Politik direkt Forum vom 30. 04. 2009
7. Mai 2009Informationen zum Thema:
Kampf ums Überleben – Deutsche Milchbauern fürchten um ihre Existenz
Der Preisverfall bei Milch und Molkereiprodukten gefährdet viele Familienbetriebe in Deutschland. Die Preise sind abgestürzt, zuviel Milch ist auf dem Markt - und es macht die Bauern fassungslos, dass die zuständige EU-Kommission in Brüssel die zulässigen Mengen weiter erhöhen wird. Als die Milchquote vor 25 Jahren eingeführt wurde, gab es mehr als 300.000 Milchvieh-Betriebe, jetzt sind es noch rund 100.000. Auch die stehen jetzt vor der Frage: Durchhalten oder aufgeben? So stirbt eine alte Agrartradition und damit ein Stück Kultur in Deutschland.
Unsere Frage lautet:
"Soll der Staat den Bauern helfen?"
Antworten unserer Zuschauer:
Günther Marks, Kanada:
"Subventionen helfen nicht, sie führen nur zu Überproduktion. Was die Bauern brauchen sind Grundpreise für Grundnahrungsmittel, die von niemanden unterboten werden dürfen. Die profitable Produktion einheimischer Lebensmittel sollte Bestandteil der 'Home Security' sein."
Charles Smyth, Großbritannien:
"Die jetzige Misere rührt daher, dass frühere Regierungen eine Überproduktion an Milch zugelassen und damit ein Übermaß an Milchbauern geschaffen haben. Das Problem ist also, dass es in der Landwirtschaft zu wenig neue Produkte gibt, die sich profitabel erzeugen lassen. Wenn die Politik jetzt den Milchbauern helfen würde, dann würde das nur dazu führen, dass die Bauern weniger in Neues investieren und sich statt dessen weiter an Produkten abarbeiten, für die es keinen Markt mehr gibt."
Rina Verwoerd, Südafrika:
"Ja, der Staat soll den Bauern helfen, denn sie produzieren Lebensmittel, nicht Luxus! Schauen Sie wie Simbabwe aussieht ohne Farmer; früher die Speisekammer Afrikas."
Gerhard Seeger, Philippinen:
"Vor kurzem haben uns sehr große Unternehmen in eine weltweite Krise geritten und bekamen milliardenschwere Hilfspakete geschnürt. Gerechterweise sollte man jetzt auch den Bauern helfen, die oft nur Familienbetriebe sind. Zumal die EU-Bürokratie nicht so ganz unschuldig an der Lage ist. Ansonsten sollte aber so allmählich Schluss sein mit staatlicher Hilfe für private Unternehmer und sie ihr 'unternehmerisches Risiko', auf dass sie so gerne hinweisen, wirklich selbst tragen."
Tom Clyde, China:
"Direkte staatliche Hilfen für die Bauern bringen nichts außer neuen Abhängigkeiten. Die Hauptaufgabe des Staates besteht darin, wieder Vertrauen in die eigene Wirtschaft entstehen zu lassen. Wenn die Leute ihr wieder lustvoll ausgeben, dann wird das auch den Milchbauern helfen."
Martin Burmeister, Venezuela:
"Die Bauern erhalten doch EU-weit erhebliche Subventionen. Wird dies Geld nicht gerecht verteilt? Wird die Milchproduktion dabei nicht berücksichtigt? Es gäbe zu diesem Thema noch `zig Fragen."
Herbert Fuchs, Finnland:
"Die Bauern haben heutzutage einen schweren Stand, vor allem kleine Bauern mit kleinem Hof, und dazu die vielen EU-Verordnungen. Dazu noch der Preisverfall der Landprodukte schreien förmlich zum Himmel. Globalisierung, EU Erweiterung, immer neue Gesetze, die den Landwirten sprichwörtlich das Wasser abgraben. Der Staat sollte schon die heilige Pflicht haben, den Bauernstand in der Heimat zu erhalten, damit der nicht noch mehr vor die Hunde geht. Schon als Kinder haben wir früher in einem Märchen gehört von dem König der Riesen; wie das Mädchen den pflügenden Bauer mit samt Pferden vom Acker mit nach Hause nahm in die Riesenburg zum spielen. Darauf der Vater: 'Bring es schnell wieder zurück auf den Acker, wo du es mitgenommen hast! Das ist kein Spielzeug, sondern ein Bauersmann, der (...) wichtig ist für unser aller täglich Brot.' Ja, und heute sollte der Staat zumindest dafür sorgen, dass der Bauer, auch wenn er eine noch so kleine Landwirtschaft betreibt, mit seiner Familie ein erträgliches Auskommen hat. Ich wünsche mir, dass der Staat ein Herz hat für den Erhalt des Bauernstands. Auch - wenn notwendig - mit finanziellen Mittel."
Erwin Scholz, Costa Rica:
"Bürokraten als Gestalter
nerven Milchvieh-, Schweinehalter,
werden sie, die Herrn des Landes,
Opfer ihres Unverstandes."
Lee S Davis, USA:
"Ja! Auf dem amerikanischen Kontinent zum Beispiel verhindern Freihandelsabkommen Subventionen für Kleinbauern. Lediglich die Großfarmen bekommen staatliche Hilfen, obwohl sie sie nicht brauchen. Wir müssen zurück zur guten, alten Zeit, in der es selbstverständlich war, dass bäuerliche Familienbetriebe geschützt wurden."
Mohamed Abdullah, Ägypten:
"In jeder Krise sollte die Regierung den Menschen helfen. Jetzt gibt es in Deutschland eine Milchkrise – natürlich sollte die Regierung auch den Milchbauern helfen."
Karl Heinrich Pflumm, USA:
"Bei uns auf Hawaii kostet der Liter Milch etwa 1,75 Dollar. Ich bin empört, wenn ich höre, dass Milchbauern zu Opfern werden. Ich vermisse hier die deutsche Milch!"
Ferenc Deak, Rumänien:
"Meiner Meinung nach sollte der Staat den Bauern helfen."
René Junghans, Brasilien:
"Selbstverständlich soll der Staat den Bauern helfen. Der Staat könnte ja zum Beispiel den Milchpreis erhöhen, um die Betriebe wieder wirtschaftlich auf den Vordermann zu bringen. Es ist schon schlimm genug, dass von den ursprünglich 300.000 milchproduzierenden Gehöften nur noch 100.000 übriggeblieben sind. Die deutsche Regierung muss sich im klaren darüber sein, dass jedes deutsche Lebensmittel produzierende Gehöft, also nicht nur wenn es um Milch geht, etwas weniger Abhängigkeit von importierten Produkten bedeutet. Es kann doch nicht angehen, dass man deutsche Produzenten in die Pleite treibt, um ausländische Agrarbetriebe zu stärken. Auf den Tisch deutscher Familien gehören deutsche Produkte. Nur so hat man die Gewähr, auch gesund zu leben!"
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