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Glaube

Politiker und Kirchenführer würdigen Papst Benedikt XVI.

31. Dezember 2022

Nach dem Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. bekunden Politiker und Kirchenführer aus aller Welt ihre Trauer. Für Kanzler Olaf Scholz war der 95-Jährige "ein besonderer Kirchenführer".

Papst Benedikt
Papst Benedikt XVI. bei einer Messe in Berlin im Jahr 2011Bild: Michael Kappeler/dpa/picture alliance

Bundeskanzler Olaf Scholz hat zum Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. dessen Bedeutung für Deutschland hervorgehoben. "Als 'deutscher' Papst war Benedikt XVI. für viele nicht nur hierzulande ein besonderer Kirchenführer", erklärte Scholz auf Twitter. "Die Welt verliert eine prägende Figur der katholischen Kirche, eine streitbare Persönlichkeit und einen klugen Theologen."

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte Benedikt als Mittler zwischen den Religionen. "Die Einheit der Christenheit und der Dialog der Religionen, das Miteinander von Religion und Gesellschaft lagen ihm besonders am Herzen. Er suchte das Gespräch mit Juden und Muslimen sowie allen christlichen Konfessionen weltweit", schrieb Steinmeier. Schon im Wirken des Professors Joseph Ratzinger habe sich hohe theologische und philosophische Bildung mit verständlicher Sprache verbunden. "Deswegen fanden viele Menschen, nicht nur Katholiken, in seinen Schriften und Ansprachen klare Orientierung."

"Einer der größten Theologen seiner Zeit"

Papst Franziskus ging in der Predigt des Vespergottesdienst auf seinen Vorgänger ein. Dieser sei eine "so edle, so sanfte Person" gewesen. Zugleich äußerte er Dankbarkeit "für all das Gute, das er vollbracht hat, und vor allem für sein Zeugnis des Glaubens und des Gebets".

US-Präsident Joe Biden schrieb, Benedikt habe sich ein Leben lang mit Hingabe für die Kirche eingesetzt und sich dabei von seinen Prinzipien und seinem Glauben leiten lassen. "Möge seine Konzentration auf den Dienst der Nächstenliebe weiterhin eine Inspiration für uns alle sein."

Der britische Premierminister Rishi Sunak zeigte sich "betrübt" über den Tod des emeritierten Papstes. Dessen Besuch im Vereinigten Königreich 2010 sei ein "historischer Moment" sowohl für Katholiken als auch für Nichtkatholiken gewesen, so der konservative Politiker auf Twitter. Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, bezeichnete ihn als "einen der größten Theologen seiner Zeit". Benedikt habe zudem mit seiner Entscheidung zum Rücktritt vom Amt des katholischen Kirchenoberhaupts die "Zerbrechlichkeit des Menschen" anerkannt, so das geistliche Oberhaupt der Church of England.

"Mit Herz und Verstand für eine brüderlichere Welt": Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (Archivbild)Bild: Dominique Jacovides/abaca/picture alliance

Der französische Präsident Emmanuel Macron erklärte: "Meine Gedanken sind bei den Katholiken in Frankreich und in der ganzen Welt, die um Seine Heiligkeit Benedikt XVI. trauern, der sich mit Herz und Verstand für eine brüderlichere Welt eingesetzt hat." Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni sprach von dem Deutschen als einem "Giganten des Glaubens und der Vernunft". Staatspräsident Sergio Mattarella sagte, Italien trauere um Benedikt, der "für das italienische Volk unvergesslich bleiben wird". Russlands Staatschef Wladimir Putin nannte ihn einen "Verteidiger traditioneller christlicher Werte".

"Wegweiser durch die verwundenen Straßen der Gegenwart"

Irlands Präsident Michael D. Higgins schrieb: "In dieser Zeit der Rückkehr des Kriegs auf unserem Kontinent und in so vielen Teilen der Welt, denken wir an seine einenden Bemühungen, einen gemeinsamen Weg zur Förderung von Frieden und gutem Willen auf der ganzen Welt zu finden." Der Präsident des stark katholisch geprägten Polens, Andrzej Duda, erklärte, mit seinem Leben, seinem Werk und seinem pastoralen Dienst habe Benedikt XVI. "wie ein Wegweiser durch die verwundenen und trügerischen Straßen der Gegenwart" gewirkt.

Auch der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, gedachte des einstigen Theologie-Professors und früheren Erzbischofs von München und Freising. "Wir erinnern uns an einen demütigen Mann des Gebets und des Studiums". Er sei prinzipientreu in seinem Glauben, unermüdlich in seinem Streben nach Frieden und entschlossen in seiner Verteidigung der Menschenrechte gewesen.

Katholiken und Protestanten würdigen Benedikt

Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, bezeichnete den früheren Präfekten der Glaubenskongregation als "beeindruckenden Theologen und erfahrenen Hirten". Er erklärte in Bonn: "Gerade als Kirche in Deutschland denken wir dankbar an Papst Benedikt XVI.: In unserem Land wurde er geboren, hier war seine Heimat, hier hat er als theologischer Lehrer und Bischof das kirchliche Leben mitgeprägt." Der Verstorbene sei eine Persönlichkeit gewesen, die der Kirche auch in schwierigen Zeiten Hoffnung und Richtung vermittelt habe.

Bätzing ging auch auf die Aufarbeitung des Missbrauchskandals im Erzbistum München und Freising ein, wo Benedikt vor seinem Wechsel in den Vatikan als Erzbischof Joseph Ratzinger tätig war. Benedikt habe sich mit einem Brief zum Münchner Gutachten an der Aufarbeitung beteiligt. "Die Betroffenen hat er um Vergebung gebeten und doch blieben Fragen offen", so der Vorsitzende der Bischofskonferenz.

"Offene Fragen": Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz, während eines Gottesdienstes 2020Bild: Christian Ditsch/dpa/picture alliance

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, schrieb: "Joseph Ratzinger hat mit großem Scharfsinn und intellektueller Prägnanz theologische Beiträge geleistet, die weit über die katholische Kirche hinaus die Christenheit insgesamt und die Öffentlichkeit beeindruckt haben." In Hannover betonte Kurschus, Benedikt habe vielen Menschen Orientierung gegeben. Als Kardinal und später als Papst Benedikt XVI. habe er in Fragen der Ökumene das Gemeinsame unterstrichen.

Schwieriger Dialog mit dem Judentum

Rabbiner Walter Homolka erinnerte indes an den teils konfliktbelasteten Dialog mit dem Judentum. "Er hat es uns Juden mit seinem klaren Wahrheitsanspruch nicht leicht gemacht. Er vermittelte stets ein triumphales Bild der Kirche. Ihr Glanz gründet im auferstandenen Christus als dem Neuen, das das jüdische Umfeld Jesu hinter sich lässt", sagte Homolka der Katholischen Nachrichten-Agentur.

Das verstorbene Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche habe "nicht daran geglaubt, dass Juden und Christen das Trennende selbst überwinden könnten".  Allerdings habe er die Position vertreten, dass aus dem Gegensatz der Überzeugungen keine Feindschaft entstehen dürfe. "Er sah darin vielmehr eine Kraft des Friedens. Für einen glaubwürdigen Dialog hat dies nicht gereicht. Wohl aber für ein respektvolles Miteinander."

"Feierlich, aber schlicht"

Benedikt XVI. starb nach offiziellen Angaben an diesem Samstagmorgen im Alter von 95 Jahren in seiner Wohnung im Kloster Mater Ecclesiae in den Vatikanischen Gärten. Zu Beginn seiner Amtszeit im Jahr 2005 war er der erste deutsche Papst seit 482 Jahren. 2013 erklärte er seinen Amtsverzicht.

Papst Franziskus wird am Donnerstag um 9.30 Uhr die Totenmesse für seinen Vorgänger auf dem Petersplatz halten. Sie werde gemäß dem Wunsch des Verstorbenen "feierlich, aber schlicht" verlaufen, teilte Vatikansprecher Matteo Bruni mit. Bis zu dieser Messe wird der Leichnam ab Montag im Petersdom aufgebahrt, damit die Gläubigen aus aller Welt Abschied nehmen können. 

kle/jj/qu (dpa, afp, kna, epd)

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