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Plan B der Republikaner gegen Trump

Michael Knigge11. März 2016

Als womöglich letzte Chance, Donald Trump als Präsidentschaftskandidat zu verhindern, wird eine "contested convention" - eine Art inszenierte Kampfabstimmung - ins Spiel gebracht. Doch das ist mehr Wunsch als Realität.

Donald Trump (Foto: Reuters/J. Skipper)
Bild: Reuters/J. Skipper

Der republikanischen Parteiführung läuft nach den Wahlerfolgen von Donald Trump am Super Tuesday und den darauffolgenden Vorwahlen in Mississippi und Michigan die Zeit davon, den ungeliebten Top-Kandidaten auf dem Weg zur Nominierung noch aufzuhalten. Getrieben von der tiefen Abneigung des Partei-Establishments gegenüber dem Immobilien-Mogul und der Angst, dass ein Präsidentschaftskandidat Trump die Partei endgültig gegen die Wand fahren könnte, hat in jüngster Zeit die Idee einer "contested convention" Konjunktur - zu deutsch etwa ein "umkämpfter Parteitag". Nur dadurch, so die These, könnte Trump die Kandidatur noch zu nehmen sein.

Das Szenario für eine "contested convention" sieht ungefähr so aus: Trumps Gegner - derzeit noch Marco Rubio, Ted Cruz und John Kasich - gewinnen mit den noch ausstehenden Vorwahlen genügend Stimmen, um zu verhindern, dass er die zur Nominierung notwendige absolute Mehrheit (1237) an Delegiertenstimmen vor dem Parteitag im Juli erreicht. Da dann Trump - oder einer der anderen Kandidaten - eine relative Mehrheit haben wird, muss in Kampfabstimmungen entschieden werden, wer der Herausforderer der Demokraten werden soll. In Hinterzimmern könnte dann ein Deal entstehen, damit Trump aus diesem Prozess herausfliegt. Besonders absurd: Eine solche Abmachung könnte theoretisch sogar noch ausgehandelt werden, wenn Trump aufgrund der Vorwahlen die notwendigen 1237 Stimmen erhalten hat.

Dieses Szenario hat aber sowieso ein Problem. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass es eintritt.

Wunschdenken statt Realität

"Eine 'contested convention' wird es in dem Moment geben, in dem der in Führung liegende Kandidat tot umfällt", sagt Byron Shafer, Autor eines Buches über US-Parteitage und Politikwissenschaftler an der Universität Wisconsin-Madison. "Wenn Donald Trump vor den Vorwahlen in Florida und Ohio nicht tot umfällt, dann wird er in zwei Wochen der republikanische Präsidentschaftskandidat sein."

Zwar liegt Trump mit derzeit 458 Stimmen gegenüber seinem wichtigsten Kontrahenten Ted Cruz (359) bislang bei den Delegiertenstimme nicht uneinholbar in Führung. Aber er geht als klarer Favorit in Florida ins Rennen und kann auch noch den Bundestaat Ohio gewinnen. Die Wahlen in beiden Staaten finden in der dritten Märzwoche statt.

Kandidat, der Trump stoppen kann, verzweifelt gesuchtBild: Reuters/R. Cook

Wenn die Umfragen stimmen, kann Cruz weder Florida noch Ohio gewinnen. Nach dem optimistischsten Szenario für die Trump-Gegner würde Marco Rubio Florida und John Kasich Ohio gewinnen. Realistischer ist jedoch, dass Trump in Florida siegt, und Ohio ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Kasich und Trump wird.

Da der Wahlgewinner in beiden Staaten im Gegensatz zu den bisherigen Vorwahlen alle Delegiertenstimmen erhält, könnten Florida und Ohio vorentscheidend sein.

"Wenn Trump Florida gewinnt ist seine Nominierung nicht garantiert, aber er geht mit großen Schritten darauf zu", sagt Iwan Morgan, Professor für US-Studien am University College London. Sollte Trump beide Vorwahlen gewinnen, so die Experten, wäre das Rennen praktisch vorzeitig beendet.

Verachtung und Angst

Dass die Idee, Donald Trumps Kandidatur auf dem Parteitag noch ausbremsen zu wollen, trotz ihrer geringen Erfolgsaussichten Konjunktur hat, zeigt wie verzweifelt viele Konservative inzwischen sind.

"Die Parteiführung, aber auch Leute an der Basis haben große Angst, dass Donald Trump den Ruf der Partei schon irreparabel beschädigt hat und dies weiter tun wird. Deshalb erscheint eine 'contested convention' als der einzige Ausweg wie man ihn jetzt noch stoppen könnte", sagt Adam Ramey, Experte für US-Politik an der New York University in Abu Dhabi. "Aber dass es dazu kommt, ist extrem unwahrscheinlich."

Sein Kollege Shafer hält die panischen Anstrengungen des republikanischen Parteiestablishments noch eine Alternative zu Trump zu finden für sinnlos und viel zu spät. "Inzwischen ist es egal was das Establishment macht."

Auch Trump hat einen Plan B

"Die Art und Weise, wie beiden Parteien heutzutage ihr Delegiertensystem betreiben, macht es praktisch unmöglich, dass es zu einem offen umkämpften Parteitag kommen kann", sagt Ramey.

Durch die Drohung Trumps, er werde als unabhängiger Kandidat antreten, falls er sich von der Partei schlecht behandelt fühlt, sind Absprachen im Hinterzimmer auf dem Parteitag fast ausgeschlossen. Denn sollte Trump tatsächlich als unabhängiger Kandidat ins Rennen gehen, wäre ein Wahlsieg der Demokraten praktisch garantiert. Zudem würde dies das ohnehin angeschlagene Verhältnis der konservativen Basis zur Parteiführung weiter belasten.

Sogar der Kandidat von 2012, Mitt Romney, könnte in einer Kampfabstimmung aufgestellt werdenBild: picture-alliance/dpa/T. Smart

"Sollte Trump die Nominierung gewinnen und die meisten, wenn auch nicht die Mehrheit an Delegiertenstimmen haben, dann wird ein großer Teil der republikanischen Parteiführung nach dem Motto 'Augen zu und durch' letztendlich doch für Trump stimmen", sagt Ramey.

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