Hilft die Schutzpatronin Corona gegen die Pandemie?
Dagmar Breitenbach tl
13. Mai 2020
Eigentlich hilft sie Metzgern und Schatzsuchern und generell bei Geldsorgen. Manche glauben aber, die Schutzheilige Corona wirke auch gegen Infektionen. Ihre Gebeine sind im Aachener Dom ausgestellt.
Anzeige
Hilfe in schwierigen Zeiten - Die Heilige Corona und andere Schutzpatrone
Eine katholische Heilige heißt Corona. Infektionskrankheiten sind nicht ihre Spezialität. Doch sie und andere Schutzheilige sollen in schwierigen Lebenslagen Hilfe leisten.
Bild: picture-alliance/akg-Images
Die Heilige Corona
Menschen mit Geldproblemen, die auf Hilfe vom Himmel hofften, beteten zur Heiligen Corona. Auch Schatzsucher und Glücksspieler verehrten sie. Corona soll im zweiten Jahrhundert n. Chr. gelebt haben und jung gestorben sein, weil sie eine Märtyrerin getröstet hat: Sie wurde zwischen zwei zu Boden gebogenen Palmen gefesselt, die losgelassen wurden, um sie zu zerreißen.
Bild: picture-alliance/dpa/O. Berg
Rita von Cascia
Eine Schutzpatronin für "unmögliche Fälle" ist Rita von Cascia. Missbrauchte Ehefrauen, Eltern, einsame Herzen und Witwen riefen die Italienerin aus dem 15. Jahrhundert an. Sie trat einem Augustinerkloster bei, versprach, den Mördern ihres Mannes zu vergeben und überzeugte ihre Söhne, dies ebenfalls zu tun. Sie hieß die "Friedensstifterin von Cascia". Der Franzose Nicolas Poussin malte sie 1635.
Bild: picture-alliance/akg-Images
Martha von Bethanien
Am Ende des ersten Jahrhunderts n. Chr. hatten die Christen begonnen, andere verstorbene Christen zu ehren. Martha, die in den Evangelien von Lukas und Johannes als Zeugin der Auferstehung ihres Bruders Lazarus durch Jesus beschrieben ist, gilt als Schutzpatronin der Hausfrauen und Hausangestellten. Denn sie soll Jesus in ihrem Haus in Bethanien in Israel Gastfreundschaft erwiesen haben.
Bild: gemeinfrei
Der Heilige Ambrosius
Ambrosius, Bischof von Mailand im vierten Jahrhundert, ist der Schutzheilige der Imker. Die Legende besagt, dass sich ein Bienenschwarm auf seinem Gesicht niederließ und ihn mit Honig fütterte, während er als Baby in seiner Wiege lag - als Zeichen dafür, dass er eines Tages ein großer Redner sein würde. Er wird oft mit Bienen oder einem Bienenstock dargestellt - den Symbolen der Weisheit.
Bild: picture-alliance/dpa/A. Held
Josef von Cupertino
Auch Astronauten und Piloten haben ihren eigenen Schutzpatron: einen italienischen Franziskanerpriester aus dem 17. Jahrhundert, der zu ekstatischen Visionen neigte und Menschen frei im Raum schweben sah. Da man weithin glaubte, dass dieses Schweben auf Hexerei beruhte, interessierte sich die Inquisition für Josef, der später zum Glück entlastet wurde.
Bild: gemeinfrei
Der Heilige Christophorus
Die berühmteste Legende über diesen im dritten Jahrhundert getöteten Märtyrer besagt, dass er ein Kind über einen Fluss trug. Dieses erwies sich als Christus. Christophorus ist der Schutzpatron der Reisenden: Kabinen-, Bus- und Lastwagenfahrer hoffen mit Abziehbildern und kleinen Klebefiguren auf seinen Schutz.
Bild: gemeinfrei
Der Heilige Thomas Morus
Sir Thomas More war ein englischer Philosoph und Staatsmann des 16. Jahrhunderts. Er war auch Berater König Heinrichs VIII., lehnte jedoch die Trennung des Königs von der römisch-katholischen Kirche ab und wurde deshalb wegen Verrats verurteilt und enthauptet. Im Jahr 2000 erklärte Papst Johannes Paul II. ihn zum "himmlischen Schutzpatron der Staatsmänner und Politiker".
Bild: gemeinfrei
Franz von Assisi
Dem Italiener Franz von Assisi, im späten 12. Jahrhundert geboren, stand ein luxuriöses Leben bevor. Doch er wandte sich einem Leben in Armut zu. Der Legende nach liebte er Tiere und wusste mit ihnen zu kommunizieren. Franz von Assisi gründete den Franziskanerorden und ist Schutzpatron der Ökologen, Tiere und Tierärzte.
Bild: picture-alliance/akg-images
Die Heilige Cäcilia
Cäcilia wurde im 2. oder 3. Jahrhundert geboren und war vermutlich die Tochter einer wohlhabenden römischen Familie, die gezwungen war, den heidnischen Valerianer zu heiraten. Die Märtyrerin - zum Ersticken verurteilt, fast enthauptet - gilt als Patronin der Kirchenmusik und der Sänger, weil sie bei ihrer Heirat himmlische Musik in ihrem Herzen spürte.
Bild: picture-alliance/akg-Images
Der Heilige Augustinus
Zusammen mit Gambrinus, Florian, Bonifacius, Arnulf und Nikolaus von Myra ist Augustinus von Hippo nur einer von vielen Schutzheiligen der Bierbrauer. Augustinus lebte im 4. Jahrhundert zunächst ein wildes und lockeres Leben, ehe er Bischof wurde. Noch heute sind viele Brauereien und Biere - vor Jahrhunderten das Standardgetränk der Menschen - nach einem Heiligen benannt.
Bild: gemeinfrei
Der Heilige Florian
Der Schutzpatron der Feuerwehrleute und Schornsteinfeger war ein römischer Offizier im 3. Jahrhundert. Der Legende nach sollte er auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden, weil er sich weigerte, zu den römischen Göttern zu beten. Schließlich wurde er, mit einen Mühlstein um den Hals, ertränkt. Er hatte zuvor gedroht, mit den Flammen in den Himmel zu steigen.
Bild: gemeinfrei
11 Bilder1 | 11
Die Coronavirus-Pandemie bringt plötzlich eine christliche Märtyrerin ins Gespräch, die vor etwa 1800 Jahren von den Römern zu Tode gefoltert worden sein soll. Ihr Name: Corona. Der Aachener Dom hat soeben in seiner Schatzkammer ein aufwendiges Reliquiar ausgestellt, das einige Knochen der Heiligen Corona enthalten soll. Lange vor dem Ausbruch der gleichnamigen Pandemie plante der Dom für diesen Sommer eine Ausstellung über einige seiner kostbaren Goldschmiedearbeiten. Am Dienstag (12. Mai) eröffnete eine kleine Ausstellung: Da es momentan kaum Touristen gebe, sei es "relativ ruhig", sagt die Sprecherin des Aachener Doms, Daniela Lövenich, der DW.
Die eigentliche Ausstellung zur Goldschmiedekunst im Historismus sollte im Sommer eröffnen, der über drei Monate hinweg aufbereitete Gold-, Bronze- und Elfenbeinschrein Corona, zuvor 25 Jahre lang vor der Öffentlichkeit verborgen, sollte der Höhepunkt sein.
Wenig bekannte Schutzpatronin
Die mächtige Kathedrale aus dem 9. Jahrhundert ist die Grabstätte Karls des Großen, hier wurden deutsche Könige gekrönt, bis heute ist sie eine bedeutende Wallfahrtskirche. König Otto III. brachte 997 die Reliquien von Corona nach Aachen. Sie wurden zunächst jahrhundertelang in einem Grab unter einer Platte auf dem Domboden aufbewahrt, bevor sie Anfang des 20. Jahrhunderts in das Heiligtum gebracht wurden. "Unser Interesse an Corona ist eher kunsthistorisch", sagt Lövenich. Als Schutzpatronin sei sie im Rheinland kaum bekannt gewesen, im Gegensatz zu Bayern und Österreich, wo die Heilige Corona in einigen Teilen noch immer verehrt werde.
Spieler und Schatzsucher beteten zu Corona
Die Heilige Corona gilt gemeinhin als Schutzpatronin der Metzger und Schatzsucher, die in Zeiten finanzieller Not zu ihr beten. Manche Kirchenvertreter meinen jedoch, sie sei - zumindest lokal, auch Schutzpatronin für die Abwehr von Infektionskrankheiten.
Die Menschen in der Kleinstadt St. Corona in Österreich hätten in schwierigen Zeiten zu der Heiligen gebetet, auch um ihr Vieh vor Seuchen zu bewahren, sagt Lövenich und fügt hinzu, dass dies ein sehr lokales Phänomen gewesen sei, das aber inzwischen die Aufmerksamkeit der Medien erregt habe. Allgemein sei sie jedoch nicht als Seuchenheilige bekannt. In der Pandemie kann die Heilige Corona vielleicht nicht als Schutzpatronin helfen, dafür könnten sich Gläubige in Geldangelegenheiten an sie wenden. Hier gibt es dank des weltweiten Abschwungs ja sicher genug zu tun.