1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Plastikproblem in Tansania - ein Teufelskreis

Karsten Kaminski31. Oktober 2014

Pfandflaschen und Plastikmüll findet man in Tansania nicht nur im Supermarkt, sondern vor allem auch auf den Straßen. Sammler geben den Müll zwar zum Recyceln in Fabriken ab, doch damit ist das Problem nicht gelöst.

Müll in Dar Es Salaam
Bild: K. Kaminski

Wie klimaschädlich sind Plastiktüten?

01:33

This browser does not support the video element.

Yussuf (im Bild) steht jeden Morgen um sechs Uhr auf, um Plastikflaschen zu sammeln. Heute sieht das Geschäft schlecht aus. Nach vier Stunden ist sein Beutel nicht mal halb voll. Plastikflaschen sind Yussufs Verdienst. Für ein Kilo bekommt er etwas 13 Cent - das reicht aus für Brot und ein bisschen Gemüse, wenn er einen Händler findet, der mit sich verhandeln lässt.

"Mir bleibt nichts anderes übrig. Plastik ist billig und die Menschen schmeißen es weg. Ich weiß es ist schlecht für die Umwelt, aber nur so bekomme ich Geld." In größeren Städten wie Dar Es Salaam gibt es zwar Müllabfuhren, die zwei Mal die Woche den Müll der Straßen beseitigen, aber das reicht nicht, der Müll liegt trotzdem auf den Straßen.

Sammelstationen sind auch nicht die Lösung

Eine andere Lösung für das Problem: Menschen können ihre Plastikflaschen in Sammelstationen abgeben. Solche Sammelstationen sind kleine Fabriken, in denen der Kunststoff der Straßen aufgenommen und dann weiterverarbeitet wird. Es gibt Fabriken, wo vor allem die alten Flaschen zu neuen Flaschen recycelt werden. Aber es gibt auch Fabriken, die daraus neue Plastik-Produkte herstellen.

Müll am Rande der Stadt Dar Es Salaam: Das Plastiktütenverbot hat das Problem nicht beseitigtBild: K. Kaminski

Früher waren die Sammelstationen unter tansanischer Hand. Damals bekam Yussuf auch noch 26 Cent für ein Kilo, aber jetzt haben vor allem Chinesen die Sammeltstationen und Plastikfabriken für sich erobert: "Die Chinesen und die Inder, das sind die wahren Besitzer des Plastiks in unserem Land. In Afrika kann keiner dieses Problem managen."

Eigentlich sind Plastiktütenseit 2005 in Tansania verboten. An das Gesetz halten sich aber die Wenigsten. Die meisten Menschen in Tansania glauben nämlich, dass Plastik gut ist: Wenn die Menschen in den westlichen Länder die Taschen benutzen, warum sollten sie dann nicht auch in Ostafrika genutzt werden?

In den Vororten von Dar Es Salaam sieht man den Plastikmüll auf den Straßen. Viele nutzen das Material auch, um Feuer zu machen. Ein Mitbewohner aus dem Dorf ist bestens über das Problem informiert. Er weiß, dass es schlecht ist und er hat auch schon von Menschen gehört,die von den Plastikprodukten aus den Fabriken vergiftet wurden. "Es ist unser Problem und nicht das Problem der Chinesen. Die haben verstanden, wie man mit unserem Problem Geld machen kann. Wir müssen das Problem also anpacken. Nur mit dem richtigen Willen können wir zum Beispiel Bürgerinitiativen gründen und etwas verändern."

Die Müllabfuhr fährt dem Müllproblem hinterherBild: DW/Karsten Kaminski

Erste Initiativen im Norden des Landes

Erste Umwelt fördernde Projekte gibt es im Norden des Landes, in Moshi. Die Kleinstadt am Rande des Kilimandscharos ist die sauberste Stadt Tansanias. Die Menschen wurden hier vor rund fünf Jahren von der Regierung und der Stadt über die Schäden des Mülls aufgeklärt. Viele Gemeinden in der Umgebung haben deshalb Umwelt-Projekte mit den Konfirmationsgruppen ins Leben gerufen. Jedes Kind soll zehn Bäume pflanzen, damit es wieder mehr Naturflächen ohne Müll gibt.

Jeanette regt es vor allem auf, dass die Plastiktüten weiterhin benutzt werden. Sie hat einen kleinen Lösungsansatz gegen das Problem: "Ich mache meine Einkaufstaschen jetzt einfach aus alten Stoffen. Sie sehen vielleicht nicht so modern aus wie die Plastiktaschen aus dem Westen, aber sie halten länger. Plastik erscheint nur so billig, aber am Ende ist es teuer für uns alle."


Die Recherchen für diesen Beitrag wurde durch das Journalistenprogramm Beyond Your World in Kooperation mit der DW Akademie ermöglicht.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen