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Polen: Wohl keine Sabotage an Öl-Pipeline

13. Oktober 2022

In Polen ist ein Leck der Druschba-Pipeline entdeckt worden, durch das Öl aus Russland auch nach Deutschland fließt. Die Behörden ermitteln in alle Richtungen Der Betreiber schließt Sabotage aber vorerst aus.

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Bild: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa/picture alliance

Die Ursache der Leckage sei noch unbekannt, hatte der polnische Pipeline-Betreiber Pern am Mittwoch mitgeteilt. Am späten Mittwochabend veröffentlichte Pern dann ein Statement, man schließe einen Sabotageakt vorerst aus: "Nach den ersten Erkenntnissen und der Art und Weise, wie die Rohrleitung verformt ist, gibt es zu diesem Zeitpunkt keine Hinweise auf eine Fremdeinwirkung." Derzeit würden allerdings detaillierte Analysen durchgeführt, um die Ursache des Zwischenfalls zu ermitteln und die Pipeline zu reparieren, damit so bald wie möglich wieder Öl durch die Leitung gepumpt werden könne.

Das Leck in der Pipeline "Druschba" (auf deutsch: Freundschaft) an einem der beiden Stränge des westlichen Abschnitts der Leitung, rund 70 Kilometer von der zentralpolnischen Stadt Plock, wurde am späten Dienstagabend gemeldet. Dies sei die Hauptleitung, über die das Rohöl nach Deutschland fließe.

Ein Sprecherin der örtlichen Berufsfeuerwehr sagte der Nachrichtenagentur PAP, das Leck befinde sich in dem Dorf Lania. "Die Pumpen wurden sofort abgeschaltet. Der andere Strang der Ölpipeline ist unverändert in Betrieb", heißt es in dem Statement des Betreibers. Dies gelte auch für das restliche Netzwerk. An den Ort des Lecks seien Einsatzkräfte des Betreibers sowie die Feuerwehr entsandt worden.

Die deutschen Raffinerien Schwedt und Leuna erhalten trotz des Lecks weiter Öl. "Die Versorgungssicherheit in Deutschland ist aktuell gewährleistet", sagte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums am Mittwoch in Berlin. Beide Raffinerien erhielten weiter Rohöl über Polen. "Diese Lieferungen sind nicht unterbrochen." Die Lage werde genau beobachtet. Sowohl Schwedt als auch Leuna hätten zuletzt aber vorsorglich Ölvorräte aufgebaut. "Nach ersten Informationen der polnischen Behörden geht man von einer unbeabsichtigten Beschädigung aus, nicht von einer Sabotage." Es gebe aber noch keine abschließenden Informationen.

Wichtige Verbindung

Ein Chemie- und Umweltsanierungsteam sei am Ort, sagte ein Feuerwehrsprecher dem öffentlich-rechtlichen Sender TVP. Die Aktion könne wahrscheinlich mehrere Stunden dauern. Man konzentriere sich darauf, eine erdölbasierte Substanz aus einer Senke in einem Maisfeld abzupumpen. Bislang habe man 400 Kubikmeter Öl abgepumpt, die Durchleitung sei gestoppt und der Druck sinke. Die Feuerwehrleute seien noch dabei, den genauen Ort der Beschädigung zu lokalisieren. "Die Ursache für das Leck in der Druschba-Pipeline wird derzeit untersucht. Bislang gibt es keine Hinweise auf die Ursache des Ausfalls. Alle Hypothesen sind möglich", schrieb der Sprecher des Koordinators der Geheimdienste, Stanislaw Zaryn, auf Twitter. 

Riesiges Netzwerk

 

Die Pipeline zählt zu den größten der Welt und liefert russisches Öl in mehrere Länder Mitteleuropas.

Sie wurde ab den 1960er Jahren errichtet und ist inzwischen 5500 Kilometer lang. Sie beginnt in Zentralrussland und verbindet die Ölfelder im Westen Sibiriens mit den Raffinerien in Europa. Dazu gehört auch die ostdeutsche Raffinerie Schwedt, die sich mehrheitlich in der Hand des russischen Eigentümers Rosneft befindet. Deutschland hat allerdings über eine Treuhandverwaltung die Kontrolle übernommen und will ab Jahresende kein russisches Öl mehr nutzen.

Die Pipeline kann täglich mehr als zwei Millionen Barrel (159 Liter pro Barrel) transportieren. Im Zuge des Konflikts des Westens mit Russland wegen der Ukraine-Invasion war sie in den vergangenen Monaten bei Weitem nicht ausgelastet.

In Weißrussland wird die Pipeline geteilt, der größere nördliche Arm verläuft über Polen nach Deutschland. Der südliche Arm führt in die Slovakei, Ungarn und Tschechien. Ein Teil des Öls bleibt in Weißrussland.

dk/hb (dpa, rtr, dpae, afpe)

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