Politiker sollten Vorbilder sein, aber sie haben auch selbst welche. Bundeskanzlerin Angela Merkel bewundert die Physikerin und doppelte Nobelpreisträgerin Marie Curie. Und sonst?
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Deutschland wählt: die Spitzenkandidaten und ihre Vorbilder
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Mit der Physikerin als Vorbild stellt die amtierende Bundeskanzlerin und CDU-Parteivorsitzende eine Ausnahme dar. Alle anderen fünf Spitzenkandidaten des Bundestagswahlkampfs nennen in unserer Umfrage Politiker als ihre Idole. Martin Schulz (SPD) und Sahra Wagenknecht (Die Linke) orientieren sich an den großen historischen Leitfiguren ihrer Parteien. Alexander Gauland (AfD) taucht tief in die Geschichte Frankreichs ein und Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen) sieht - genau wie Martin Schulz - im Übervater der SPD eine Leitfigur.
Welche Vorbilder die Spitzenkandidaten des Wahlkampfs im einzelnen haben, erfahren Sie in unserer Bildergalerie.
Sechs Spitzenkandidaten im Bundestagswahlkampf und ihre Idole
Politiker sollten nicht nur Vorbilder sein, sie haben auch oft selbst welche. Von der Nobelpreisträgerin bis zum französischen Diplomaten - das sind die Leitfiguren der Spitzenkandidaten der Parteien.
Bild: Imago/imagebroker
Angela Merkel (CDU): Marie Curie
"Marie Curie war für mich als Kind ein unheimliches Vorbild. Es gibt nur vier Menschen, die mehr als einen Nobelpreis bekommen haben. Darunter ist sie die einzige Frau", so Angela Merkel. Marie Curies (1867-1934) Erforschung radioaktiver Strahlung brachte ihr den Nobelpreis für Physik ein. Für die Entdeckung der Elemente Radium und Polonium verlieh man ihr einen weiteren Nobelpreis, den in Chemie.
Bild: picture alliance/United Archiv
Martin Schulz (SPD): Willy Brandt
"Willy Brandt ist Vorbild, Inspiration; seine Vision einer gerechten Gesellschaft im vereinten Europa fasziniert noch heute", sagt Schulz. Der SPD-Vorsitzende Brandt war der vierte Kanzler der BRD (1969-1974) und ist als Versöhner zwischen Ost und West in Erinnerung geblieben. Das Bild seines Kniefalls vor dem Mahnmal des jüdischen Ghetto-Aufstands 1943 in Warschau beeindruckte weltweit.
Bild: picture-alliance/dpa/K.Nietfeld
Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen): Willy Brandt
"Willy Brandt hat uns gezeigt, dass Politik eine Vision braucht und mehr sein sollte als reiner Pragmatismus", so Özdemir. Er (Spitzenduo mit Katrin Göring-Eckardt) sieht in Brandts Weltoffenheit und seinem Kampf für Frieden in Europa eine Leitlinie seines Denkens. Brandts Aufrichtigkeit und seine klare Haltung gegenüber der Hitler-Zeit, die er im Exil verbrachte, veränderten viel in Deutschland.
Bild: Imago/Sven Simon
Sahra Wagenknecht (Die Linke): Rosa Luxemburg
"Sie war eine kämpferische Frau, die gradlinig ihren Weg gegangen ist. Sie hat sich nicht kaufen lassen, sondern stand tragisch endend für ihre Position", sagt Wagenknecht (Spitzenduo mit Dietmar Bartsch) über Rosa Luxemburg. Die in der Arbeiterbewegung engagierte Begründerin des Spartakusbundes und der Kommunistischen Partei versuchte mit Massenstreiks, das Ende des 1. Weltkriegs zu bewirken.
Bild: picture-alliance / akg-images
Joachim Herrmann (CSU): Johannes Herrmann
„Mein Vorbild ist in vielerlei Hinsicht mein Vater. Er war ein ehrlicher Mensch, gradlinig und zuverlässig. Und fest im christlichen Glauben verankert. Das prägt mich und mein Leben!", so Joachim Herrmann. Sein Vater, der Jurist Johannes Herrmann (im Bild), unterrichte bis zu seinem Tod 1987 Jura an mehreren Universitäten. Er war politisch aktiv und saß 17 Jahr lang im Bayerischen Senat.
Bild: Stadtarchiv Erlangen/Rudi Stümpel
Christian Lindner (FDP): Hans-Dietrich Genscher
"Genscher ist einer der verdienstvollsten Staatsmänner unserer Republik und Architekt der Einheit. Er war für die FDP eine Ikone und ein väterlicher Freund", sagt Lindner. Fast 20 Jahre lang prägte der "ewige Außenminister" das Ansehen Deutschlands in der Welt: Abrüstung, Entspannung und Aussöhnung mit dem Osten prägten seine Politik. Am Ende wurde sein Wirken durch die Wiedervereinigung gekrönt.
Bild: picture-alliance/dpa/B. von Jutrszenka
Alexander Gauland (AfD): Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord
"Ein historisches Vorbild ist mir der französische Außenminister Talleyrand zur Zeit Napoleons", sagt Gauland (Spitzenduo mit Alice Weidel). "Er vertrat den klugen Grundsatz: 'Nimm nie einem Gegner sein Gesicht, da du ihn noch brauchen wirst'." Der Adlige (1754-1838) galt als Opportunist, der vielen Herrschern diente: der Kirche, der französischen Revolution, Napoleon und den Bourbonen.