingearbeitet - mich eingeschlossen, zum Beispiel bei vier oder fünf Qualifikationsturnieren, bei denen ich immer mein Bestes gegeben habe. Nach 36 Jahren war es für mein Land etwas Besonderes, wieder bei einer WM dabei zu sein.

Graut es Ihnen vor dem Moment, an dem Sie die Fußballschuhe an den Nagel hängen?

Überhaupt nicht. Seit vielen Jahren weiß ich, dass es irgendwann passieren wird. Aber noch fühle ich mich imstande weiterzumachen. Das habe ich auch unserem Trainer klargemacht. Ich bin nicht hierher gekommen, um spazieren zu gehen oder einfach nur Spaß zu haben, ohne etwas beizutragen. Ich bin hier, weil ich weiterhin Fußball spielen will. Weil ich glaube, dass ich auf dem Platz helfen kann. Und genau das will ich tun.

Der Peruaner Claudio Pizarro, der an diesem Mittwoch seinen 40. Geburtstag feiert, hält mehrere Rekorde: Mit 192 Treffern ist er der erfolgreichste ausländische Torjäger der Bundesliga-Geschichte, mit 450 Ligaspielen auch der ausländische Profi mit den meisten Einsätzen, zudem Rekordtorschütze von Werder Bremen. Sein Bundesliga-Debüt gab er am 28. August 1999 für die Bremer, bei denen er aktuell wieder unter Vertrag steht. Außerdem spielte Pizarro in der Bundesliga für den FC Bayern, mit dem er sechs deutsche Meistertitel und fünf DFB-Pokalsiege holte, und für den 1. FC Köln. Mit Werder wurde er 2009 Pokalsieger. In der Saison 2007/2008 spielte Pizarro für den FC Chelsea. Für Peru bestritt er 85 Länderspiele, in denen er insgesamt 20 Tore erzielte.

Das Interview führte Perez de la Cruz.

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