1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Polen startet TV-Sender für Belarus

13. Dezember 2007

Am 10. Dezember hat der erste unabhängige Fernsehsender für Belarus, Belsat, seinen Betrieb aufgenommen. Gesendet wird aus Polen, aber die Devise des Senders lautet: Fernsehen von Belarussen für Belarussen.

Satellitenschüssel in einem Innenhof in MinskBild: DW / Olja Melnik

Belsat ist ein Gemeinschaftsprojekt der polnischen Regierung und des polnischen öffentlich-rechtlichen Rundfunks. "Das Programm wird ein normales Programm sein. Neben Nachrichten wird es auch Talkshows, Musiksendungen, Informationen über Menschenrechte und Wirtschaftsmagazine geben", sagte Aleksej Dikowizkij, Leiter des Informationsdienstes von Belsat. Ausgestrahlt würden zudem vorwiegend europäische Kinofilme und Serien.

Mitarbeiter mit moderner Ausrüstung

Der Sender hat 80 Beschäftigte, die vorwiegend Belarussen sind. Die Direktorin von Belsat, Agnieszka Romaszewska, erklärte, die Journalisten würden quasi unter geheimen Bedingungen arbeiten. Deswegen würden noch nicht alle Namen der Mitarbeiter des Senders genannt. "In unserer Abteilung arbeiten vor allem junge Journalisten mit Ambitionen. Wir werden sehen, wer was leisten kann", sagte Dikowizkij.

Bekanntlich unterdrückt das Lukaschenko-Regime konsequent den unabhängigen Journalismus in Belarus. Aber auch die Arbeitsmethoden und die Ausstattung der Kameraleute und Journalisten lassen zu wünschen übrig. Das Team von Belsat wurde vom Polnischen Fernsehen mit digitaler Fernsehtechnik ausgerüstet.

Plattform für Regimegegner

Derzeit sendet Belsat täglich drei Stunden in einem Testbetrieb. Am 8. Januar wird der normale Betrieb aufgenommen. Neben aktuellen Nachrichten wird es auch täglich die Sendung "Reporter" geben, die hintergründig berichten wird. Geplant sind zeitgenössische Dokumentationen und Kinofilme, Konzerte und Videoclips belarussischer Interpreten, die vom belarussischen Fernsehen gemieden werden und die nur schwer Konzerte in Belarus organisieren können, seitdem es eine inoffizielle "schwarze Liste" gibt.

Übrigens trat anlässlich des Starts des Senders die Gruppe NRM, eine der populärsten Rockbands in Belarus, mit einem zweistündigen Konzert in Warschau auf. "Es ist noch zu früh, um von einem Durchbruch zu sprechen, aber dies wird sich positiv auf die Lage in Belarus auswirken. Ich hoffe, bei dem Sender diejenigen zu sehen, die aus verschiedenen Gründen in den offiziellen belarussischen Medien nicht vorkommen", sagte Ljawon Wolskij, Frontmann der Gruppe NRM.

Unabhängige Medien unter Druck

Nach Angaben des Belarussischen Journalistenverbandes sind mit Stand vom 1. Oktober dieses Jahres in Belarus 157 Radiosender zugelassen, davon sind 137 in staatlicher Hand. Ein Medien-Monitoring zeigt, dass die unabhängigen Stationen einem starken Druck ausgesetzt sind. Deswegen, so der Leiter des Informationsdienstes von Belsat, sei gerade die Freiheit der große Vorteil seines Senders. "Ich kann mir kaum vorstellen, dass mir jemand sagt, wie ich die Nachrichten zu verfassen habe. Das ist absolut unakzeptabel. Die Devise von Belsat lautet: Das ist Fernsehen von Belarussen für Belarussen", sagte Dikowizkij.

Redaktionen des Fernsehsenders befinden sich in Warschau, Bialystok und Vilnius. Belsat sendet über Satellit. Empfangen können das Programm etwa 700.000 Belarussen. Insgesamt leben in Belarus 9,7 Millionen Menschen.

Olga Urosmanowa, DW-Belarus

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen
Den nächsten Abschnitt Top-Thema überspringen

Top-Thema

Den nächsten Abschnitt Weitere Themen überspringen