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Politische Lösung für chronische Hungerkrise

23. Juli 2011

Die derzeitige Hungersnot war seit langem abzusehen. Dennoch blieben Regierungen und Helfer - einmal mehr - untätig. Dabei braucht Europa ein stabiles Horn von Afrika.

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Bild: DW

Bereits im Februar bat die äthiopische Regierung um Nahrungsmittelhilfe für drei Millionen Menschen. Dies zusätzlich zu den acht Millionen chronisch Hungernden im Land. Im benachbarten Somalia starben zu diesem Zeitpunkt bereits die ersten Rinder - seit biblischen Zeiten in dieser Viehzüchter-Region ein sicheres Zeichen für eine bevorstehende Hungersnot.

Ludger Schadomsky, DW-Afrika-Redaktion

Doch einmal mehr mussten erst Fernsehbilder ausgehungerter Flüchtlinge um die Welt gehen, bis die Staatengemeinschaft reagierte. "Donor fatigue - Gebermüdigkeit" heißt das im Expertendeutsch: Angesichts zyklisch wiederkehrender Hungersnöte und politischer Wirren wenden sich die Geber resigniert ab. Die Italiener, Ausrichter der großen Geberkonferenz für das Horn am kommenden Montag (25.07.2011), haben selbst bislang keinen Nothilfe-Euro für die ehemalige Kolonie Somalia gespendet. Die Europäer sind mit sich selbst und dem Euro beschäftigt und nicht mit einer Region, die mit dem "failed state" Somalia, dem korrupten Kenia und dem paranoiden Sicherheitsstaat Äthiopien eine denkbar schlechte Lobby hat.

Hunger am Horn "hausgemacht"

Bei allen Klimaeinflüssen: Hunger ist am Horn von Afrika, mehr noch als in anderen Weltregionen, hausgemacht. Deshalb müssen die Antworten jenseits der Frühwarnsysteme auch zwingend politischer Natur sein. Welchem Steuerzahler ist zu erklären, dass Äthiopien Nahrungsmittel für elf Millionen Menschen anfordert, zugleich aber ein Dutzend Hilfsorganisationen der Hungerregion Ogaden verweist und Millionen Hektar Ackerland an Chinesen und Saudis verpachtet?

Hilfe ist im Interesse der Europäer

Doch so nachvollziehbar die Müdigkeit der Geber ist, so kurzsichtig ist ihre Nabelschau. Schon jetzt ist die Piraterie vor Somalia ein ernsthaftes Risiko für den globalisierten Warenverkehr. Wenn Kenia die Grenze zum Nachbarland aus Angst vor einsickernden somalischen Terroristen schließt, dann muss uns Europäern das zu denken geben. Der Umgang mit Zehntautausenden Armutsflüchtlingen, die nach Europa strömen, bedroht die fragile Solidargemeinschaft der EU, wie gesehen bei dem jüngsten unwürdigen Geschacher um Aufnahmequoten.

Es geht also nicht nur um Mitmenschlichkeit und Spenden. Sondern es geht auch um vitale Sicherheitsinteressen. Es bräuchte einen Solidarpakt zwischen Gebern und Empfängern: Ihr schafft die politischen Rahmenbedingungen, wir helfen Euch, wenn der Klimawandel zuschlägt. Leider haben die Europäer durch ihre uninspirierte, manchmal zynische Afrika-Politik ihren Kredit als Partner in der Krise verspielt.

Autor: Ludger Schadomsky
Redaktion: Stefanie Duckstein

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