Schon wieder wurde Mexiko von einer schweren Erschütterung heimgesucht - ein Beben der Stärke 7,1. Und trotzdem: Beben wie diese sind in der Region keine Seltenheit.
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Es ist das zweite Beben, das Mexiko innerhalb weniger Tage trifft. Das Zentrum des Bebens lag bei Axochiapan - rund 120 Kilometer südöstlich der mexikanischen Hauptstadt - in einer Tiefe von rund 50 Kilometern. Es erreichte die Stärke 7,1.
Besonders tragisch: Am Tag genau vor 32 Jahren ereignete sich die schlimme Erdbebenkatastrophe von 1985 (Stärke 8,0), bei der in Mexikos Hauptstadt rund 10.000 Menschen getötet wurden. Am Morgen gab es noch eine Übung - eine Katastrophensimulation mit Evakuierungen, um an 1985 zu erinnern und um das richtige Verhalten im Ernstfall zu trainieren. Dass dieser so schnell eintritt, damit hatte wahrscheinlich niemand gerechnet.
Und trotzdem ist es keine Überraschung.
Das letzte Beben liegt nur wenige Tage zurück. Am 7. September kamen rund 100 Menschen bei einem Erdbeben der Stärke 8,2 um, das Stärkste seit mehr als 80 Jahren. Das Beben ereignete sich im Pazifik, 137 Kilometer südwestlich von Tonalá im Bundesstaat Chiapas in 19 Kilometern Meerestiefe. Rund 50 Millionen der 120 Millionen Mexikaner spürten die heftigen Erdstöße. Selbst in Mexiko-Stadt, die rund 800 Kilometer vom Epizentrum entfernt liegt, bebte die Erde.
Tektonische Verschiebungen verantwortlich für Großteil der Beben
Es ist hier also nicht die Ironie des Schicksals, sondern die Lage. Denn das lateinamerikanische Land befindet sich in einer der weltweit aktivsten Erdbebenzonen.
Für gewöhnlich sind die Beben in dieser Gegend tektonischer Natur: Sie machen rund 90 Prozent aller Erdbeben aus. Sie gelten als gefährlichste Art der Erschütterung, mit der größten Reichweite. Ihre Ursache sind Verschiebungen der Erdplatten gegeneinander.
Andere Arten von Erdbeben sind zum Beispiel Einsturzbeben, die durch das Einstürzen von Höhlen ausgelöst werden oder vulkanische Beben, die mit einer vulkanischen Aktivität zusammenhängen. Ihre Reichweite wird in der Seismologie - der Wissenschaft, die sich mit Erdbeben befasst - allerdings als deutlich geringer angegeben. Beim jüngsten Erdbeben in Mexiko kam die Kraft aber tief aus dem Erdinneren.
Gigantische Reibereien sind schuld
Unser Erdmantel besteht aus vielen Einzelteilen - aus ein paar gigantischen ozeanischen Platten und mehreren kleinen kontinentalen Krustenplatten. Und diese Platten wandern stetig einige Zentimeter im Jahr umher. Das ist ganz normal: Sie bewegen sich entweder voneinander weg, reiben aneinander oder schieben sich auch mal untereinander. Dann bewegt sich der darüber liegende Kontinent. Diese Bewegungen heißen Plattentektonik.
Angetrieben wird dies vom dem zähflüssigen Gestein im Erdinneren. Denn hier herrscht eine Temperatur von knapp 5000 Grad Celsius. Im Vergleich zu durchschnittlich rund Null Grad auf der Erdoberfläche ist das ein großer Temperaturunterschied. Und Dieser verursache Dichteunterschiede im Gestein, erklärt Rainer Kind vom Geoforschungszentrum Potsdam, gegenüber der Deutschen Welle. "Heißes Gestein steigt nach oben, kaltes nach unten. Diese Dynamik des Erdkörpers ist dafür verantwortlich, dass sich auch die Oberflächenplatten, die Kontinentalplatten ständig bewegen", sagt der Seismologe.
Im Grunde genommen sei unsere Erde so etwas wie eine Wärme-Kraft-Maschine, die ständig aktiv ist. Durch die zähflüssigen Bewegungen im Erdinneren, kommt es auf der Erdoberfläche zu neuen Gebirgen, Vulkanausbrüchen - und eben auch zu Erdbeben, wenn Platten aneinanderstoßen.
In Trümmern: Die Katastrophe in Mexiko-Stadt
Es ist 13.14 Uhr am Mittag in der Hauptstadt, als die Erde bebt. Wolkenkratzer schwanken, andere Häuser stürzen ein, die Menschen rennen in Panik auf die Straßen, suchen Sicherheit. Bilder der Katastrophe.
Bild: Reuters/C. Daut
Hier stand ein Haus
Erst schwankten die Gebäude, dann kippten sie um wie Kartenhäuser oder sanken in sich zusammen. Nachdem sich der Staub über der Hauptstadt Mexiko-Stadt verzogen hat, zeigt sich den Überlebenden und Helfern ein fast surreales Bild: Nur noch Trümmer und Schutt, wo Minuten zuvor noch ein Haus stand.
Bild: Reuters/Rafael Arias
Silencio! Silencio!
Mit bloßen Händen suchen die Helfer nach Überlebenden. "Wir können keine Maschinen einsetzen", sagt Innenminister Miguel Angel Osorio Chong. Zu groß die Gefahr, so die Situation nur noch schlimmer zu machen. Weitere Gebäude könnten einstürzen. Außerdem hofft man darauf, nicht nur Tote zu bergen. "Silencio", heißt es deshalb auf Schildern, die hochgehalten werden, damit Retter etwas hören können.
Bild: Reuters/C. Daut
Nicht zögern - mit anpacken!
Feuerwehrleute, Rettungskräfte, aber auch Passanten, die selbst kurz zuvor mit dem Schrecken davongekommen sind, versuchen, die Situation in den Griff zu bekommen. Alte Farbeimer für den Schutt und eilig herbeigeschafftes Trinkwasser stehen bereit. Doch wo anfangen?
Bild: Getty Images/R. S. Fabres
Brutales Ende eines Schultages
Unter den Trümmern sind Kinderstimmen zu hören. Die Überreste der Grundschule "Enrique Rébsamen" im Stadtviertel Coapa. Mindestens 20 Kinder und zwei Erwachsene starben hier. Für die Eltern, die zum dem Gebäude geeilt sind, eine unvorstellbare Situation. Auf dem Gelände befand sich auch ein Kindergarten. Etliche Menschen werden hier noch vermisst.
Bild: picture-alliance/AP Photo/C. Cisneros
Was ist nur geschehen? Eine Umarmung zum Trost
Mexiko-Stadt, eine pulsierende Millionenmetropole. Das Erdbeben trifft die Hauptstadt zur Mittagszeit - die Menschen sind in den Büros, bei der Arbeit oder beim Mittagessen. Viele stehen danach unter Schock. Wer überlebt hat, begreift erst langsam, was geschehen ist. Eine Umarmung zum Trost angesichts des Unvorstellbaren.
Bild: Reuters/C. Daut
Ersthelfer und Ärzte zur Stelle
Spontan werden in der Stadt Ausgabestellen für Lebensmittel, Getränke, Medikamente und Schmerzmittel eingerichtet. Ersthelfer und Ärzte sind zur Stelle, um die Menschen schnell zu versorgen. Einige beschädigte Krankenhäuser müssen in aller Eile evakuiert werden. Krankenbetten, die auch fehlen, um die Überlebenden zu versorgen.
Bild: Getty Images/R. S. Fabres
Wer da ist, packt an
Tonnenschwere Trümmerteile, Steine und Mauerbrocken müssen beiseite geräumt werden. Männer und Frauen bilden Menschenketten, um schnell mit anzupacken. Gegen den Staub schützen sie sich mit Mundmasken, auch Plastikhandschuhe wurden verteilt, damit man sich an den Trümmern nicht noch verletzt. Viele arbeiten bis zur Erschöpfung.
Bild: Reuters/H. Romero
Nichts mehr zu retten
Dieses Haus ist noch nicht komplett zusammengebrochen, wird aber kaum zu retten sein. Niemand weiß in diesen Stunden, wie hoch die Schäden sind. Im Vordergrund stehen aber die weit mehr als 200 Todesopfer, die bereits in den ersten Stunden nach dem Beben gefunden wurden. Es wird Wochen dauern, bis die Schäden halbwegs beseitigt sind. Dieses Gebäude dürfte dann abgerissen sein.
Bild: picture-alliance/AP Photo/E. Verdugo
Nach der Übung die bittere Realität
Etwa zwei Stunden vor dem Beben hatten sich viele Behörden, Unternehmen und Schulen noch an der alljährlichen Erdbebenübung beteiligt, auch einen Probealarm hatte es gegeben. Dann, genau 32 Jahre nach dem verheerenden Erdbeben von 1985, wiederholt sich die Geschichte. Damals kamen rund 10.000 Menschen ums Leben. Wie viele werden es diesmal sein?
Bild: picture-alliance/AP/E. Marti
Schnell weg hier
Nach einer ersten Bilanz stürzten in Mexiko-Stadt 38 Gebäude ein. Die Situation war hier deshalb so verheerend, weil sich das Epizentrum des Bebens in Axochiapan befand, das gerade einmal 130 Kilometer südöstlich der Hauptstadt liegt. Schnell weg hier - das galt im ersten Moment für alle, die aus den schwankenden Gebäuden fliehen konnten. Manche konnten ihr Leben retten - und sonst nichts.