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Podcasting - eine Alternative zum Radio?

3. Dezember 2004

Ein neuer Trend aus der Blogger-Szene ist das Podcasting. Hierbei werden Audio-Dateien erstellt und im Internet veröffentlicht. Blogger sprechen vom Radio der Zukunft.

Noxon Radio von Terratec
In einem Gerät vereint: Podcasting und RadioBild: Terratec

Es ist schon eine Weile her, dass die Online-Tagebücher, die so genannten Weblogs, ihren Siegeszug im World Wide Web angetreten haben. Eine neue Form der Internet-Kommunikation ist das Podcasting. Der Name ist eine Zusammensetzung aus dem englischen Wort Broadcasting (Rundfunk) und dem verbreitesten MP3-Player - Apples iPod.

Individuelles Radio

Ein klarer Vorteil beim Podcasting: Im Gegensatz zu Weblogs, die nur im Internet abrufbar sind, können Audios im MP3-Datenformat überall abgespielt werden. Und Dank der heutigen Popularität der MP3-Player wächst die Gemeinschaft der Podcasting-Szene stetig. Ähnlich wie bei den Weblogs ist der Inhalt frei. In Deutschland, dem Land der Dichter und Denker, werden zum Beispiel im "Poetcast" Gedichte vorgelesen. Die "Sammelstelle" will Musik aus Deutschland bekannt machen. Und Ausländer können sich in "Steffanies Deutsch für Anfänger" mit der hiesigen Sprache vertraut machen. Auf diese Weise lässt sich eine ganz individuelle Radiosendung zusammenstellen. Weltweit haben auch politisch Interessierte und Musiker die neue Kommunikationsform entdeckt. Die einen verbreiten ihre Ansichten in politischen Sendungen, die anderen beschäftigen sich mit aktuellen Musik- oder Modetrends.

Apple iPod und Apple mini iPodBild: AP

Der ehemalige MTV-DJ Adam Curry und Dave Winer, einer der Pioniere im Computergeschäft, haben das Programm "Ipodder" produziert, das dem User die Verwaltung der verschiedenen Beiträge um einiges erleichtert. Technisch werden diese Podcasts in Form von RSS-Feeds angeboten, die so genannte "Enclosures" enthalten. Das sind im Prinzip spezielle Links innerhalb des Feeds. Alle Vorgänge sind automatisiert, vom Durchsuchen, Übertragen, Zusammenfassen bis zum Überspielen. Dafür müssen Nutzer nur ihren MP3-Player an den Computer anschliessen, online gehen und die Stichwörter eingeben, nach denen die Software ihre Musiktitel zusammenstellen soll. So können Nutzer abends Kriterien für die Musikauswahl eingeben und morgens ihre neue Audio-Sammlung anhören. Eine schnelle Internetverbindung ist aufgrund der großen Datenmengen unumgänglich. Eine Flatrate ist ebenfalls empfehlenswert.

Radiokunst von Amateuren

Die Creative Common License erlaubt es, ähnlich wie bei Open-Source-Projekte, den Inhalt der Audios zu zitieren, in seine eigenen Beiträge aufzunehmen oder ganz einfach eins zu eins zu übernehmen. So ist auch die ständige Frage des Urheberrechts geklärt und Podcasting kann nicht als eine reine Tauschbörse missbraucht werden.

Ob Podcasting das gute alte Radio ablösen kann, steht noch in den SternenBild: AP

Kommerzielle Anbieter und richtige Radioprofis sind in das Geschäft aber noch nicht wirklich eingestiegen. Die meisten produzierten Radiosendungen stammen von Amateuren und Anfängern. Allerdings ist die Qualität der Beiträge erstaunlich gut. Ben Tucker sammelt auf seiner Website "openpodcast.org" Beiträge, die über entsprechende Programme wie zum Beispiel den "Ipodder" angehört werden. Zum Ergänzen seiner Datenbank können eigene MP3-Dateien per E-Mail geschickt werden und diese werden dann automatisch veröffentlicht.

Zukunftsmusik

In einigen Weblogs wird das Podcasting als das Radio von Morgen beschrieben. Möglich. Neben den schon genannten Vorteilen kommen eine Vielzahl weitere hinzu. Man kann zum Beispiel vor- und zurückspulen, ein Lied überspringen und vor allem ist man nicht auf die lokale Empfangbarkeit eines Senders beschränkt. Allerdings muss sich erst noch zeigen, in wie weit professionelle Radiosender gewillt

sind, ihr Programm auf diese Weise zu verbreiten.

Ein gemeinsamer Podcasting-Versuch zur US-Wahl 2004 von DW-WORLD und ZDF online stieß auf großes Interesse. "Die gute Resonanz hat mich überrascht. Mit den Podcasts zur US-Wahl sind wir in Zielgruppen vorgestoßen, die mit herkömmlichen Radioprogrammen kaum zu erreichen sind", sagt Wolfgang Harrer, Journalist und freier Weblog-Autor für DW-WORLD.

"Nicht nur die Hörer profitieren vom Podcasting, sondern auch die Redakteure. Sie können jetzt wieder hoffen, auch mit Spezialthemen gehört zu werden, die sonst nur auf spätabendlichen Sendeplätzen in den Äther verschwinden", so Harrer weiter. (nak)

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