Polens Ex-Staatschef Jaruzelski tot
25. Mai 2014Bekannt wurde er als Gegenspieler von Lech Walesa: Wojciech Jaruzelski lenkte im Namen der Kommunistischen Partei die Geschicke Polens, 1981 verhängte er im Kampf gegen die antikommunistische Solidarnosc-Bewegung das Kriegsrecht.
Geschichte machte Jaruzelski aber nicht nur damit. Im historischen Wendejahr 1989 setzte er gegen die Hardliner in der kommunistischen Partei die Gespräche am Runden Tisch mit den Vertretern der Bürgerrechtsbewegung durch, verhandelte eine
Teilung der Macht. Er wurde der erste Präsident des zur Demokratie zurückgekehrten Landes. Doch angesichts der heftigen Kritik seiner Gegner verzichtete er schon ein Jahr später auf das Amt und zog sich 1990 aus der Politik zurück.
Selbstkritik und Reue
Als einer von weltweit wenigen früheren Kommunistenführern übte er wiederholt Selbstkritik und entschuldigte sich mehrfach für die damaligen Vorkommnisse. Die Ausrufung des Kriegszustands, der zahlreiche Tote und die Verhaftung von Tausenden Oppositionellen zur Folge hatte, verteidigte er jedoch bis zuletzt als "richtig und unvermeidlich".
Im Jahr 2007 - mehr als 25 Jahre nach der Verhängung des Kriegsrechts - musste sich Jaruzelski vor Gericht verantworten. Ihm wurde vorgeworfen, "kommunistische Verbechen" begangen zu haben. Im Februar 2008 wurde bekannt, dass Jaruzelski schwer erkrankt war. Wegen einer schweren Lungenentzündung und Herzproblemen wurde er in einem Warschauer Militärkrankenhaus behandelt. Mitte Mai wurde er mit Verdacht auf einen Schlaganfall in eine Warschauer Klinik gebracht.
Der ehemalige polnische Arbeiterführer Lech Walesa würdigte den Verstorbenen als "großen Mann aus der Generation des Verrats". "Das waren komplizierte Zeiten. Die Abrechnung überlasse ich dem Herrgott", sagte der Friedensnobelpreisträger. Er war als Chef der Gewerkschaft Solidarnosc während des von Jaruzelski verhängten Kriegsrechts in Polen jahrelang interniert. Er sei nicht in der Lage zu sagen, ob Jaruzelski ein Verräter Polens oder ein Patriot gewesen sei, sagte Walesa der polnischen Nachrichtenagentur PAP. Privat sei der General, der am Sonntag nach langer Krankheit im Alter von 90 Jahren starb, ein interessanter Gesprächspartner gewesen: "Man konnte ihm stundenlang zuhören."
mm/sti (afp, ap, kna, dpa)