Lob und eine Zusage: Polens Präsident Nawrocki bei Trump
Veröffentlicht 2. September 2025Zuletzt aktualisiert 3. September 2025
Anfang Mai 2025 hat US-Präsident Donald Trump den polnischen Rechtsaußen-Kandidaten für die Präsidentschaft, Karol Nawrocki, im Oval Office empfangen. Er posierte mit ihm für ein gemeinsames Foto, das im Internet Furore machte, und ermutigte ihn zum Abschied mit den Worten: "You will win." Im Wahlkampf punktete Nawrocki mit dieser Unterstützung durch sein Idol.
An diesem Mittwoch kehrte Nawrocki nach Washington zurück - diesmal als gewähltes Staatsoberhaupt Polens. Und diesmal soll es nicht mehr nur um schöne Bilder und eine Polit-Show gehen, sondern um konkrete Politik. Im Mittelpunkt des Arbeitsbesuches werde die Sicherheitspolitik stehen, informierte der Chef der Präsidialkanzlei, Zbigniew Bogucki.
Polen als Frontstaat an der Ostflanke Europas beschränkt sich angesichts der russischen Gefahr nicht auf die Sicherheitsgarantien der NATO, sondern pflegt darüber hinaus ein enges bilaterales Bündnis mit den USA. Durch gute persönliche Kontakte sowie üppige Waffenkäufe will sich Warschau die Gunst der Amerikaner sichern - auch in Zeiten, in denen Washingtons Interesse für Europa abnimmt. Diese Politik, die Nawrockis Vorgänger Andrzej Duda zehn Jahre lang betrieben hat, will der neue polnische Präsident fortsetzen.
US-Soldaten bleiben in Polen
Dies könnte durchaus aufgegangen sein. US-Soldaten sollen nach Aussage von Trump weiterhin in Polen stationiert werden. "Wir haben nie daran gedacht, Soldaten aus Polen abzuziehen. Wir denken zwar darüber nach, was andere Länder betrifft, aber wir stehen voll hinter Polen und werden dem Land helfen, sich zu verteidigen", sagte Trump beim Antrittsbesuch Nawrockis.
Die Militärpräsenz könne sogar erhöht werden, wenn die Polen diese wünschten. In Europa gibt es seit Beginn von Trumps zweiter Amtszeit die Befürchtung, dass US-Truppen abgezogen werden könnten. Nawrocki entgegnete, es sei das erste Mal im 20. und 21. Jahrhundert, dass die Polen glücklich über die Präsenz ausländischer Soldaten in ihrem Land seien. "Die amerikanischen Soldaten sind Teil von unserer Gesellschaft."
Der US-Präsident verwies auch darauf, dass Polen das Nato-Land mit den höchsten Verteidigungsausgaben gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist. Nato-Angaben zufolge gibt das Land im laufenden Jahr fast 4,5 Prozent seines BIP für Verteidigung aus. Auf Druck von Trump hatte das Bündnis beim Gipfel in den Haag eine neue Zielmarke von fünf Prozent beschlossen.
Amerikanischer Einfluss in Polen
In Polen sind derzeit ca. 10.000 US-Soldaten stationiert. Im Norden des Landes befindet sich seit vergangenem Jahr eine US-Raketenabwehrstellung zum Abfangen ballistischer Mittelstreckenraketen. Die polnische Armee verfügt - oder wird demnächst verfügen - über amerikanische Apache-Hubschrauber, Abrams-Panzer und HIMARS-Raketenwerfer. Warschau wartet auch auf 32 bestellte Kampfflugzeuge vom Typ F-35.
Die Pläne der amerikanischen Regierung, die US-Militärpräsenz auf dem europäischen Kontinent zu reduzieren, hatten sowohl die Regierung als auch die Opposition in Warschau vorab beunruhigt.
"Trump hat Polen eine Sicherheitsgarantie gegeben und unsere Zusammenarbeit als Verbündete im militärischen Bereich betont; das ist ein großer Erfolg dieses Treffens", sagte Nawrocki nach dem Gespräch mit Trump. Er habe den US-Präsidenten zu einer Visite nach Warschau eingeladen, der genaue Termin dafür müsse noch festgelegt werden.
Konflikt mit Regierung überschattete die Reisevorbereitungen
Einen Schatten auf die Reise hatte Nawrockis Konflikt mit der Mitte-Links-Regierung von Ministerpräsident Donald Tusk geworfen. Seit dem Amtsantritt vor vier Wochen hat der neue Präsident sieben Gesetze der Regierung, darunter die Fortsetzung der Sozialhilfen für ukrainische Flüchtlinge in Polen, mit seinem Veto blockiert. Der innenpolitische Streit hat inzwischen auch die Außenpolitik erreicht.
Tusk vertritt die Auffassung, die Regierung lege die Richtlinien der Außenpolitik fest und der Präsident vertrete lediglich den Staat nach außen. Dies kollidiert mit der Amtsauffassung von Nawrocki, der das Konzept einer "aktiven Präsidentschaft" forciert und die Politik mitgestalten will.
Das Außenministerium übergab dem Präsidialamt vor Nawrockis Reise in die USA ein Papier mit dem Standpunkt der Regierung, eine Art Handlungsanleitung. Präsidentensprecher Rafal Leskiewicz nannte das Dokument "peinlich" und "ohne konkrete Hinweise". Die Anleitung könnte man als "Witz" bezeichnen, so der Sprecher. Der Präsident wisse selbst, was er zu sagen habe, ergänzte der für Außenpolitik zuständige Beamte in der Präsidialkanzlei, Marcin Przydacz.
Undichte Stelle im Präsidialamt?
Der Inhalt des Dokuments hat inzwischen den Weg in die Medien gefunden. Das Außenministerium habe Nawrocki empfohlen, "besondere Vorsicht" bei einigen Themen, darunter der Digitalsteuer sowie der Regelung der sozialen Medien zu walten zu lassen, berichten die Zeitungen. Unklar ist, wer das Papier an die Öffentlichkeit gebracht hat. "Die Panne bringt Nawrocki in eine ungünstige Situation", kommentiert die Internetplattform Onet. Und Außenminister Radoslaw Sikorski schrieb im Kurznachrichtendienst X: "Wenn ich Staatsoberhaupt wäre, würde ich überprüfen, wer der Trottel war, [der das geleakt hat]." Die undichte Stelle wird im Präsidialamt vermutet.
Der Streit vor der US-Reise ist nur ein weiteres Kapitel im Machtkampf zwischen Nawrocki und Tusk. Der Präsident nutzte seine Kontakte zur US-Administration, um Tusk von der Teilnahme an einer Telekonferenz zwischen mehreren europäischen Staats- und Regierungschefs mit Trump am 13. August 2025 auszuschließen und selbst seinen Platz einzunehmen. An der gemeinsamen Reise mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nach Washington am 18. August nahm wegen des Kompetenzstreits gar kein polnischer Vertreter teil.
Trotz dieser Spannungen sprachen Nawrocki und Tusk an diesem Montag am Rande der Gedenkfeier zum 86. Jahrestag des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs unter vier Augen.
Am Dienstag wurde bekannt, dass kein Vertreter des Außenministeriums Nawrocki auf seiner Reise begleiten wird. Das Präsidialamt schloss auch die polnische Botschaft in Washington vom Besuch aus. Sikorski lässt sich aber nicht klein kriegen - er flog ebenfalls in die USA und sollte dort US-Außenminister Marco Rubio treffen.
Nawrockis außenpolitische Ambitionen
Obwohl ein Neuling auf der weltpolitischen Bühne, macht Nawrocki keinen Hehl aus seinen internationalen Ambitionen. Vor allem in Mittelosteuropa will er die erste Geige spielen - als Vertreter nicht nur Polens, sondern der ganzen Region gegenüber den USA. Am vergangenen Donnerstag traf er sich in Warschau mit den Präsidenten von Litauen, Estland und Lettland - Gitanas Nauseda, Alar Karis und Edgars Rinkevics, sowie mit der dänischen Regierungschefin Mette Frederiksen. Anschließend schaltete sich Selenskyj per Video dazu.
Der künftige Frieden in der Ukraine müsse "maximal gerecht sein" und könne nicht von Russland als Sieg betrachtet werden, sagte nach dem Treffen der außenpolitische Sprecher des Präsidenten. Russland trage die Verantwortung für die Aggression und müsse "die Kraft des Westens zu spüren bekommen".
Zuerst Reparationen, dann gute Beziehungen zu Deutschland
Auf der Rückreise aus Amerika will Nawrocki Station in Italien machen. In Rom wird er sich mit dem Papst und der italienischen Regierungschefin Giorgia Meloni treffen. Auch Besuche in Litauen und Finnland sind geplant. Deutschland spielt in diesen Reiseplänen vorerst keine Rolle.
Bei der Gedenkfeier zum 86. Jahrestag des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges auf der Westerplatte in Gdansk (Danzig) am 1. September hatte Nawrocki betont, dass gute Beziehungen zu Deutschland von der Lösung der Frage der Kriegsreparationen für Polen abhingen.
(mit Agenturen)
Dieser Artikel stammt vom 2. September 2025 und wurde am 3. September 2025 aktualisiert.