Immer mehr Menschen zieht es in den Wintermonaten in den hohen Norden Europas, um nachts ein außergewöhnliches Spektakel am Himmel zu verfolgen: die Aurora Borealis - ein Lichtphänomen, das Betrachter bezaubert.
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Sanft wehende Vorhänge, imposant aus dem Himmel fallende Wasserfälle, tanzende Spiralen - wenn Nordlichter die subarktischen Nächte illuminieren, vergisst der staunende Beobachter die Kälte. Die Lichterscheinungen in irrwitzigen Formen, die mal in gelblich-grünem Licht, mal in Pink- und Lilatönen, mitunter sogar in rot am Himmel wabern, ziehen jeden in den Bann, der sie zum ersten Mal sieht. Die Winternacht wirkt magisch.
Alles nur Physik
Zu den faszinierendsten Natur- und Wetterphänomenen zählen jene Leuchterscheinungen am Himmel, die besonders nördlich und südlich des 66. Breitengrades in den Polargebieten um den magnetischen Nord- und Südpol auftreten. Seit rund 100 Jahren weiß die Wissenschaft, wie das Spektakel zu erklären ist. Und das lässt selbst Physik-Muffel neugierig werden: Wenn es auf der Sonne Eruptionen gibt, werden elektrisch geladene Partikel ausgestoßen und ins Weltall geschleudert. Als Sonnensturm treffen sie rund 70 Stunden später auf das Magnetfeld der Erde entlang der Pole - Nordlichter entstehen, die dann in sternklaren Nächten verlässlich in den Polarregionen zu sehen sind.
Wer hat das schönste Polarlicht?
Heute reisen Menschen eigens in den hohen Norden, um die sogenannte Aurora Borealis zu bestaunen, die sich in den letzten Jahren zunehmend zu einer Winterattraktion für Skandinavienurlauber entwickelt haben. Alta in der nordnorwegischen Provinz Finnmark gilt als Stadt der Nordlichter; nur an wenigen Orten der Welt soll man das Leuchten intensiver als hier erleben. Tromsö bezeichnet sich sogar selbstbewusst als "Hauptstadt der Nordlichter". Hier ist fast schon eine Ausflugsindustrie rund um die Nordlichter entstanden - wohl auch, weil viele Fotos auf Facebook & Co gepostet werden und Lust darauf machen. Mehrere Dutzend Anbieter haben nächtliche Bustouren im Programm. Die Saison für Polarlichter dauert zwar von Ende September bis Ende März, aber in der dunklen Jahreszeit sind sie besonders gut zu sehen.
Zehn Gründe für Finnland
Das Land im Norden Europas ist nicht nur in der Polarlicht-Saison einen Besuch wert. Finnland oder Suomi hat eine ganz besondere Sprache. Und es begeistert Besucher auch mit seinen Seen, Wäldern und Elchen.
Bild: Reuters/A. Kuznetsov
Nordlichter
Bei klarem Nachthimmel Nordlichter zu sehen, ist für viele ein beeindruckendes Erlebnis. In Lappland im Norden Finnlands erscheinen diese Polarlichter an rund 200 Nächten im Jahr. Polarlichter entstehen, wenn elektrisch geladene Sonnenwindteilchen auf Sauerstoff- und Stickstoffatome in den oberen Schichten der Erdatmosphäre treffen.
Bild: picture-alliance/robertharding/R. Moiola
Helsinki
In der finnischen Hauptstadt wird gern gefeiert - vor allem am 6. Dezember, dem Unabhängigkeitstag. Aber auch wegen der Architektur und der vielen Restaurants und Bars lohnt ein Besuch in der Hafenstadt. Vor seiner Unabhängigkeit von Russland war Finnland bis 1917 ein autonomes Großfürstentum des Russischen Zarenreichs.
Bild: picture-alliance/dpa/R. Goldmann
Sauna
Zur finnischen Alltagskultur gehört die Sauna. Seit Jahrhunderten schwitzen, entspannen und diskutieren die Finnen an diesem heißem Ort, der in den eisigen Wintermonaten das Immunsystem auf Trab hält. Saunen gibt es überall in Finnland, sogar im Parlament in Helsinki gibt es eine.
Bild: picture-alliance/dpa/S. Reboredo
Schärenküste
Die finnische Küste im Südwesten des Landes hat zehntausende vorgelagerte felsige Inseln, die Schären. Der Kvarken-Archipel ist Teil der Schärenküste und gehört zum UNESCO-Weltnaturerbe. Typisch für die Region sind die roten Holzhäuser mit weißen Fenstern.
Bild: picture-alliance/Photoshot/Y. Pingfan
Design
Legendäre Designer wie Alvar und Aino Aalto machten Design aus Finnland zum Begriff. In Helsinkis Design District gibt es unzählige Läden, wo junge Kreative ihre Produkte anbieten und im Design Museum findet man finnische Designklassiker von Vasen über Geschirr bis hin zu Möbeln.
Bild: picture-alliance/Lehtikuva/M. Tynkkynen
Elche
In Finnlands Wäldern leben etwa 100.000 Elche. Die scheuen Tiere bekommt man aber trotzdem eher selten in freier Wildbahn zu sehen. Wer Elchen begegnen will, geht deshalb besser in einen der Parks oder Zoos, in denen Elche leben. Im Moose Manor Park nahe Jämsä in Mittelfinnland kann man zahme Elche streicheln.
Bild: picture-alliance/Lehtikuva/J. Nukari
Nationalparks
Zum 100. Jubiläum der Unabhängigkeit wurde 2017 Finnlands 40. Nationalpark eingeweiht. In den Parks leben Wildtiere wie Bären, Wölfe, Luchse und Adler. Eine seltene Süßwasser-Robbenart, die Ringelrobbe, kann man in den Nationalparks rund um den See Saimaa sehen.
Bild: picture-alliance/Lehtikuva/I. Pekkarinen
Wodka
Finnland besitzt eine lange Wodka-Tradition. Der Wodka wird zumeist aus Gerste hergestellt und die Destillationsverfahren können über Monate dauern. Es gibt auch Wodkasorten mit Aromen von nordischen Blaubeeren, Himbeeren oder Preisbeeren.
Hochprozentiger Alkohol ist sehr teuer. Zu kaufen gibt es ihn nur in staatlichen Monopolgeschäften namens "Alko".
Bild: picture-alliance/dpa/L. S. Gustafsson
Schnee
Weiße Winterlandschaften sind in Finnland garantiert. Wer also Spaß an Skifahren, Snowboarden, Langlaufen, Schneeschuhwandern oder auch Hundeschlitten fahren hat, ist hier richtig. Viele Huskyzüchter in Lappland haben sich auf den Tourismus spezialisiert und bieten Hundeschlittentouren durch die Wildnis an.
Bild: picture-alliance/robertharding/L. Grier
Lakritz
Fast alle Finnen lieben Salmiakki, Salzlakritze. Das klassische salzige Lakritz gibt es in harten oder weichen Varianten, man findet aber auch neue Kreationen dieser typisch finnischen Spezialität, zum Beispiel mit Schokolade.
Bild: picture-alliance/dpa/L. S. Gustafsson
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Naturerlebnis als Anreiz zum Reisen
Stefan Gössling, Professor für nachhaltigen Tourismus und nachhaltige Mobilität an der Universität Lund in Schweden, beobachtet zunehmendes Interesse an Touren zu den Nordlichtern. So würden Winterreisen mit der Chance, Nordlichter zu sehen, auch "sehr offensiv vermarktet", etwa von der norwegischen Postschifflinie. Nach seiner Ansicht reizen Menschen Phänomene, die eher selten sind. Die Aurora borealis sei so ein "besonders einzigartiges und sehr ästhetisches Naturschauspiel". Anderen Urlaubern gehe es um "die Schaffung von Sozialstatus durch den Konsum besonders exotischer Erlebnisse".Gegen einen hippen Wochenendtripp mit dem Flieger in den hohen Norden spricht aber schlicht das Risiko, vor einer geschlossenen Wolkendecke zu stehen. Je länger der Aufenthalt, desto realistischer die Chance, tatsächlich etwas von dem Leuchten am Himmel mitzubekommen. Und dafür gibt es seit einigen Jahren sogar eigene Apps, die die Sonnenaktivitiäten beobachten und verlässlich die Wahrscheinlichkeit von Nordlichtern vorhersagen. Zum Beispiel bietet die Website "Auroras Now!" des Finnischen Meteorologischen Instituts nach Anmeldung kostenlose Benachrichtigungen via e-mail, die immer dann versendet werden, wenn die magnetischen Bedingungen am Himmel über Finnland besonders günstig für Nordlichter sind. Wer dann am richtigen Ort, abseits von Siedlungen, dick verpackt um Mitternacht in der eisigen Stille steht, der erlebt ein Leuchten, das er sein Leben lang nicht mehr vergessen wird.
is/ks (mit kna)
Auf der Jagd nach dem Polarlicht
Leuchtende Polarlichter, die in verschiedenen Farben und Formen am Himmel fluoreszieren, verzaubern jedes Jahr Tausende Menschen. Aber wie genau entsteht das Naturschauspiel - und von wo kann man es am besten sehen?
Bild: picture-alliance/dpa/P. Pleul
Himmlisches Naturspektakel
Sieht das nicht zauberhaft aus? Gar himmlisch? Von den Polarlichtern gibt es gleich zwei Sorten: das Nordlicht, das auf der Nordhalbkugel vorkommt - wissenschaftlich heißt es "Aurora borealis" - und das Südlicht auf der Südhalbkugel - "Aurora australis".
Bild: picture-alliance/dpa/P. Pleul
Bunte Lichterkette
Die Polarlichter treten in einem Gürtel rund um den magnetischen Pol auf - hier von der Internationalen Raumstation über Irland eingefangen. Mit dem hellen Schein kündigt sich die gerade aufgehende Sonne an. Das Nordlicht verläuft über Skandinavien, Island, Teile Grönlands, Kanada, Alaska und die Nordküste Sibiriens.
Bild: picture alliance / ZUMA Press
Aurora Australis
Die Südlichter sind weniger bekannt - deswegen aber nicht weniger schön. In der Gegend um den Südpol befinden sich schlichtweg weniger bewohnte Gebiete als im Norden. Das macht Aussichtsplätze rar. Anders im All: Diesen Schnappschuss hat der Astronaut Tim Peake von der ISS gemacht.
Bild: ESA/NASA/Tim Peake
Atomphysik am Himmel
Die Polarlichter entstehen durch das Zusammenspiel des Erdmagnetfelds und der äußersten Schicht der Sonne, der Korona. Wenn Sonnenwindpartikel in die Erdatmosphäre wirbeln, blockt diese die Partikel ab. Ein paar dringen jedoch bei den Polarregionen durch und kollidieren mit Molekülen unserer Luft. Peng! Die freigesetzte Energie des Zusammenstoßes sieht dann so aus wie hier über Island.
Bild: Getty Images/AFP/H. Kolbeins
Formen und Farben
Polarlichter treten in vier verschiedenen Arten auf, abhängig von den Sonnenwinden: Corona, Vorhänge (hier im Bild), Bögen, Bänder. Und die Farben? Grünes Licht entsteht durch Sauerstoffatome, die in rund 100 Kilometer Höhe angeregt werden, rotes Licht durch Sauerstoffatome in 200 Kilometern Höhe. Violett bis blau entsteht durch angeregte Stickstoffatome.
Bild: Getty Images/AFP/O. Morin
Glück oder Zufall?
Eine Polarlicht-Garantie gibt es leider nicht. Hier ist es wie mit den anderen Himmelsspektakeln, bei denen ebenfalls ein bisschen Glück und mehr noch die richtigen Wetterverhältnisse dazugehören - also ein möglichst klarer Himmel! Und: je dunkler die Nacht, desto größer die Chancen auf Nordlichtschönheiten.
Bild: picture-alliance/dpa
Logenplatz
Besonders gute Karten hat man unter dem sogenannten Polarlichtoval. Dieses erstreckt sich um den geomagnetischen Pol im Norden Grönlands. Über Nordskandinavien, Island, Grönland, dem nördlichen Nordamerika und Nordsibirien zeigen sich Nordlichter also das ganze Jahr. Statistisch gesehen kommt es jedoch um die Tag-Nacht-Gleiche am 23. September und 21. März am häufigsten zu Sichtungen.
Bild: picture-alliance/dpa/P. Pleul
Fotogenes Licht
Aber: Sollten Sie nun extra nach Norwegen (Trøndelag und Tromsø sind ganz hoch im Kurs) reisen, seien Sie nicht enttäuscht, wenn das Nordlicht nicht so aussieht wie in unserer Galerie. Das Verrückte ist: Polarlicht-Aufnahmen sind meist farbintensiver als die Realität. Also, dringender Tipp: Kamera nicht vergessen und ein bisschen mit der Belichtungszeit experimentieren.